Buchrückseite siehe unten Taschenbuch:
ISBN: 9783756550425
Inhaltsangabe: Der Privatdetektiv J.W. Göthe, Spitzname Wolfi, ermittelt in einem von drei Vermisstenfällen. Währenddessen ist die Detektei schon mit zwei weiteren Vermisstenfällen beauftragt. Diese werden von zwei Mitarbeitern der Detektei betreut. Alle Vermisstenfälle haben eines gemeinsam. Als der vierte Vermisstenfall hinzukommt und diese Gemeinsamkeit aufweist, liegt die Annahme nahe, die vier unterschiedlichen Vermissten aus unterschiedlichen Stadtteilen haben ein gemeinsames Schicksal. Leseprobe: Um den besagten Fall zu schildern muss ich
damit anfangen, wie schon in der Einleitung beschrieben, dass es sich um einen Auftrag
handelt, der von keinem herkömmlichen Auftraggeber kam. Wie der Buchtitel es möglichweise
erahnen lässt, handelte es sich dabei um mehrere Fälle, die aber eine
Gemeinsamkeit hatten. Den Anfang würden Gabi und ich daher wie
folgt sehen. Legen wir los. 26. Februar 1990, Montag, 11.00 Uhr Ich saß an meinem Schreibtisch und studierte die letzten
abgeschlossenen Ermittlungen unserer Mitarbeiter. Wie schon gesagt, ich saß an meinem Schreibtisch und studierte die letzten
abgeschlossenen Ermittlungen unserer Mitarbeiter. Gabi saß in ihrem Büro, was sich
direkt hinter meinem befindet. Ihre Hauptaufgabe ist die Finanzen im Auge zu behalten.
Sie schreibt die Rechnungen, hält nach ob auch bezahlt wird und sorgt dafür, dass
alles was benötigt wird, auch vorhanden ist. Käthe saß wie immer an der Theke
und las die Tageszeitung. Dies tat sie noch immer freiwillig, ich meine an der
Theke zu sitzen und das nur, um uns zu helfen. Zwischendurch schellte das Telefon
und sie machte das, was sie am besten konnte. Sie hörte zu, was die Anruferinnen
und Anrufer für Sorgen und Ängste hatten, meistens beriet sie die Anrufer im
Anschluss mit ihrer langen Lebenserfahrung. So war es auch an dem besagten Montag
der Fall. Eigentlich ein Tag wie viele andere auch. Dieser 26. Februar war ein
typischer Februartag. Es war den ganzen Tag stark bewölkt und es regnete mit
leichtem Schneefall bei maximal 7° Grad. Es war richtig ‚usselig‘
draußen. Wie sagt man so schön, man hätte keinen Hund vor die Tür gejagt. „Wolfi, ich hatte da gerade eine Frau am Apparat. Sie
vermisst ihren erwachsenen Sohn. Sie sagt, von ihrer „Du legt also großen Wert darauf, dass wir den Fall übernehmen?“ „Woran hast du das denn bemerkt?“, fragte sie mit einem Lächeln
im Gesicht zurück. „Bestimmt hast du schon gesagt, du sprichst mit mir und wir
werden das übernehmen, nicht wahr?“ „Ja, stimmt genau.“ „Dann gib mir mal deinen Zettel, den du hinter deinem Rücken
