Taschenbuch:
ISBN: 9783754125069
Inhaltsangabe: Der Rennfahrer Mark Kirchheim und seine sieben Freunde gehören inzwischen zu den bekannten Teams. Sie nehmen als ‚Motorsport Team Kirchheim‘ an den Deutsche-Tourenwagen-Rennen 1994 teil. Als Fahrzeuge werden zwei AMG-Mercedes C-Klasse eingesetzt. Die Rennsaison läuft gut und auch finanziell ist das Team gut aufgestellt. Währenddessen häufen sich die Autodiebstähle im Ruhrgebiet und der näheren Umgebung, wovon auch die acht Freunde betroffen sind. Bei einem Einbruch in der Werkstatt des Teams werden nicht nur zwei Autos gestohlen, sondern es passiert auch ein schreckliches Unglück, was die Freunde sehr schwer trifft und alle fassungslos macht.
Leseprobe: 5. Juni 25. April
1994, Montag, 11.00 Uhr Mark Kirchheim saß im gemeinsamen Büro von seiner Frau
Michaela und sich. Die Hochzeit mit ihr war nun 6 Monate her und beide waren
überglücklich. Seit nun 9 Monaten war er offiziell der zweite Geschäftsführer
in der Firma ‚Fenster
und Türen Müller‘. Auch im Motorsport lief alles zu seiner
Zufriedenheit. Das kleine
Ruhrgebietsteam war am Ende der vorherigen Saison für seine übermäßige Leistung
gelobt worden und mit 78 Punkten hatte er den Titel ‚bester Privatfahrer‘
erlangt. Von der Mercedes Motorsportabteilung hatte das Team nicht nur zwei
aktuelle Rennwagen des Typs AMG-Mercedes C-Klasse bekommen, sondern auch eine
der begehrten Werksunterstützungen. Wolfgang Seidel von der Hanseaten Bank in Hamburg unterstützte
durch sein Sponsoring ein weiteres Jahr das Kirchheim-Team. Die Eltern
von Francesca, Giovanni und Giuseppe, die Familien Lombardi, hatten den acht Teammitgliedern
einen größeren Renntransporter gekauft, in dem beide Rennwagen transportiert
werden konnten. Der vorherige Renntransporter war zu einem guten Preis veräußert
worden. Der alte Ford Transit mit dem Kipp-Autotrailer und der alte Transporter
standen vor der Halle in Gelsenkirchen, da diese beiden Fahrzeuge nicht mehr
dort hineinpassten. Den Mercedes 190E 2,5-16 EVO 2 wollte Wolfgang Seidel nicht mehr zurückhaben,
obwohl der nur an das Team ausgeliehen war. Somit waren neben dem 190er auch
noch der BMW M3 vorhanden. Trotzdem starte Mark auf die Papiere, die vor
ihm auf dem Schreibtisch lagen. Er wirkte sehr Gedankenverloren. So abwesend
kannten ihn Michaela, Uwe Müller und die Sekretärin Renate Engel gar nicht. Uwe
und Michaela standen bei Frau Engel im Büro. „Sag mal Michaela, was ist denn mit
Mark heute los?“, fragte Renate. „Ja, das wollte ich auch schon fragen. So kennt man
ihn gar nicht“, bemerkte Uwe noch. „Häufig habe ich ihn so auch noch nicht gesehen“,
antwortete Michaela. „Das liegt aber nicht an den bisherigen Rennen dieses
Jahr, oder?“, fragte Uwe. „Mmh… nein, kann ich mir nicht vorstellen.“ „Wieso könnte das an den vier Rennen liegen? Mark hat
in Zolder und gestern doch gut abgeschnitten“, sagte Renate und sah dabei
Michaela an. „Mein Vater meinte nicht die vier Rennen im Einzelnen,
sondern die Gesamtsumme der Rennen.“ „Jetzt verstehe ich nur noch Bahnhof.“ „Im ersten Rennen im Belgischen Zolder wurde Mark 4.
und Giuseppe 6., im zweiten Rennen fiel Giuseppe dann aus und Mark wurde wieder
vierter. Gestern am Hockheimring hat Giuseppe seinen ersten Sieg geholt und
Mark landete auf dem 2. Platz. Wir haben uns alle riesig gefreut. Im zweiten
Rennen wurde Giuseppe dann 2. und Mark ist mit den gleichen Problemen
ausgefallen, wie Giuseppe in Zolder.“ „Ja und was soll jetzt daran so schlimm sein?“ „Giuseppe hat jetzt 41 Punkte und Mark nur 35. Aber
das wird es nicht sein.“ „Ist irgend etwas mit einer der beiden neuen vollautomatischen
Zuschnittmaschinen mit Bearbeitungszentrum?“, fragte Uwe. „Nein, das hätte er dann gesagt. In der Fertigung war
er heute auch nicht lange. Das wird es auch nicht sein.“ „Ich gehe mal zu ihm und frage jetzt einfach.“ „Ich habe dich auch lieb.“ „Was ist los mit dir? Wir drei machen uns Sorgen um
dich.“ „Was ist los, Mark? Machst du dir über irgendetwas Sorgen?“,
fragte Uwe. „Nein… ja… nein, eigentlich nicht direkt. Äh… ich
überlege… ob wir…“ „Ob wir was?“, fragte Michaela. „Als ich vor zwei Stunden draußen war, hat mich unser
Nachbar an den Zaun gewunken.“, sagte Mark. „Das habe ich gesehen“, sagte Uwe. „Er will den
Betrieb aus Altersgründen abgeben und hat mich gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste,
der den KFZ-Betrieb übernehmen würde.“ „Und kennst du jemanden?“, fragte Michaela. „Ja, habe ich zu ihm gesagt, ich wüsste da jemanden.“ „Wer denn?“ „Wir.“ „Wir? Was sollen wir denn mit einem KFZ-Betrieb?“ „Deine Idee ist gut, Mark“, sagte Uwe. „Findest du? Ich bin mir im Augenblick nicht mehr sicher,
ob die Idee gut ist.“ „Doch, was will er denn dafür haben?“ „980.000 DM.“ „Ruft doch die anderen an und seht euch alle zusammen
den Betrieb an. Ihr wart doch schon mal bei ihm. Die Idee finde ich wirklich
gut.“ „Hallo, ihr Zwei. Es ist Klasse, dass sich mein Mann
und mein Vater blind verstehen. Das freut mich wirklich, aber könnte einer von
euch beiden, Renate und mich mal bitte aufklären, wovon ihr da redet? Welche
Idee ist gut?“ fragte Michaela. „Immer wieder schwierig mit Frauen zusammen zu arbeiten“,
erwiderte Uwe. „Überleg dir, was du jetzt antwortest, mein Schatz“,
sagte Michaela und sah dabei Mark an. „Nein Uwe, das siehst du völlig falsch…“, antwortete
Mark und schüttelte dabei übertrieben seinen Kopf. „Und?“, fragte Michaela. „Mark korrigiere mich, wenn ich falsch liege.
