Taschenbuch:
ISBN: 9783756521975
Inhaltsangabe: Der Privatdetektiv J.W. Göthe, Spitzname Wolfi, ermittelt
in einem Fall von Diebstahl auf dem Bau. Bei seiner Observierung im Auftrag des
Firmeninhabers und Bauunternehmers stellt sich heraus, der anfängliche
verdächtige Mitarbeiter ist nicht die betreffende Person. Ein anderer Mitarbeiter
rückt in den Fokus des Detektives. Zur gleichen Zeit verschwindet die ältere Dame
im Nachbarhaus der Detektei. Wolfi wird von seiner Lebensgefährtin gebeten,
sich zusätzlich noch um die verschwundene Nachbarin zu kümmern. Das die beiden
Fälle zusammenhängen könnten ahnt er nicht. Leseprobe: Um den besagten Fall schildern zu können, muss ich weiter ausholen, was damit zu tun hat, dieser war von Anfang an nicht als ein solcher zu erkennen. Wie der Buchtitel es beschreibt verschwand die Nachbarin im Nachbarhaus. Dies war aber ein längerer Prozess und nicht vorher abzu-sehen gewesen.
4. Februar 1989, Samstag, 10.00 Uhr Ich befand mich nun seit zwei Wochen in
meinen neuen Räumlichkeiten. Der Fall, an dem ich arbeitete, war genauso einer
wie ich ihn in der Einführung beschrieb. Ein Bauunternehmer hatte den Verdacht,
ein Mitarbeiter würde sich zu bestimmten Zeiten krankmelden und kurz davor
verschwand immer Material von den Baustellen. Für einen Zwischenstandsbericht
saß ich am Schreibtisch und fasste die Tätigkeit auf einer Seite zusammen. Also
im Grunde genommen erstellte ich ein Protokoll der letzten Tage, so wie ich es
als Polizist auch getan hatte. Insofern hatte sich nicht viel geändert. Die DIN
A4 Seite war fast voll als Frau Böhm in den ehemaligen Praxisempfang kam. Ich
sage deshalb Frau Böhm, weil wir uns zu dem Zeitpunkt noch „Herr Göthe, sind Sie da?“ „Ja, ich bin hier“, antwortete ich. „Einen schönen guten Morgen, Frau Böhm“,
grüßte ich. „Was machen Sie da?“ „Ich schreib einen Zwischenstandsbericht,
für einen Auftraggeber, der um 12 Uhr kommt.“ „Darf ich mal schauen?“, erkundigte sie sich. „Sie schreiben den Bericht mit Hand?“,
fragte sie fast entrüstet, obwohl es offensichtlich war. „Ja, warum?“ „Das macht aber keinen guten Eindruck.“ „Bei meiner Schreibmaschine ist das Farbband
leer“, erklärte ich. „Schreibmaschine? Und Sie sagen, das Farbband
ist leer?“ „Ja, ich muss unbedingt ein neues kaufen
gehen.“ „Sie wollen ein Farbband kaufen gehen? Ja,
haben Sie keinen Computer auf dem Sie das schreiben können?“ „Kommen Sie mal mit“, sagte sie zu mir und
ich folgte ihr. „Wissen Sie wie man das anschließt?“ „Das habe ich für meinen Mann auch
immer getan. Er hatte auch kein Händchen dafür.“ „Wer ist die ältere Dame?“, wollte
ich wissen, während ich freundlich weiter zu ihr herüberschaute. „Frau Fendler. Sie wohnt dort schon
seit 60 Jahren. Ihre Tochter und der Schweigersohn sind vor ein paar Jahren zu ihr
gezogen. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wohnt sie nur in dem einen
Zimmer dort.“ „Warum? Das Haus ist doch so groß
wie dieses hier“, bemerkte ich. „Möglicherweise täusche ich mich“,
räumte Gabi ein. „Wann sagten Sie, kommt Ihr Auftraggeber?“ „Um 12 Uhr will er hier sein. Wahrscheinlich
ist er früher da.“ „Setzen Sie sich an den
Schreibtisch“, sagte Gabi zu mir und gab mir den Ausdruck in die Hand, den sie
noch einmal durchgelesen hatte. „Ganz ehrlich, ich war mir ja nicht sicher
ob ich bei Ihnen, Herr Göthe, gut aufgehoben bin. Aber das, was ich jetzt hier
sehe, hat mich überzeugt und somit erteile ich Ihnen und Ihrer Mitarbeiterin
den Auftrag, weiterzumachen.“ „Es handelt sich um diesem Mann“, sagte Herr
Lehmann Junior und hielt mir einen Zettel hin, den ich annahm und drauf schaute.