versteckst“, bat ich sie. „Okay, ich rufe die Dame an“, sagte ich und Käthe erwiderte. „Das wusste ich doch, mein Wolfi.“ „Westerkamp“, sagte eine Frauenstimme. „Göthe, guten Tag Frau Westerkamp. Sie haben angerufen, weil
Sie unsere Hilfe brauchen.“ „Guten Tag, Herr Göthe. Ja, stimmt, ich habe schon mit Ihrer
Mutter gesprochen.“ „Mit meiner Mutter haben Sie gesprochen?“, fragte ich
erstaunt nach und sah dabei zu Käthe. ‚Du bist für mich wie mein Sohn, den ich nie hatte.‘ „Hat Ihre Mutter Ihnen schon alles erzählt?“, hörte ich Frau
Westerkamp fragen. „Nur Ansatzweise. Das Beste wird sein, wir sehen uns. Können
Sie zu uns kommen?“ „Es wäre mir lieber, Sie kämen zu mir.“ „Über den Stundensatz sind Sie bereits informiert?“, fragte
ich nach und bekam die Antwort. „Ja, 30 DM zuzüglich Nebenkosten.“ „Na, dann ist das ja schon geklärt. Wann ist es Ihnen Recht,
dass ich zu Ihnen komme?“ „Bitte sofort!“, bekam ich zu hören. „Sag mal ‚Mutti‘, seit wann machst du denn
jetzt hier die Stundensätze?“, fragte ich sie. „Das war doch klar, dass wir bei der Frau den kleinsten
Stundensatz nehmen. Sie vermisst doch ihren Sohn“, antwortete Käthe. „Du weißt aber schon, die Stundensätze legt Wolfi fest“,
sagte Gabi ihr. „Ja, natürlich, aber in dem Fall…!“, erwiderte sie und
meinte weiter. „Ich habe mir das aufgeschrieben. Die Stundensätze liegen zwischen
30 und 100 DM plus Nebenkosten. Meistens nehmen wir aber 65 DM plus Nebenkosten.“ „Ja, aber pro Ermittler“, fügte ich noch an. „Mann, das ist aber ganz schön viel Geld“, meinte Käthe. „Wir haben ja auch Kosten und wollen die Mitarbeiter
bezahlen können“, sagte Gabi ihr. „Ja, ist ja schon gut“, sagte Käthe. „Beim nächsten Mal nehme
ich mehr.“ „Och, wie lieb von dir“, sagte ich zu ihr und streichelte
sie über ihren Kopf. „Pass bitte auf, meine Frisur“, bekam ich zu hören. Montag, 12.00 Uhr Ich war mit Regen bei Helga Westerkamp angekommen und saß
bei ihr in der Küche. Sie hatte vorab schon mal Kaffee gekocht und ich nahm
eine Tasse, um die Dame nicht zu enttäuschen. Ich weiß noch, der Kaffee war
warm, mehr aber auch nicht. Das war das einzig Gute an ihm. Ohne Milch konnte
ich den hellen Boden der Tasse sehen. Sie gab mir ein Foto von ihrem Sohn Uwe.
Er war 33 Jahre alt und Vater von zwei Mädchen, 5 und 8 Jahre alt. Seine Frau hieß
Cornelia und war 32 Jahre alt. Die Familie wohnte in Gelsenkirchen, im
Stadtteil Ückendorf. Uwe war von Beruf Schlosser und von Essen nach Gelsenkirchen
gezogen, weil er dort arbeitete. „Seit wann wird ihr Sohn vermisst?“, fragte ich. „Seit Freitagabend. Er war laufen im nahegelegenen Stadtpark.