Michaela, dein Mann hat sich überlegt, den Betrieb zu kaufen, weil eure Halle
jetzt nun doch zu klein geworden ist. Zudem hat auf eurer Hochzeit Giovanni mir
gesagt, er würde viel lieber etwas mit Autos machen und nicht irgendwann den
Großhandel übernehmen. Frank hat mir erzählt, er würde sich gerne selbstständig
machen. Und hast du mir nicht selbst noch vor zwei Wochen erzählt, dass der
alte Transporter und der Transit nicht mehr in die Halle passen.“ „Ja, stimmt“, sagte sie und sich zu Mark wendend. „Und
ihr kennt den Betrieb?“ „Wir waren vor etwas über drei Jahren bei ihm. Er hat
eine Richtbank, die haben wir mal an zwei Samstagen nutzen dürfen.“ „Der Betrieb scheint aber gar nicht so klein zu sein,
oder?“ „Er hat vor sieben Jahren den Betrieb von seinem damaligen
Chef übernommen. Ganz zu Anfang war da ein Peugeot-Händler drin. Die sind dann
irgendwann umgezogen und der Betrieb stand eine Zeitlang leer. Sein damaliger
Chef hat dann den Markenlosen KFZ-Betrieb dort eröffnet und eine Lackierkabine
eingebaut. Ingesamt sind da fünf Bühnen, vier Montageplätze, eine Grube, ein Kfz-Waschtisch,
ein recht großes
Lager, vier Büroräume und der kleine Verkaufsraum.“ „Und das Außengelände?“ „Vorne zur Straße ist da genauso viel Platz wie bei
uns hier und an beiden Seiten genauso. Hinten auch noch mal. Du kannst einmal
um das ganze Gebäude gehen.“ „Willst du den Betrieb alleine kaufen?“, fragte Uwe. „Weiß ich noch nicht. Soweit war ich überhaupt noch
nicht. Kommt ganz drauf an, was die anderen sagen.“ „Würde ich auch so sehen“, bestätigte Michaela. „Na, dann macht euch mal Gedanken darüber, ihr zwei“,
sagte Uwe und gab in Richtung Renate Engel ein Handzeichen des Gehens. „Warum hast du nichts zu mir gesagt und sitzt hier
alleine und zerbrichst dir den Kopf?“ „Mmh… ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Tut mir leid,
ganz ehrlich. Kommt nicht mehr vor.“ „Okay, mein Schatz.“ „Ich habe noch eine Frage an dich?“, sagte sie zu ihm.
„Und welche?“ „Hast du ein Problem damit, dass Giuseppe sechs Punkte
vor dir liegt?“ „Was? Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn
darauf?“ „Ach, nur so, ich wollte es nur wissen. Du möchtest
das gerne mit dem KFZ-Betrieb machen, richtig?“ „Lass uns die anderen anrufen.“ Montag, 16.50
Uhr Die Mitarbeiter von ‚Fenster und Türen Müller‘ hatten schon fast
alle Feierabend gemacht. Uwe, Renate und ein paar kaufmännische Angestellte
waren noch da. Fast wie verabredet kamen in kurzen Abständen zuerst Francesca
und Frank in ihrem BMW 3er Cabrio. Eine Minute später Giuseppe und Giovanni und
auch Moni und Michael kamen. Da Uwe auch neugierig war, ging er mit zum Besichtigungstermin.
Herr Majewski, der
Inhaber des KFZ-Betriebes,
freute sich, dass sie Interesse an seinem Betrieb hatten. Er zeigte den acht
Freunden und Uwe Müller alles ausgiebig. Speziell Frank und Giovanni zeigten
dabei sehr großes Interesse. Nach zwei Stunden waren sie fertig und baten Herrn
Majewski um Bedenkzeit. Im Anschluss setzten sich alle noch bei Uwe im Büro
zusammen. Es wurde über alle möglichen Belange gesprochen. Michael, als Elektroniker,
waren die teilweise zu erneuenden Leitungen aufgefallen. Einige mussten
dringend ersetzt werden. Auch war nicht mehr alles nach Vorschrift. Frank, dem
einzigen gelernten Automechaniker waren auch Dinge aufgefallen, die über kurz
oder lang ersetzt und geändert werden sollten. Mark fand das große Gelände und
die zusätzlichen Möglichkeiten toll. Michaela gefiel die Nähe zur Firma ‚Fenster und Türen Müller‘.
Giovanni sah die Chance, doch noch das machen zu können, was er eigentlich
immer schon gewollt hatte. Francesca freute sich einfach für ihren Frank und
Moni bot sich an, sich um die notwendigen Anmeldungen zu kümmern. Nur Giuseppe
saß da und sagte nichts. „Giuseppe, du sagst gar nichts,
gefällt dir das nicht?“ fragte Uwe. „Doch, das wäre toll. Ich finde es
auch Klasse, wenn das klappen würde. Mark, du hast recht mit den zusätzlichen
Möglichkeiten und die Fahrzeuge passen dort alle hinein.“ „Du hast aber trotzdem Bedenken?“,
fragte Mark. „Was ist mit dem Kaufpreis? Unsere
Eltern brauchen wir erst gar nicht zu fragen. Die haben schon den Renntransporter
gekauft.“ „Das ist Michaela und mir klar.
Moni, Michael und Frank können das auch nicht leisten, aber ich kann es, wenn
wir alle das möchten.“ „Du sprichst von dem Preisgeld auf
eurer Hochzeit“, sagte sie. „Ja, genau.“ „Das ist doch super, dann kann ich
ja doch bei Ford Fischer aufhören.“ „Und ich kann dann mitmachen“,
sagte Giovanni. „Na, super und ich muss dann den
Großhandel übernehmen“, sagte Giuseppe. „Nein, musst du nicht. Wir müssen den
Eltern nur klar machen, dass ich das auch kann. Denn schließlich arbeite ich ja
schon da, im Gegensatz zu euch“, sagte Francesca. „Was soll das denn heißen?“, fragte
Giuseppe. „Das wollte ich jetzt auch fragen“,
sagte Giovanni. „Machen wir uns doch nichts vor.