Der Name, die Anschrift und ein Lichtbild waren dabei. Er umriss noch kurz worum
es gehen würde. „Das hat Spaß gemacht“, sagte sie. „Das
machen wir jetzt immer so.“ „Ich kann Sie aber nicht für Ihre Mithilfe
bezahlen. Soviel bleibt im Augenblick nicht über“, informierte ich sie. „Ich möchte doch kein Geld von Ihnen.
Wenn ich an Ihren Ermittlungen teilhaben kann, ist das schon Bezahlung genug. Bis
zum Tod meines Mannes war ich immer hier in der Praxis beschäftigt. Seit er
leider viel zu früh verstorben ist habe ich nichts mehr zu tun. Zu Anfang war
das ja schön, nur mit der Zeit wusste ich nichts mehr mit mir anzufangen. Daher
kommt mir die Hilfe für Sie gerade recht. Sie machen einen professionellen Eindruck
auf die Auftraggeber, ich kann an den Detektivgeschichten
direkt teilhaben, ist bestimmt auch viel interessanter als es in Büchern zu
lesen ist und obendrein bin ich etwas beschäftigt.“ „Was machen Sie jetzt?“, erkundigte
sie sich bei mir. „Bis Montagmorgen nichts“, erwiderte
ich. „Dann haben Sie jetzt also Zeit?“ „Ja, was kann ich für Sie tun?“,
erkundigte ich mich und ahnte, dass es nun an eine Gegenleistung ging. „Wären Sie bereit, mir von Ihrer
Tätigkeit als Polizist mal einiges zu berichten?“ „Ich habe dir an der Theke einen
Zettel hingelegt. Da stehen Dinge drauf, wo ich glaube, die wären unten in der Detektei
noch sehr sinnvoll.“
5. Februar 1989, Sonntag, 9.00 Uhr Ich saß am Schreibtisch und studierte
den von Gabi geschriebenen Zettel. Als ich am Ende angekommen war, war mir so,
als wenn jemand rufen würde. Aus dem Fenster sehend sah ich Frau Fendler, die am
offenen Fenster gegenüber stand und herüberrief. „Hallo, Sie da, junger Mann!“ „Hallo Frau Fendler, haben Sie mich
gerufen?“ „Ja, habe ich. Sagen Sie mal, wer sind
Sie, junger Mann?“ „Ich bin der Herr Göthe mit Ö.“ „Goethe schreibt man mit OE nicht mit
Ö.“ „Ich schreib mich aber mit Ö.“ „Habe ich ja noch nie gehört. Sind
Sie auch Arzt?“ „Nein, ich bin kein Arzt, ich bin Privatdetektiv.“ „Was machen Sie denn in der
Arztpraxis?“ „Das ist keine Praxis mehr, sondern
jetzt meine Detektei.“ „Sagen Sie, sind Sie dann auch so
ein Detektiv wie Hercule Poirot von der Schriftstellerin Agatha Christie?“ „Kann man so sagen.“ „Noch eine Frage, Herr Göthe mit Ö,
woher wissen Sie eigentlich wie ich heiße?“ „Ich bin Detektiv, so etwas finde
ich heraus.“ „Oh, dann muss ich aber aufpassen
was ich so sage.“ „Sie waren Patientin bei dem
verstorbenen Doktor Böhm?“, fragte ich hinüber und vernahm hinter mir ein Geräusch
der Dielenbohlen. „Ah, ihr zwei unterhaltet euch
schon?“, erkundigte sie sich. „Ja“, antwortete ich und Frau Fendler
fragte hinüber. „Gabriele, warum ist das denn keine
Praxis mehr?“, erkundigte sich Frau Fendler. „Ich wollte keine Praxis mehr“, antwortete
Gabi. „Och, das ist aber nicht schön, mit
dem Herrn Göthe mit Ö kann ich aber nichts anfangen.“ „Wie meinst du das?“ „Was soll ich denn mit einem Detektiv?