Das macht er dreimal die Woche.“ „Was sagt denn seine Frau dazu?“ „Die Conni sagt, er wäre abgehauen, weil sie sich mal wieder
gestritten haben. Sie meint, Uwe wolle sie damit bestrafen. So ein Quatsch. Er
hat doch seine Arbeit und ist immer brav dorthin gegangen.“ „Sie glauben also nicht an die Theorie Ihrer
Schwiegertochter?“ „Aber auf gar keinen Fall. Das ist Blödsinn, so etwas macht
mein Uwe nicht“, war Frau Westerkamp überzeugt. „Heißt das dann, Ihre Schwiegertochter macht sich gar keine
Gedanken um ihren Mann. Ist ihr das Verschwinden egal?“ „Ja, den Eindruck habe ich. Sie hat einen Dummen gesucht,
der ihr das Leben finanziert und den hat sie gefunden. Lässt er sich scheiden, muss
er für alle drei aufkommen.“ „Das würde aber für Ihre Schwiegertochter doch dann auch finanzielle
Einbußen bedeuten“, glaubte ich zu wissen. „Das weiß Conni nicht, so schlau ist sie nicht und wenn sie
es bemerkt, dann sucht sie sich halt einen anderen Dummen“, war Frau Westerkamp
der Ansicht. „Ihr Sohn ist also am Freitag laufen gegangen, was er
dreimal die Woche macht und nicht mehr zu sich nach Hause gekommen“, resümierte
ich etwas nachdenklich. „Ja, ganz genau.“ „Wo war seine Frau zu dem Zeitpunkt, Zuhause?“ „Sie hat gesagt, sie war bei einer Freundin.“ „Wann haben Sie von dem Verschwinden erfahren?“ „Am Sonntagvormittag. Es war so um 11 Uhr rum.“ „Da hat Cornelia, seine Frau, Sie angerufen?“ „Nein, ich habe bei denen angerufen. Ich wollte Uwe sprechen,
da hat sie es mir gesagt. Unfassbar fand ich das, da ist er seit Freitag nicht
mehr da und die hält es noch nicht einmal für nötig mich, seine Mutter, davon
in Kenntnis zu setzen.“ „Sie und nicht Cornelia haben ihn vermisst gemeldet?“,
fragte ich noch einmal nach. „Ja, am Spätmittag, am Sonntag. Ich habe den Notruf der
Polizei angerufen und die sind mit einem Polizeiwagen hierher zu mir gekommen.
Die zwei Beamten haben eine Vermisstenanzeige aufgenommen und sich mehr Sorgen um
meinen Sohn gemacht als Conni. Können Sie das Verhalten von ihr verstehen?“ „Im Augenblick nicht, aber erfahrungsgemäß gibt es für
alles einen guten Grund, den muss man nur herausfinden und dann versteht man
auch das Verhalten.“ „Dann bin ich gespannt, was sie herausfinden werden.“ „Glauben Sie es mir, auch ich bin gespannt. Was haben die zwei
Polizisten denn zu Ihnen gesagt, wie es nun weitergehen würde?“ „Die zwei Herren wollten zu sich auf die Wache fahren und dann
ihre Kollegen in Gelsenkirchen verständigen. Sie sagten, die würden dann noch
am Sonntag zu dem Haus von Uwe fahren und seine Frau befragen. Dann würde man
weitersehen.“ „Sind Sie informiert worden, ob die Polizei bei Ihrer
Schwiegertochter etwas erreicht hat?“ „Nein, ich habe Spätnachmittag bei der Polizei in Gelsenkirchen
angerufen, nach mehrfachem Weiterverbinden hat man mir dann gesagt, sie hätten
niemanden erreicht. Sie würden es später erneut versuchen. Das war es für den
Tag.“ „Okay und weiter?“ „Es hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe gestern Abend wieder
in Gelsenkirchen angerufen, da hat man mir gesagt, da würde sich nun die
Kriminalpolizei drum kümmern. Ich habe den Beamten gefragt, ob er mir die
Rufnummer des zuständigen Kriminalbeamten geben könnte. Da hat er mir gesagt,
nein, das könne er nicht, da er nicht wüsste, wer den Vermisstenfall bearbeitet.“ „Bitte, was hat der gesagt? Er wüsste nicht, wer das bearbeitet?“ „Ja, das hat er gesagt, warum?“ „Blödsinn, natürlich weiß er das, das ist die KK12.“ „KK12? Was ist das?“ „Kriminalinspektion 12, die Abteilung für Vermisstenfälle. Dort
hätte er nur anrufen müssen und fragen brauchen.“ „Dann habe ich heute Vormittag mit dem Herrn Walter von der Kriminalinspektion
12 gesprochen.“ „Er hat sich also bei Ihnen gemeldet?“ „Nein, ich habe noch einmal angerufen. Es war ein anderer Beamte
am Apparat als gestern. Der nette Polizist hat gesagt, er würde einmal nachhören
und dann war dieser Herr Walter am Telefon. Er hat mir gesagt, sie wären am
Vormittag noch einmal vor Ort gewesen, aber sie hätten niemanden angetroffen.