Ihr zwei habt kein Interesse an unserer Firma ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ und das
wissen eigentlich auch unsere vier Eltern.“ „Sie hat Recht. Fragt sich nur, wie
wir den Eltern das erklären?“ „Setzt euch mit ihnen zusammen“,
empfahl Uwe. „Wenn ich das richtig einschätze,
kann das auch nach hinten losgehen“, gab Michaela zu bedenken. „Das befürchte ich auch“,
bestätigte Giuseppe. „Folgender Vorschlag. Michaela und
ich kaufen die Firma und du, Frank, wirst mit mir Geschäftsführer. Ihr zwei,
Giovanni und Giuseppe, macht weiter mit, wie bisher auch. Giuseppe und ich
fahren weiter Rennen. Die drei Mitarbeiter übernehmen wir. Der Eine hat doch
auch einen Meistertitel. Wir machen ein Tor zwischen den beiden Firmen und wenn
etwas Wichtiges tagsüber ist, bin ich ja nicht weit weg. Aber nur, wenn ihr
alle damit einverstanden seid“, sagte Mark. „Ja und ich kann zu Anfang auch
einiges an Verwaltungsarbeit mit übernehmen, denn schließlich habe ich ja Automobilkauffrau
im Porsche-Zentrum gelernt“, sagte Michaela. „Giovanni, du möchtest das gerne
machen?“, fragte Giuseppe. „Wenn ich so darüber nachdenke, ich
fahre gerne die Rennen und ich schraube auch an beiden Fahrzeugen gerne mit,
aber das als Beruf? Mmh… nein, ich glaube, dazu hätte ich keine Lust“, ergänzte
er noch. „Na, dann ist doch alles klar,
oder?“, fragte Francesca und sagte weiter. „Giuseppe, du kannst doch dann bei
unserem Großhandel helfen und wenn es nötig ist, bist du in der Werkstatt.“ „Klingt doch gut“, sagte Frank. „Finde ich auch“, meinte Giovanni. „Okay, einverstanden, lasst es uns
so machen“, bestätigte Giuseppe. „Dann gehen Michaela und ich morgen
zu Herrn Majewski und
sagen ihm Bescheid, dass wir das machen und ich den Betrieb übernehme“, sagte
Mark. „Und ich frage morgen, mit welchen Lieferanten Herr Majewski
bis jetzt zusammengearbeitet hat und rufe bei der Innung an.“ 26. April
1994, Dienstag, 9.30 Uhr Michaela und Mark hatten nach 8 Uhr noch einiges mit
Uwe besprochen. Sie hatte ihren Vater gefragt, ob er sich Gedanken machen würde,
dass Mark sich dann nicht mehr nur um ‚Fenster und Türen Müller‘ kümmern würde. Uwe hatte
geantwortet, er würde sich keine Sorgen machen und er fände es nach wie vor eine
gute Idee. Um halb zehn standen die beiden bei Herrn Majewski im Büro. Er freute sich, dass Michaela
und Mark sich entschlossen hatten den KFZ-Betrieb zu übernehmen. Es müsste zwar
am Gebäude noch einiges gemacht werden, aber nichts war direkt akut. Alle drei
besprachen die Vertragsbedingungen. Diese zeigten sie hinterher Uwe. Er machte anschließend
für die beiden einen Termin am darauffolgenden Donnerstag bei einem Notar, den
er näher kannte. Mark ging um 11 Uhr noch mal zu Herrn Majewski, um ihn auf Änderungswünsche
anzusprechen, die Uwe angemerkt hatte. Für 17 Uhr machten die beiden einen
weiteren Gesprächstermin aus. Dienstag,
10.15 Uhr An der Wache klingelte ein Mann mittleren Alters. Der wachhabende
Polizeibeamte am Empfang betätigte den Türdrücker und der Besucher trat ein. Er
fragte ihn, was der Grund für sein Kommen sei. Dieser antwortete, dass sein
Mercedes S 600 der Baureihe W140 gestohlen worden sei. Nachdem er seinen Namen
und seine Anschrift angegeben hatte wurde er noch gefragt. „Wann haben Sie Ihren Wagen das letzte Mal gesehen?“ „Gestern Nachmittag um 17 Uhr, da habe ich ihn vor dem
Haus geparkt und heute Morgen war er weg.“ „Welche Farbe hat der Wagen?“ „Perlmutt Weiß, war eine Sonderanfertigung bei Mercedes.
Da habe ich lange drauf warten müssen.“ „Sonst noch etwas Auffälliges?“ „Ja, die rote Volllederausstattung hat eine Menge Geld
gekostet. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich den Wagen wiederbekomme?“, wollte
der Besitzer des Mercedes wissen. „Ganz ehrlich, ich kann Ihnen da keine großen Hoffnungen
machen“, antwortete der Polizist und fragte weiter. „Gibt es noch etwas?