Ein Arzt wäre mir lieber gewesen.“ „Das tut mir leid, jetzt ist der
Herr Göthe hier“, antwortete Gabi. „Wie heißen Sie denn mit Vornamen,
Herr Göthe, doch wohl nicht auch Johann Wolfgang?“ „Doch, Sie können mich aber einfach
beim Vornamen nennen.“ „Gut, das mache ich, Johann
Wolfgang. Dann darfst du auch Käthe sagen.“ „Sehr gerne, Käthe.“ „Aber, Kind, das ist Johann
Wolfgang.“ „Ja, nee ist klar, das ist Johann
Wolfgang, vielleicht heißt er auch noch Goethe?“, hörten wir die Tochter sagen. „Ja, genau, Johann Wolfgang Göthe, aber
mit Ö“, erwiderte Käthe. „Mutter, du hast einen Knall. Du wirst
allmählig niedlich.“ „Quatsch, ich werde nicht niedlich.
Er heißt so und ist Privatdetektiv.“ „Entschuldigung…“, sprach ich
dazwischen. „Ja, Mutter, ist ja schon gut. Der
Mann ist Johann Wolfgang Göthe und ist Privatdetektiv“, sagte die Tochter und
schloss Käthe das Fenster vor der Nase. „Was war das denn?“, fragte ich Gabi. „Das war Andrea. Mein verstorbener
Mann hat sie, wenn wir über sie sprachen, nur das Tier genannt.“ „Unmöglich, wie geht die denn mit
ihrer Mutter um?“ „Da kann man leider nichts machen.
Das hat mein verstorbener Mann auch schon versucht“, sagte sie und sah mich an
und fragte. „Wie möchtest du dein Ei?“ „Äh… frühstücken wir zusammen?“,
fragte ich erstaunt zurück. „Möchtest du nicht mit mir
frühstücken?“ „Doch, gerne, aber ich wundere mich
nur.“ „Du musst dich nicht wundern, du musst
mir jetzt nur sagen wie du dein Ei möchtest.“ „Mittel weich, bitte.“ „Gut, dann kannst du jetzt mit hochkommen.
Bring den Zettel mit“, sagte sie und ging vor. „Oder hättest du lieber Rührei
gehabt?“, fragte sie mich. „Ich freue mich über das eine wie
über das andere“, erwiderte ich. „Gut, dass ich das weiß, dann gibt
es nächstes Wochenende Rührei.“ „Du bist aber nicht so einer, der
sonst so einen Körnerkram isst, oder?“ „Um Gottes willen, das überlasse
ich den Hühnern, die stehen darauf.“ „Was hältst du von Tee?“ „Nur wenn ich krank bin und den Kopf
unter dem Arm habe. Ich trinke am liebsten Kaffee.“ „Das höre ich gerne. Mein
verstorbener Mann trank nur Tee und aß am liebsten so einen Müslikram.“ „Wie hieß denn dein Mann mit Vornamen?“ „Werner. Dr. Werner Böhm, Allgemeinmediziner.“ „Warum sagst du nicht seinen
Vornamen?“ „Weiß nicht, wahrscheinlich weil
ich so mehr Abstand habe.“ „Also, ab jetzt sprechen wir über
ihn als Werner, in Ordnung?“, fragte ich. „Wenn du das so sagst, Johann“,
sagte sie und schaute mich mit einem neugierigen Blick an. „Nein, niemand.“ „Dann also mit Wolfgang“, machte
sie die Feststellung. „Nö, alle die mich länger kennen
sagen Wolfi zu mir.“ „Wolfi? Wolfi gefällt mir gut.“ „Was überlegst du, was du von mir wissen möchtest?“ „Wie alt du bist.“ „Bald 47 Jahre, ich habe am 11. Februar Geburtstag.“ „Also 7 Jahre älter als ich. 11. Februar? Das ist ja nächste
Woche Samstag.“ „Stimmt und wann hast du Geburtstag?“ „Am 14. November.“ „Also Sternzeichen Skorpion. Skorpion und Wassermann sollen
aber nicht zusammenpassen, sagt man.“ „Oh, wie schade“, erwiderte ich und wunderte mich über das, was
ich gerade gesagt hatte und biss mir auf die Unterlippe. „Ob Skorpion und Wassermann wirklich nicht zusammenpassen
oder doch… können wir ja in der nächsten Zeit feststellen.“ „Ich wollte gleich einmal zu der Baustelle fahren, wo der zu
observierende Mitarbeiter tätig ist.“ „Kann ich da mitfahren?“ „Aber natürlich, sehr gerne doch“, antwortete ich freudig und