Wissen Sie was dieser Herr Walter mich dann gefragt hat?“ „Nein, was denn?“ „Ob mein Sohn möglicherweise mit der Familie für ein paar
Tage weggefahren wäre und ich nur nichts davon wüsste. Ja, da bin ich fast umgekippt.
Ich habe ihm noch geantwortet, dass die Lena doch zur Schule müsste, da sagt der
doch tatsächlich zu mir, für ein paar Tage könnte man sie doch krankmelden. Unglaublich.“ „Und dann haben Sie sich entschieden, dass Sie unsere Detektei
einschalten?“ „Ja, genau. Mir ist in den frühen Morgenstunden der
Fernsehbericht vom letzten Jahr wieder eingefallen. Ich konnte mich noch an
Ihren Namen erinnern. Der Detektiv mit dem Namen des bekannten Dichters, der seine
Nachbarin gerettet hat.“ „Gut, dann habe ich das, was ich wissen muss. Dann müssten Sie
mir bitte noch den Ermittlungsvertrag unterschreiben“, sagte ich. „Wann höre ich von Ihnen?“, wollte sie wissen. „Am Abend, ich schlage vor, ich rufe Sie jeden Tag so um 17-18
Uhr an oder es meldet sich jemand für mich bei Ihnen. Sie erfahren auf alle Fälle
jeden Tag, was wir herausgefunden haben und erhalten zum Abschluss noch ein
komplettes Ermittlungsprotokoll.“ „Das hört sich gut an.“ Montag, 13.30 Uhr Bei Familie Westerkamp am Haus angekommen, schellte ich. Es
war ein Mehrfamilienhaus auf der Bochumer Straße nahe des Ückendorfer Platzes. Die
Familie wohnte in einem der zurückliegenden Häuser in der 1. Etage auf der
linken Seite. Nach dem Aufdrücken betrat ich das Haus und stieg die Treppe zum
1. Stock hoch. Oben im Türrahmen stand ein junges Mädchen, was ich auf 8 Jahre
schätzte und mich fragte. „Wer bist du und was willst du bei uns?“ „Ich bin der Herr Göthe und möchte gerne mit deiner Mutter
sprechen“, antwortete ich dem Kind. „Die Mama kann jetzt nicht mit dir sprechen, die kocht für uns
Nudeln mit Soße, wir essen nämlich gleich“, teilte mir die Kleine mit. „Lena, wer ist denn da?“, hörte ich eine Frauenstimme von
drinnen rufen. „Guten Tag Frau Westerkamp, mein Name ist Göthe
mit Ö. Ich
bin Privatdetektiv und bin von Ihrer Schwiegermutter beauftragt
worden Ihren Ehemann zu suchen.“ „Sie sind was? Ein Privatdetektiv? So einer wie Thomas
Magnum aus dem Fernsehen?“ „Ja, so einer, nur dass ich keinen Ferrari fahre, sondern einen
Ford Granada.“ „Und was wollen Sie jetzt?“ „Ich möchte mehr Informationen über Uwe haben. Seit wann
genau ist er weg? Hat er noch etwas Bestimmtes gesagt? Ist etwas vorgefallen am
Freitag?“ „Kommen Sie rein, das müssen ja nicht alle im Haus hören“,
sagte sie und öffnete mir weiter die Tür. „Guten Tag, die jungen Damen“, grüßte ich freundlich. „Guten Tag“, erwiderte Lena und die kleine fragte. „Was ist Damen, Mama?“ „Das ist eine Bezeichnung für eine Frau aus dem Mittelalter.