Wieviel hat der Wagen gelaufen?“ „Keine 5000 km.“ Dienstag,
17.10 Uhr Michaela, Mark und Uwe waren wie vereinbart noch
einmal bei Herrn
Majewski, um noch das eine und andere zu klären. Das junge Ehepaar merkte
schnell, dass Uwe durch seine Erfahrung mit dem eigenen Betrieb die sicherste
und beste Unterstützung war, die sie bekommen konnten. 27. April
1994, Mittwoch, 10.00 Uhr Einer der beiden Chefs der Firma ‚Italienischer Großhandel
Lombardi‘, Alessio
Lombardi, betrat das Büro seines Bruders Antonio. Dieser telefonierte in dem
Augenblick mit einem Händler im süditalienischen Kalabrien. Als er fertig war
fragte Alessio. „Hat Giovanni euch auch von der Kfz-Werkstatt erzählt?“ „Ja, hat er. War Giuseppe auch so
begeistert davon?“ „Nein, er fand das zwar eine tolle
Sache. Giovanni war bestimmt sehr begeistert, oder?“ „Ja, war er. Mark und Michaela
wollen den Betrieb kaufen?“ „Hat Giuseppe auch erzählt. Mark
nimmt einen Teil des Preisgeldes, das er letztes Jahr bekommen hat.“ „Das macht er auch richtig. Ist die
richtige Entscheidung. Die Halle in Gelsenkirchen ist auch viel zu klein, wenn die
Acht erfolgreich sein wollen.“ „Sehe ich auch so. Giovanni möchte
doch bestimmt dort mitarbeiten?“ „Mmh und wird jetzt noch weniger
Interesse haben hier im Großhandel Verantwortung zu übernehmen“, sagte Antonio. „Wenn wir es unterbinden, wird das nicht
der richtige Weg sein“, gab Alessio zu bedenken. „Hat Sofia auch gesagt. Sie meinte,
wir sollten ihn doch machen lassen. Zudem wäre Francesca hier und würde schon
jetzt viel mehr tun, als wir das je gedacht hätten.“ „Überraschenderweise hat gestern beim
Abendessen Emilia Giuseppe auf sein ‚Lotterleben‘ angesprochen und Josef sagte,
ob er an den Tagen, an denen er nicht mit Renn-Vorbereitungen beschäftigt ist,
nicht mal in der Firma etwas tun wolle.“ „Aua! Und wie hat er darauf
reagiert?“ „Was meinst du, wie er reagiert
hat?“ „Er hat sich aufgeregt und hat
bestimmt zu Josef gesagt, er solle sich um seine Dinge kümmern.“ „Das war auch mein erster Gedanke.“ „Und?“ „Er hat Josef etwas betreten
angesehen, hat ihm aber keine Antwort gegeben. Josef hat ihn daraufhin noch mal
angesprochen und ihm gesagt, er selbst hätte gesagt, er sei jetzt sein Opa. Und
als sein Opa dürfe er ihn darauf hinweisen.“ „Meine Güte. Hat er geantwortet?“
„Ja. Er hat ihm gesagt, er habe Recht
damit und er ist vorhin um 9.30 Uhr gekommen und hat sich zu Francesca gesetzt,
die ihm erstmal gesagt hat, dass er ab morgen um 9 Uhr kommen soll.“ „Und?“ „Er hat sich entschuldigt bei ihr.“ „Bitte? Er hat sich entschuldigt?“ „Ja. Vielleicht haben unsere Frauen
ja Recht damit, dass wir Giovanni in der Werkstatt arbeiten lassen sollen, wenn
er das möchte. Und Francesca kümmert sich um Giuseppe.“ „Sofia hat zu mir gesagt, dass du
und ich ja auch nicht das gemacht haben, was Vater wollte.“ „Stimmt auch.“ 28. April
1994, Donnerstag, 10.30 Uhr Mark hatte Uwe zum Vorgesprächstermin mit Herrn
Majewski beim Notar mitgenommen. Michaela fand es sinnvoller, wenn ihr Vater
dabei war als sie selbst. Mit Uwes Auto waren alle drei dorthin gefahren. Auf
dem Weg dahin machte Uwe den Vorschlag, dass die Lohnbuchhaltung von ‚Fenster und Türen Müller‘,
die Abrechnungen der
Mitarbeiter der Werkstatt mit übernehmen könnte. Das fand nicht nur Mark
Klasse. Beim Notar angekommen ging dieser mit beiden Parteien die Aufstellung
der Unternehmensbewertung durch, die Herr Majewski schon hatte erstellen lassen.
Als nächstes wurde über die Durchführung einer Betriebsprüfung gesprochen. Hier
machte Uwe den Vorschlag, am nächsten Tag durch zwei Mitarbeiter aus der
Buchhaltung von ‚Fenster und Türen Müller‘, die Buchführung durchsehen zu lassen.
Denn schließlich handelte es sich nur um eine kleine Kfz-Werkstatt und nicht um
ein mittelständiges Unternehmen. Zum Schluss erstellte der Notar mit beiden Parteien noch
einen Kaufvertragsentwurf. Auch der zeitliche Ablauf bis zur Eintragung ins
Grundbuch wurde geklärt. Für den darauffolgenden Montagvormittag wurde der
abschließende Notartermin ausgemacht. Das Geld würde Mark danach am
Montagmittag auf das Notaranderkonto anweisen. Alle drei fuhren anschließend
mit Uwes Mercedes 300D zurück. 29. April
1994, Freitag, 9.45 Uhr Herr Majewski hatte bei Mark und Michaela angerufen,
sie mögen doch einmal zu ihm kommen. Das taten beide auch sofort. Als sie in
seinem Büro waren, erkundigte sich Mark nach dem Grund. Herr Majewski wollte seinen
drei Mitarbeitern die neuen Chefs vorstellen. Alle drei fanden es toll, dass Mark
es war, der die Firma übernahm. Ihn kannten sie schon seit ein paar Jahren vom
sehen. Mark ging es genauso, aber ihre Namen erfuhr er erst zu diesem
Zeitpunkt. Die drei Mitarbeiter waren Gerd Baumann, Torsten Mayer und
Achim Voigt, der auch einen Meistertitel hatte. „Herr Kirchheim, ich hätte dann da
ein paar Fragen an Sie“, sagte der Meister und sah Mark an. „Ja und die wären?“ „Können Sie uns sagen was Sie genau
mit der Firma vorhaben? Wir haben gehört, Sie sind jetzt zweiter Geschäftsführer
von nebenan und wollen doch bestimmt nicht in das KFZ-Gewerbe einsteigen,
oder?“ „Nein, nicht direkt. Wir brauchen
für unser Team eine größere Werkstatt und da bot sich der Kauf dieses Betriebes
sehr an, zumal sie ja direkt an ‚Fenster und Türen Müller‘ grenzt.“ „Dann werden Sie uns alle drei nicht
brauchen und ein oder zwei von uns müssen in absehbarer Zeit gehen?“ „Nein, das wollte ich damit nicht gesagt
haben. Wir werden Sie alle drei brauchen, uns fehlen im Grunde eigentlich mindestens
zwei Mitarbeiter“, sagte Mark und wartete auf die Reaktion der drei. „Unser Team besteht aus acht
Leuten. Zwei Fahrern, Giuseppe Lombardi und mir. Der Fachmann und Chefmechaniker
ist Frank Lönz. Zweiter Mechaniker und Elektroniker ist Michael Böster. Ein
weiterer Mitstreiter ist Giovanni Lombardi, er befindet sich aber noch am
Anfang und unsere drei Frauen im Team. Uns acht ist an den ersten beiden Rennwochenenden
klar geworden, dass, wenn wir dieses Jahr als nicht privates Team erfolgreich
sein wollen, wir uns größer aufstellen müssen. Denn sonst sind wir nächstes
Jahr die Werksunterstützung von Mercedes wieder los.“ „Soll die Werkstatt für Kunden
bestehen bleiben?“, fragte Gerd Baumann. „Ja, auf jeden Fall. Wir werden uns
zwar in allererster Linie um die beiden Rennwagen kümmern, aber das wird fünf
oder sechs Leute nicht fünf Tage in der Woche auslasten.“ „Sie sagen fünf oder sechs Leute.