musste mich schon wieder über mich selbst wundern. Irgendetwas in meinem
Inneren antwortete schneller als ich überhaupt denken könnte. „Es hat sich nie die richtige gefunden. Meine drei Beziehungen
waren nichts für immer.“ „Wenn du nie verheiratet warst und keine Kinder hast, warum
fährst du dann so eine Familienkutsche?“ „Aus praktischen Gründen. Mit ein paar Handgriffen kann man
ihn zu einem Handwerkerwagen umrüsten oder mit einem Kindersitz und Spielsachen
auf der Rückbank nach einer Familienkutsche aussehen lassen. Bei längeren Observierungen
könnte ich zur Not auch mit vier oder fünf Wolldecken drin schlafen.“ „Dann hast du den Wagen noch nicht so lange?“ Sonntag, 11.00 Uhr An der Baustelle des Mehrfamilienhauses angekommen nahm ich
die Kamera von der Rückbank und bemerkte, auf dem Kleinbildfilm mit 36 Fotos in
der Spiegelreflexkamera waren nur noch zwei Fotos frei. Das sagte ich auch,
aber mehr zu mir selbst als zu ihr und ergänzte, ich müsse morgen noch ein paar
Kleinbildfilme kaufen. „Du kannst die Digitalkamera von meinem…“, fing sie den Satz
an, sah zu mir herüber und sagte weiter. „Von Werner nehmen. Die er hat er sich
kurz vor seinem Tod gekauft. Die ist wie neu und ich benutze sie sowieso nicht.
Ich habe es nicht so mit dem Fotografieren.“ „Was ist das denn für eine?“, wollte ich wissen, rechnete
aber nicht damit, dass sie es wusste. „Eine Fujix DS-1P mit sechs Speicherkarten, um viele Fotos machen
zu können“, antwortete sie. „Du wunderst dich jetzt bestimmt das ich das weiß, obwohl
ich mir nichts aus fotografieren mache, richtig?“ „Ich habe sie gestern erst in der Hand gehabt, sonst hätte
ich das auch nicht gewusst“, gestand sie. „In dem linken der beiden Bauwagen befindet sich das
Werkzeug“, informierte ich sie. „Woran siehst du das?“, fragte Gabi mich. „Der rechte Bauwagen hat an der Seite Fenster. Der ist für
die Arbeiter zum Umziehen und Pause machen“, erklärte ich und sah zu ihr. „Schau mal, da kommt jemand aus dem linken Bauwagen“, machte
Gabi aufmerksam. „Mist, der sieht hierher“, stellte ich fest. – Diente der Kuss nur zur Ablenkung? – dachte ich kurz nach. „Der Mann ist weg“, informierte ich sie im Küssen. – Der Kuss diente dann wohl nicht nur zur Ablenkung – dachte
ich während des nicht enden wollenden Kusses. Nach einer gefühlten Minute löste sie ihre Lippen von den meinen,
sah mich irgendwie mit verliebten Augen an und fragte mich, ob ich genauso
empfinden würde wie sie. Meine Reaktion darauf war mehr ein nicken als eine
mündliche Antwort, da ich nur Wortsilben in stotternder Form hervorbrachte. Sie
sah mich an und küsste mich erneut, aber nur kurz. Als sie wieder auf dem Beifahrersitz
saß meinte sie zu mir. „Jetzt weißt du nicht, wer der Mann gewesen ist.“ „Ich habe blind zwei Fotos geschossen, ob die was geworden sind,
sehen wir, wenn wir den Film haben entwickeln lassen“, erwiderte ich und dachte
mehr daran, dass wir zu zweit den Mann aus dem Bauwagen hatten kommen sehen.
Sie hingegen fasste es anders auf und ließ auch keinen Zweifel darüber
aufkommen, dass ich es nicht anders gemeint haben könnte, da sie mich ansah und
sagte. „Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich darüber freue, dass
du mich an deinen Ermittlungen teilhaben lässt, ich dir ab jetzt zur Hand gehen
kann und gerne auch noch mehr.“ „Wolfi, was überlegst du?“
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