Das sagt man heute nicht mehr.“ „Was ist das Mittelalter, Mama?“ „Das erkläre ich dir später, Lisa.“ „Wer bezahlt Sie denn überhaupt?“ „Meine Auftraggeberin, Ihre Schwiegermutter.“ „Bist du wegen Papa hier?“, fragte Lena mich. „Ja, ich soll herausfinden, wo euer Papa jetzt ist“, antwortete
ich der Achtjährigen. „Geht mal in euer Kinderzimmer“, sagte Cornelia. „Aber wir essen doch jetzt“, warf Lisa ein. „Nein, jetzt nicht. Ihr bekommt gleich etwas zu essen. Geht
jetzt, habe ich gesagt.“ „Seit wann genau ist Uwe weg?“, fragte ich nach. „Seit Freitag Spätnachmittag.“ „Wieviel Uhr?“ „So um fünf, halb sechs in etwa.“ „Was hatte er an?“ „Seinen blauen Trainingsanzug.“ „Hat er noch etwas mitgenommen?“ „Das weiß ich nicht, ich bin mit den Kurzen vor ihm gegangen.
Ich war auf einer Tupperparty bei einer Freundin eingeladen.“ „Sie wissen also gar nicht wann er gegangen ist, ob er was
bei sich hatte und Sie können jetzt auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er
noch den Trainingsanzug anhatte als er gegangen ist. Ist das richtig?“ „Na, klar wird er den angehabt haben. Den zog er sich ja an,
als wir gegangen sind. Wieso sollte er sich den dann wieder ausziehen?“ „Was nimmt Uwe mit, wenn er laufen geht?“ „Nix, was soll er denn mitnehmen?“ „Was zum Trinken, zum Beispiel.“ „Das müsste er ja dann in der Hand halten. Nee, der nimmt
nie was mit, außer seinen Schlüsseln und Kleingeld.“ „Was trägt er für Schuhe, wenn er läuft?“ „Na, so Turnschuhe halt.“ „Der Trainingsanzug ist einfach nur in blau
oder ist da noch etwas Besonderes dran? Etwas, woran man ihn leicht erkennt?“ „Äh… der hat so drei weiße Streifen an den Seiten der Hose
und an der Jacke. Darunter trägt er immer sein Fußballtrikot.“ „Sein Fußballtrikot? Von welchem Verein?“ „Hier von der Arminia Ückendorf.“ „Die Hose und Oberteil?“ „Nee, nur das Oberteil. Das ist grün.“ „Spielt er noch Fußball oder hat er gespielt?“ „Hat, er spielt seit drei Jahren nicht mehr. Aber von dem
blöden Trikot will er sich nicht trennen.“ „Wenn er Fußball gespielt hat, dann hatte er doch bestimmt
mehrere Trikots, oder?“ „Ja, vier Stück.“ „Und wie viele sind noch hier?“ „Weiß ich nicht.“ „Könnten Sie einmal bitte nachsehen“, bat ich sie. „Äh, hier ist nur eins. Mmh…“, weiter sprach sie nicht. „Sind die anderen in der Wäsche?“, erkundigte ich mich. „Möglich“, bekam ich zur Antwort. „Haben alle Trikots die 11 auf dem Rücken stehen?“ „Ja, alle, warum?“ „Nur so“, sagte ich und öffnete meine Umhängetasche. „Er läuft die Straße gegenüber herunter, die direkt im Park
endet. Von dort läuft er dann die alte Halde hoch und dann weiter nach Wattenscheid.