Wer sind die anderen?“ fragte Achim Voigt. „Wir haben uns das so vorgestellt.
Frank wird mit mir zusammen Geschäftsführer. Sie, Herr Voigt, werden wie bisher
auch, die Werkstattleitung übernehmen. Michael wird auf jeden Fall auch hier
anfangen zu arbeiten. Er ist zwar nicht gelernter Automechaniker, hat aber
durch die Jahre im Motorsport und dem Team sehr viel Erfahrung. Er ist in der
Lage viele Dinge selbstständig erledigen zu können und lernt sehr schnell. Bei
Giovanni wissen wir noch nicht, ob er dazu kommt.“ „Das heißt, wir arbeiten an den
beiden Rennwagen, nehmen auch weiterhin Kundenfahrzeuge entgegen und fahren an
den Rennwochenenden mit zu den Rennen?“ fragte Torsten Mayer. „Ob Ihr mit zu den Rennen kommt,
müssen wir noch sehen. Das könnte ein Problem mit den anderen geben, wenn Ihr
bezahlt werdet und sie nicht. Ihr müsst wissen, dass die ganzen Jahre die
anderen das alles als Hobby gemacht haben. Hinzu kommt noch, dass Frank und
Michael bis vor zwei Jahren ihr eigenes Geld mit dazugegeben haben, damit wir
bzw. ich an den Rennen teilnehmen konnte. Unter der Hand haben wir Fahrzeuge
repariert und gewartet, um die Kosten klein zu halten. Michael hat sich sogar
mal Geld bei seinen Eltern geliehen, weil wir nicht weiterwussten.“ „Hui, jetzt verstehe ich Ihre
Bedenken“, sagte Achim Voigt. „Daher wird es schon aus
finanziellen Gründen nicht immer möglich sein, Euch alle an den Wochenenden zu bezahlen.“ „Ich weiß nicht wie meine beiden
Kollegen darüber denken, aber mich würde es schon interessieren, wie das an den
Rennwochenenden so abläuft. Und da meine Frau mich mit meinem besten Freund
betrogen hat und zu ihm gezogen ist, habe ich an den Wochenenden meist nichts
vor. Ich würde mir das gerne ansehen.“, sagte Achim Voigt. „Dann kommen Sie drei übernächstes
Wochenende doch mit zum Nürburgring und sehen sich das alles mal ganz
unverbindlich an. Wenn danach einer von Ihnen Lust und Spass hat mitzumachen,
ist er sehr gerne eingeladen. Was halten Sie davon?“ 2. Mai 1994,
Montag, 10.15 Uhr Michaela, Mark und Herr Majewski hatten den entscheidenden
Notartermin. Nachdem der Notar den Vertrag allen laut vorgelesen hatte,
unterschrieben Mark und Herr Majewski diesen. Mark und Michaela fuhren direkt
im Anschluss zur Bank und überwiesen das Geld auf das Notaranderkonto. Mit
Herrn Majewski war vereinbart worden, dass er bis Ende Mai mit in der Werkstatt
blieb und das Mark offiziell am 9. Mai,
nach dem nächsten Rennen, den Betrieb übernahm. Montag, 17.00
Uhr Die acht Freunde hatten für diesen Tag nichts an den
Rennwagen zu tun, zumal beide Wagen schon in dem Renntransporter verstaut waren.
Trotzdem wollten sie sich aber in der Halle treffen. Michaela und Mark kamen
dort an. Alle anderen waren schon da und saßen in dem kleinen Büro. Das
Gesprächsthema war vorgegeben. „Hallo, zusammen. Ja, hast du und ab nächsten Montag kannst
du anfangen. Wie lange ist deine Kündigungszeit?“ „Habe ich gestern nachgesehen, es sind 14 Tage.“ „Okay, das heißt, du kündigst morgen?“, fragte Mark. „Ja, genau.“ „Dann bist du ab dem… mmh, 14. Mai in der Werkstatt?“,
fragte Mark und sah dabei auf den Kalender an der Wand. „Richtig“, bestätigte Frank und sah dabei zu Michael. „Tja, ich hoffe ihr drei seid mir nicht böse, aber ich
will erstmal bei der Firma bleiben, wo ich jetzt bin“, sagte Michael und
schaute dabei zu den beiden und Frank. „Hoppla, das kommt überraschend“, sagte Michaela. „Ich bin mir unsicher und wäre da einer von drei
Mitarbeitern unter dem Meister und dazu noch ungelernt. Ich möchte erstmal
abwarten.“ „Schade Michael, ich kann dich aber verstehen. Du bist
aber nach Feierabend und an den Wochenenden dabei?“, wollte Mark wissen. „Natürlich, wie bisher auch.“ „Ich bin aber mit dabei und das ganz offiziell“, sagte
Giovanni. „Ui, das ist aber jetzt auch eine Überraschung“, sagte
Frank. „Ich habe am Wochenende mit unseren Eltern gesprochen
und ganz überraschend waren die damit einverstanden. Mein Vater möchte aber,
dass ich dann auch eine Lehre mache. Das geht doch, oder?“ „Na, klar doch. Der Achim Voigt ist dann als Meister
dein Ausbilder“, sagte Mark. „Dazu haben wir uns auch schon Gedanken gemacht“,
sagte Mark und sah in die Runde. „Und welche?“, fragte Giuseppe. „Unser Vorschlag wäre, dass erste Büro von Herrn Majewski
nimmst du, Frank. Wir stellen für mich oder Michaela oder Francesca einen zweiten Schreibtisch
hinein. Das zweite Büro bleibt für eine eventuelle Mitarbeiterin. Das dritte
ist sehr klein, wie dieses hier und kann als Aktenablage benutzt werden. Das vierte
ist wieder so groß wie das erste und wird von allen hier als Treffpunkt für
Teambesprechungen und weiteres verwendet.“ „Für Teambesprechungen?“ „Habt hier eigentlich keine anderen Sorgen?“, fragte
Moni. „Der Verkaufsraum ist ja im Augenblick nur
Abstellplatz und sieht von draußen echt schlimm aus“, sagte Michaela. „Und daher könnten wir den M3 und den 190er dort hineinstellen.
