Einführung zu
Privatdetektiv J.W. Göthe

 

Ich darf mich vorstellen, mein Name ist
Johann Wolfgang Göthe

Ich bin von Beruf Privatdetektiv.
Tja, eigentlich stimmt das gar nicht. Das ist die Tätigkeit, mit der ich nun schon seit sehr viel Jahren meine Brötchen verdiene, wie man so schön sagt. Mein erlernter Beruf ist Polizist. Als Polizeibeamter habe ich einige Jahre, fast zwei Jahrzehnte, auf den Straßen der Stadt Essen für Recht und Ordnung gesorgt, was nicht immer schön war, meistens ganz im Gegenteil. Die schönen Momente waren die geringeren. Was schlussendlich auch dazu geführt hat, dass ich den sicheren Beruf des Beamten an den viel beschriebenen Nagel gehängt habe. Auslöser war der Tod meines Kollegen, der bei einer Schießerei ums Leben kam. Mit dem neuen Kollegen kam ich nicht so gut klar und so stellte ich mir irgendwann die Frage, warum mache ich das überhaupt. Warum setze ich mein Leben aus Spiel. Nachdem ich die Frage beantwortet hatte suchte ich nach einer anderen beruflichen Tätigkeit. Das Problem war, ich hatte nichts gelernt außer zu kontrollieren, zu beobachten und andere Menschen auf ihre Fehler aufmerksam zu machen. Mit diesen beruflichen Eigenschaften kann man nicht viel anfangen und die Auswahl dessen, was als weitere Tätigkeiten übrigbleibt, ist ziemlich überschaubar. Und so lag es nahe es mal als Privatdetektiv zu versuchen. Okay, ganz ehrlich, ich habe selbst nicht mit einem Erfolg gerechnet. Es ist halt nur ein Job, wie ich ihn immer bezeichne. Es ist ja im Grunde genommen auch nichts anderes. Denn ein Beruf ist es ja nicht, aber im Nachhinein betrachtet scheine ich ihn wohl ziemlich gut gemacht zu haben. Zurückblickend, aus heutiger Sicht, hat es so einige sehr interessante Fälle gegeben. Die einzelnen Aufträge als Fälle zu bezeichnen, hat was mit meinem Beruf zu tun. Um genau diese Fälle dreht sich nun seit Jahrzehnten bei uns alles. Ja, Sie haben richtig gelesen, ich habe das Wort uns verwendet. Mit uns ist Gabi und ich gemeint. Gabi ist der Spitzname von Gabriele Böhm. Seit längerer Zeit darf ich ‚meine Gabi‘ sagen. Wir sind ein Paar. Ich habe Gabi kennengelernt als ich Räumlichkeiten für meinen Job suchte, da ich mich als Privatdetektiv selbstständig gemacht hatte. Die Zeitungsannoncen schaute ich mir schon seit längerem an. Viel Gescheites war meistens nicht dabei und wenn, dann war es für mich zu teuer. Dann, an einem Samstag stand plötzlich eine Arztpraxis in der Zeitung. Kurios war, diese sollte auf keinen Fall mehr als solche weiterverwendet werden. Das klang interessant. Noch am gleichen Tag durfte ich mir die Räumlichkeiten ansehen. Die Praxis befand sich in Essen Stadtwald, an der Heisinger Straße und war nicht so groß wie ursprünglich von mir vermutet. Die Vermieterin, meine Gabi, war ein Jahr zuvor Witwe geworden und wollte auf keinen Fall mehr, dass sich in dem Zweifamilienhaus unten wieder eine Praxis befand. Und dann kam ich, der Privatdetektiv. Nur weniges erinnerte bei meinem ersten Besuch noch an eine Praxis. Der Schreibtisch ihres Mannes stand noch im Behandlungszimmer, der heute meiner ist. Der Empfang mit samt Theke war noch vorhanden und ist es auch geblieben. Die übrigen drei Räume wurden in der ersten Zeit mein neues Zuhause. Sehr praktisch fand ich die kurzen Wege. Gabi und ich fanden uns direkt bei der ersten Begegnung sympathisch.
Nachdem ich die Räume bezogen hatte, fragte ich sie, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich ein Schild am Hauseingang anbringen würde. Günstiger Weise befanden sich in der Wand noch die vier Bohrungen vom Schild der Arztpraxis. Ich ließ bei einem Schildermacher ein entsprechendes anfertigen, dachte ich zu Anfang zumindest. Denn als ich mein Schild abholte, musste ich leider feststellen, der Schildermacher hatte versucht mitzudenken.
Auf dem Schild war zu lesen ‚Privatdetektiv J.W. Goethe‘.
Ich schreibe mich aber mit Ö und nicht mit OE, wie der bekannte Dichter.
Natürlich wollte der gute Mann davon nichts mehr wissen, wir wurden uns aber einig und ich ‚korrigierte‘ den Schreibfehler. Das Ergebnis meiner Korrektur können Sie am Haus der Detektei sehen oder vorne auf dem Buchumschlag, welches Sie in den Händen halten.
Kommen wir mal zudem warum Sie überhaupt in der Lage sind dieses Buch in den Händen zu halten.
Freunde von Gabi und mir, und ja, wir haben Freunde, was nicht immer so war bei mir, haben bei privaten Treffen uns immer wieder gebeten, doch mal von einem der Fälle zu berichten. Was wir beide auch immer wieder mal taten. Nach einiger Zeit meinten dann unsere Freunde, schreibt doch mal die Fälle auf, es würde sich lohnen, damit auch andere davon erfahren. Eine schöne Idee fanden wir zwei das, nur schreiben war noch nie mein Fall. Um dieses Problem zu lösen suchte ich mir einen Romanautor. Mein Wunsch war es, es musste einer aus dem Ruhrgebiet sein. Ein echter ‚Ruhri‘ halt. Es ist für nicht ‚Ruhris‘ teilweise schwer zu verstehen, was das Ruhrgebiet ausmacht. Ich fand den passenden Autor und stellte fest, er stammt auch aus Essen, so wie ich. Mit ihm zusammen schrieb ich diesen Fall auf.

Bei dem hier geschilderten Fall handelt es sich um den allerersten Fall in meiner eigenen Detektei und war der Auftrag, der mich als Privatdetektiv nach vorne brachte. Die Auftraggeberin war keine geringere als meine Gabi. Hierbei begannen schon die ersten seichten Ansätze einer Zusammenarbeit.
Gabi mag das Wort Zusammenarbeit nicht, sie sagt immer, sie hilft mir nur. Bis zu diesem Zeitpunkt des besagten Falles hatte ich nur ‚normale‘ Fälle gehabt. Damit sind Aufträge gemeint, die sich auf observieren beschränken, um herauszufinden, ob ein Ehemann seiner Ehefrau auch treu ist. Oder, ob der Mitarbeiter wirklich krank ist und nicht sein Haus umbaut.
Eine Anmerkung noch zu dem hier beschriebenen Fall. Grundsätzlich führe ich eine Art Tagebuch. Dieses half mir den Fall genau zu beschreiben und zeitlich korrekt wiederzugeben.

Ich wünsche Ihnen nun eine gute Unterhaltung.

 

   

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