Dort trinkt er sich dann immer irgendwo ein Bierchen und läuft den gleichen Weg
zurück.“ „Ihre Schwiegermutter hat mir gesagt, Sie und Uwe hätten am
Freitag eine Meinungsverschiedenheit gehabt.“ „Ach, das hat sie Ihnen erzählt.“ „Offensichtlich und worum ging es?“ „Um die Tupperparty. Er wollte, dass ich nichts mehr kaufe. Er
meinte, ich hätte schon genug davon Zuhause.“ „Frage, war es eine Meinungsverschiedenheit oder eher ein Streit?“ „Ich glaube, das geht Sie gar nichts an und ich muss Ihnen auch
keine Frage beantworten.“ „Da haben Sie Recht, wenn Sie sagen, Sie müssen mir die
Frage nicht beantworten. Ich gebe Ihnen aber den Tipp, lieber mit mir zu sprechen,
als mit der Polizei. Die hat bestimmt noch ganz andere Fragen als ich. Denn
eines muss man sich ja mal fragen, warum hat Ihre Schwiegermutter ihren Sohn als
vermisst gemeldet und nicht sie?“ „Weil die sich immer in alles einmischt und dann habe ich zu
ihr gesagt, dann kann sie ja zur Polizei gehen.“ „Wieso sagt sie denn, Sie hätten behauptet, Uwe wäre
abgehauen?“, fragte ich nach. „Weil ich das zu ihr gesagt habe. So ähnlich wie… vielleicht
ist er ja auch abgehauen und lässt uns nun alleine hier sitzen.“ „Dann war das nur eine lose Behauptung. Er hat also nicht
irgendwelche Sachen eingepackt, oder so?“ „Nein, sagte ich doch schon. Im Kleiderschrank fehlt nichts.
Ich war auch im Keller, die Koffer sind auch noch da.“ „Sie haben ein Auto, darf ich annehmen?“ „Ja, der silberne Opel Astra vor der Tür ist unser. Wenn er abgehauen
wäre, dann hätte er den mitgenommen. Ich fahre nicht so gerne Auto, müssen sie
wissen.“ „Wie lange war Uwe immer so unterwegs, wenn er laufen
gegangen ist?“ „Na, so 3 bis 4 Stunden.“ „So lange?“, fragte ich erstaunt nach und wollte es nicht glauben. „Ja, er ist dann immer noch in der Nähe vom Lohrheidestadion
irgendwo eingekehrt.“ „Das ist dann mit dem Bierchen gemeint?“ „Ja, genau.“ „Noch eine Frage. Wann hätten Sie denn jetzt etwas
unternommen und wären zur Polizei gegangen?“ „Ich habe gedacht, die wissen ja das er weg ist und werden
dann schon hierherkommen und ihn suchen gehen.“ „Sie haben ihn nicht gesucht und sind auch nicht die Strecke
abgelaufen?“ „Nein, wie denn auch mit den beiden Kurzen. Wie hätte ich
das denn machen sollen?“ „Na gut, dann habe ich das erst einmal. Haben Sie noch ein
aktuelles Foto von ihm?“ „Nein, wir haben zwar einen Fotoapparat aber schon lange
keine Fotos mehr gemacht. Uwe hatte keine Lust dazu und ich habe kein Händchen
dafür.“ „Ja, so ungefähr“, war die Aussage. „Ach, da fällt mir noch etwas ein. War die Polizei bei Ihnen?“ „Nein, dann hätte ich das ja gesagt.“ „Können Sie mir verraten wo Sie am Sonntag und heute Morgen
waren? Angeblich hat die Polizei versucht Sie aufzusuchen.“ „Sonntag war ich mit zwei Freundinnen und deren Kindern im
Nienhauser-Park. So von 10 bis spät nachmittags. Äh… und heute… habe ich Lisa
in den Kindergarten gebracht und war danach noch Einkaufen in der Stadt. Da
laufe ich immer hin. Auf dem Rückweg habe ich Lisa wieder abgeholt“, machte Cornelia Westerkamp die
Aussage. „Dann war die Polizei bestimmt jedes Mal hier.“ „Ja, wenn die einfach so verbeikommen, dann müssen die sich
ja auch nicht wundern, wenn ich mal nicht hier bin.“ Ich weiß noch, was ich gedacht habe als ich diesen Satz
gehört habe. Man muss sich mal vor Augen halten, es ging nicht um irgendetwas,
sondern um ihren Ehemann, der weg war. „Gut, dann verabschiede ich mich mal von Ihnen und komme
noch mal wieder, wenn sich etwas ergeben hat“, sagte ich zu ihr. „Von mir bekommen Sie aber kein
Geld, falls Sie das hoffen“, durfte ich mir noch anhören.
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