Dann vielleicht noch die bisherigen Pokale dazu.“ „Ist jemandem von euch eigentlich aufgefallen, dass
die Hausnummer der Werkstatt die gleiche ist wie die Startnummer des M3`s?“,
fragte Moni. „Stimmt, die Hausnummer ist 25, genauso wie die
alte Startnummer“, sagte Mark. „Das ist bestimmt positiv“, sagte
Moni. „Wie soll die Werkstatt eigentlich heißen?“, fragte Francesca. „Was haltet ihr von ‚Motorsport Team
Kirchheim und
Werkstatt‘?“, fragte Michaela. Die anderen sechs fanden die Namensgebung
Klasse. „Für das dritte Büro würde mir aber die alte Küche hier aus
der Halle besser gefallen. Wie häufig konnte die hier nicht benutzt werden,
weil da Dinge drauf abgelegt worden sind, die nicht dort hingehörten“, sagte Francesca. „Da hat sie Recht“, bestätigte
Michaela und Moni stimmte zu. 5. Mai 1994,
Donnerstag, 9.15 Uhr Achim Voigt, der Meister von
nebenan kam in eine der Fertigungshallen von ‚Fenster und Türen Müller‘. Ein Mitarbeiter
begleitete den Besucher zum Büro von Michaela und Mark. Dort angekommen klopfte
er an die Tür mit Glaseinsatz. Mark stand vom Schreibtisch auf und machte ihm
die Tür auf. „Guten Morgen, Herr Voigt“, sagte er und auch Michaela begrüßte
ihn. Nachdem auch er beiden einen guten Morgen gewünscht hatte, sagte er. „Ich wollte fragen, ob das in
Ordnung wäre, wenn ich schon heute mit zum Nürburgring kommen würde, statt
Samstag erst nachkomme?“ „Von mir aus können Sie auch heute
schon mitkommen“, sagte Mark und Michaela ergänzte noch. „Wir haben aber nichts
zum schlafen für Sie dabei.“ „Das habe ich mir schon gedacht und
habe Liege und Schlafsack einpackt.“ „Gut, dann ist das ja schon mal
geklärt. Dann fahren wir heute Mittag um 13 Uhr hier los.“ „Kann ich irgendwo mitfahren oder soll
ich selbst?“ „Nein, Sie können mitfahren.
Giovanni bringt einen VW Bus mit.“ „Gut, dann bis um eins.“ Donnerstag,
12.55 Uhr Francesca hatte Frank von der
Arbeit abgeholt und beide kamen mit dem Renntransporter von Gelsenkirchen.
Frank fuhr in die Straße ‚Neue Industriestraße 23‘ auf das Gelände von ‚Fenster und Türen Müller‘.
Michaela und Mark hatten sie kommen gesehen und verabschiedeten sich von Renate
Engel und Uwe. Draußen war Achim Voigt mit Liege und Schlafsack eingetroffen.
Zwei Minuten später kam ein weißer VW Bus aus Duisburg mit Giovanni, Giuseppe,
Michael und Moni an. Mark ließ seinen Wagen vor der Firma stehen. 8. Mai 1994,
Sonntag, 8.45 Uhr Auf dem Grand Prix Kurs waren die letzten Warm-up der
kleinen Rennserien gestartet. Während Giuseppe, Mark, Michaela und Francesca
noch in der Sitzgruppe des Renntransporters frühstückten waren Frank, Michael
und Giovanni mit den drei neuen Mitarbeitern aus der Werkstatt in der Box. Gerd
Baumann und Torsten Mayer waren am Samstagmorgen am Ring eingetroffen. Alle
drei Neuen bemerkten bereits am Samstag, dass die acht Freunde ein eingespieltes
Team waren. Zuerst war Achim Voigt das am Donnerstagnachmittag aufgefallen, als
das Team am Ring angekommen war. Alles lief wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Ein
jeder richtete die Box mit ein, machte Handreichungen, keiner stand im Weg rum,
alle wussten genau, was zu tun war, jeder Handgriff saß. Und das
Bemerkenswerteste war für ihn, dass die drei Frauen mit anfassten und genau
wussten, wo was hinkam. So war er schon etwas verwundert, das Michaela und
Francesca ihm sagten, was er tun könnte. Dabei stellte er fest, dass er es war,
der die einstudierte Choreographie störte. Alle drei Neuen erfuhren, dass auch
der ungelernte Giovanni bereits viel Erfahrung hatte. Speziell Frank bekam viel
Respekt und Achtung. Alle drei staunten mit was für einer Leichtigkeit er die
aufwendigen Fahrwerke einstellte, wenn Mark und Giuseppe von Trainingsrunden
wieder zurückkamen und sagten, was sie geändert haben wollten. Frank gab klare
Anweisungen an Michael und Giovanni, was die beiden wo verändern sollten. Achim
Voigt wurde an diesem Wochenende bewusst, was für ein Fachmann und Profi sein
neuer Chef Frank Lönz war. Es war neun Uhr geworden, da kamen Emilia und Josef
mit Rebecca und Alessio in die Box. Die drei Neuen wunderten sich schon etwas,
wie vertraut alle miteinander umgingen. Zu noch größerer Verwunderung kam um
halb zehn Janni
Mascali mit Alice noch hinzu. Mark und Giuseppe befanden sich inzwischen auch
dort und begrüßten die beiden genauso freudig. Auch die anderen aus dem Team
taten das bei Janni und Alice. Das herzliche in den Arm nehmen, links und
rechts einen Kuss geben kannten die drei noch nicht. Sie wussten aber wer dieser
Janni Mascali war und dass er für ein Alfa Romeo Team fuhr und im letzten Jahr
die Rennserie gewonnen hatte. Sonntag, 13.55
Uhr Die Stadt Lüdinghausen befindet
sich südwestlich von Münster im Kreis Coesfeld. Nur wenige Autominuten von Lüdinghausen entfernt gab
es ein altes Gehöft. Dieses war Mitte des 17. Jahrhunderts in einer U-Form angelegt
worden. Auf den beiden längeren Längsseiten befanden sich zwei sich gegenüberliegende
Stallungen. Vor Kopf verband das Haupthaus die beiden Stallungen miteinander.
Eine fünfhundert Meter lange Zufahrt führte zu dem Bauernhof. Auch wenn die
Gegend für ihre recht flache Landschaft bekannt ist, war der Hof von der Straße
nicht einsehbar. Ein in 1000 Meter parallel zur Straße verlaufender Nadelbaumwald
versperrte die Sicht darauf. War man auf dem einspurigen Weg durch den 300
Meter langen Wald gefahren, sah man den Hof, der Hermann Greiswald gehörte. Zu
diesem Zeitpunkt kamen zwei Fahrzeuge auf den Hof gefahren. Da es häufig still
war, fielen die Motoren- und Fahrzeuggeräusche auf. Ein Mitarbeiter in einer
grünen Latzhose schaute aus einem der alten Fenster. Ein doppelflügeliges Tor
wurde geöffnet und beide Fahrzeuge fuhren in die linke Stallung. Der
Mitarbeiter betätigte einen Schalter. Ein 10 Meter langer und 4 Meter breiter
rechteckiger Teil des Bodens wurde seitlich angehoben. Das erste Fahrzeug fuhr
langsam die nun sichtbar gewordene Rampe hinab während das zweite Fahrzeug im
rechten Teil der Stallung abgestellt wurde. Der Mitarbeiter betätigte wieder
den Schalter und die seitlich angehobene Bodenplatte senkte sich wieder. Als
sie unten war sah man nur gestapelte Heuballen. Der Mitarbeiter in der grünen
Latzhose hieß Holger. Er ging nun durch eine schmale Tür in das Untergeschoss
und öffnete die Tür des in die Tiefe gefahrenen Wagens. „Was habt ihr denn da mitgebracht?“, fragte er. „Na, das siehste doch“, antwortete Kai, der Fahrer. „Wir sind wieder da, Boss“, sagte der erste. „Was ist es?“, fragte er. „Ein Porsche“, antwortete Heiko. „Welcher?“ „Ein 944.“ „Der stand da so. War eine tolle Gelegenheit“,
antwortete Jan. „Was soll ich denn damit?“ „Was soll ich denn damit?“, schrie er noch einmal. „Verkaufen, Boss“, sagte Heiko ziemlich kleinlaut. „Ihr seid Hampelmänner“, rief er den beiden nach. „Was hat er gesagt?“, fragte Kai. „Ist die falsche Karre. Der Boss ist sauer“,
antwortete Heiko, der so etwas wie die linke Hand von Hermann Greiswald war. „Und jetzt?“, fragte Kai. „Wir fahren noch mal los und schauen nach was
besserem“, antwortete Heiko. „Was mache ich jetzt mit dem Teil hier?“, fragte
Holger nach. „Das übliche. Wird dann halt ein Schnapper“, sagte Jan. Sonntag, 15.30
Uhr Die beiden Läufe 5 und 6 waren ausgefahren und die
Sieger standen fest. Im ersten Lauf wurde Klaus Lodwick erster, zweiter Armin Egener
vom Jannson-Team, dritter Mark Kirchheim. Giuseppe belegte den neunten Platz.
Im zweiten Rennen wurde Janni Mascali erster, Armin Egener wieder zweiter und
Klaus Lodwick dritter. Mark belegte den fünften Platz und Giuseppe den zehnten.
Nachdem alle, außer Emilia und Josef, mit angefasst hatten, alles wieder in den
Renntransporter zu verladen, ging es anschließend zurück ins Ruhrgebiet.
Anstatt nach Gelsenkirchen führte nun der Weg nach Essen zur neuen Werkstatt. Dort
stellten sie den Renntransporter rechts neben dem Gebäude ab. Es war von Anfang
an geplant, dass Francesca und Frank mit Michaela und Mark nach Hause
fahren sollten. Als alle vier von dem Gelände der Werkstatt zu dem
Firmengelände von ‚Fenster
und Türen Müller‘ sahen, fragte Michaela. „Mark, wo ist der Porsche?“ 9. Mai 1994,
Montag, 8.10 Uhr Mark und Michaela hatten nur
sehr schlecht geschlafen. Der Diebstahl hatte beide noch lange beschäftigt. Sie
kamen mit dem roten VW Polo gleichzeitig mit Uwe an der Firma an. Uwe staunte,
dass beide mit ihrem Auto gefahren waren. Mit einer Scherzfrage erkundigte er
sich nach dem Grund der Fahrzeugwahl. Michaela hatte am Vorabend ihre Eltern
nicht mehr mit der schlechten Nachricht stören wollen. Uwe fragte die beiden,
ob sie den Versicherungsvertreter angerufen hätten. Daran hatten beide noch
nicht gedacht. Er machte den Vorschlag kein Tor zwischen beiden Firmen einzubauen,
sondern den Zaun ganz zu entfernen. Beide fanden das eine gute Idee. Ein paar
Pflastersteine für den Übergang waren noch vorhanden. Eine Stunde später waren
beide zur Werkstatt gegangen und informierten Herrn Majewski und die drei
Mitarbeiter. Achim Voigt hatte den anderen inzwischen von dem Diebstahl
erzählt. Mark sagte, wie traurig er darüber sei, dass sein Porsche, den er von
der Erbschaft seines Opas gekauft hatte, weg war. „Mit den Autodiebstählen
häuft sich das in letzter Zeit“, sagte Herr Majewski. „Davon haben wir noch gar
nichts mitbekommen“, antwortete Michaela. „Das ist ganz schlimm geworden.
Die Kollegen am Werkstatt-Stammtisch haben erzählt, einigen sind so gar Kundenfahrzeuge
vom Hof geklaut worden“, sagte Herr Majewski. „Mein Gott“, sagte Michaela. „Was ist das denn für ein
Werkstatt-Stammtisch?“, fragte Mark. „Ach, wir treffen uns einmal
im Monat. Zu dem Stammtisch kommen selbstständige KFZ-Meister,
Werkstatt-Inhaber und Werkstatt-Leiter.“ „Sind die alle aus kleinen
Betrieben?“ „Nein, es sind auch Meister
von größeren dabei. Zum Beispiel der Werner vom Porsche Zentrum ist fast immer
da.“ „Ach, der Werner Rotmann?“,
fragte Michaela. „Ja, aber woher kennen Sie den denn? Habt Ihr den 944
immer nach Porsche gebracht?“, fragte Herr Majewski. „Nein, natürlich nicht. Ich habe bei Porsche Automobilkauffrau
gelernt“, sagte Michaela. „Ach, das ist Klasse, das wusste ich ja gar nicht.“ „Wo treffen Sie sich denn immer?“, fragte Mark. „In der ‚Schwarze Lene‘, immer am zweiten
Donnerstag.“ „Das ist ja diese Woche“, sagte
Mark. „Stimmt, was halten Sie davon, wenn
Sie und Herr Lönz mitkommen, dann kann ich Sie beide mal vorstellen.“ „Das ist eine gute Idee. Was wird
denn da so besprochen?“, fragte Mark. „Alles mögliche. Einer berichtet
zum Beispiel wie er ein Problem gelöst hat oder fragt, wer etwas zu bestimmten
Dingen weiß. Was auch sehr gut ist, dass man den einen oder anderen anrufen
kann, wenn man spezielle Werkzeuge benötigt. Alle helfen sich untereinander.“ „Toll, prima, gibt es das in jeder
Stadt?“, fragte Michaela. „Keine Ahnung, ich glaube nicht.“ „Seit wann besteht der Stammtisch?“,
fragte Mark. „Seit zehn Jahren. Der ursprüngliche
Grund war, dass seiner Zeit eine Werkstatt durch Brandstiftung komplett abgebrannt
ist. Der Inhaber hat sich danach umgehört, wer ihm helfen konnte. So hat man
sich dann mit fünf Werkstatt-Leitern zusammengesetzt. Anschließend wurde sich
einfach weiter getroffen.“ 12. Mai 1994,
Donnerstag, 18.40 Uhr Frank und Mark trafen fast pünktlich in der ‚Schwarze
Lene‘ ein. Herr Majewski
war schon vorher angekommen. Beide staunten nicht schlecht als alle zwanzig Teilnehmer
auf sie zukamen und sie beim Namen begrüßten. Frank fragte, woher sie denn ihre
Namen wüssten. Worauf einer der Teilnehmer antwortete, sie wären alle von Herrn
Majewski angerufen worden. Mark war verblüfft als er hörte, dass die Hälfte der
Teilnehmer ihn auch so erkannt hätte. Sie würden ihn ja aus dem Fernsehen
kennen. Alle fanden es sehr interessant einen Fahrer der DTR in ihrem Kreis zu
haben. Herr Majewski teilte den anderen den Diebstahl von Marks Wagen mit.
Einige berichteten daraufhin, was ihnen alles gestohlen wurde. Nach einiger
Zeit wechselte das Gesprächsthema und die Teilnehmer wollten einiges über die
DTR erfahren, ob beide KFZ-Mechaniker wären, wie sie sich den Betrieb der
Werkstatt vorstellen würden, wem denn der Betrieb gehören würde und so weiter.
Der Abend verging wie im Flug und zum Schluss wurde beiden das Du angeboten.
Auch eine Übersicht mit den Namen und den entsprechenden Firmen bekamen sie.
Frank informierte Herrn Majewski, dass er schon am nächsten Tag zur Werkstatt
kommen würde, da er noch drei Tage Urlaub hätte. Beide wollten ab jetzt einmal
im Monat zu dem Stammtisch fahren, wenn es der Rennkalender zuließ. 13. Mai 1994,
Freitag, 8.00 Uhr Frank war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee
war, am Freitag, den 13., am neuen Arbeitsplatz anzufangen. Mit Gerd
Baumann und Torsten Mayer fing er an die Büros so umzustellen, wie die acht
Freunde es besprochen hatten. Während die drei mit umräumen beschäftigt waren
kam Mark und teilte mit, dass sein Lieblingskollege Heini den Zaun zwischen den
Firmen jetzt entfernen würde, wie es Uwe vorgeschlagen hatte. Zum Feierabend
war der Zaun entfernt und die Büros umgeräumt. Achim Voigt teilte Frank und
Mark mit, er würde gerne an den Rennwochenenden mitmachen. Ihm hatte der
Teamgeist gefallen und er hatte bemerkt, dass er noch einiges lernen konnte. 14. Mai 1994,
Samstag, 9.00 Uhr Die acht Freunde und Achim Voigt hatten sich in der
Halle getroffen. Michaela, Francesca und Moni schmierten Brötchen während die
sechs Männer anfingen die Halle auszuräumen und in den Trani und den alten Transporter
zu verstauen. Gegen Mittag waren die Fahrzeuge voll aber die Halle noch nicht
leer. Am Nachmittag waren die Neun mit einräumen in der Werkstatt beschäftigt.
Der Sonntag verlief ähnlich bis auf die zwei Hebebühnen und der alten Küche war
die Halle danach leer. 15. Mai 1994,
Sonntag, 15.00 Uhr Hermann Greiswald befand sich im Wohnraum. Raum
ist eigentlich falsch, da es eher eine kleine Halle war. Er saß in seinem alten
Ohrensessel aus bordeauxrotem englischem Leder. Wie man es von solchen Herren
erwartet, rauchte auch er Zigarre, nur das er dabei keinen Whisky trank, sondern
frisch gepressten Tomatensaft mit einem Schuss Gin. Er hatte ein Faible für die
englische Lebensart. Auch as er gerne After Eight und englisches Gebäck. Seine
Hausmitarbeiterin Ute kam mit einem Telefax zu ihm und hielt es ihm hin. Ute Decker war seit langer
Zeit seine Mitarbeiterin. Er nahm es, schaute darauf und nickte ihr zu.
Sie ging, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. Diese bestand aus der Bürotätigkeit
und kochen. Hermann
Greiswald hatte auch einmal eine Ehefrau, danach auch zwei Hausangestellte nacheinander
aber alle drei hatten die Flucht ergriffen. Ute war nun schon mehr als fünf
Jahre bei ihm. Angefangen hatte sie als Bürokraft, kochen konnte sie aber auch
gut. Mit Ende vierzig hatte sie viel Lebenserfahrung und wusste, wie sie ihren
Hermann zu nehmen hatte. Er war Mitte sechzig. Ute übernachtete auch schon mal
bei ihm. Das war immer dann der Fall, wenn sie nach dem Essen von ihm auf eine
Flasche Wein eingeladen wurde. Beide wussten was nach der Flasche passierte. Er
konnte dann der zärtlichste Mann sein, mit dem sie je im Bett war. Seine männlichen
Mitarbeiter wussten, dass Ute immer mal wieder bei ihrem Boss die Nacht
verbrachte. Nachdem er das Telefax gelesen hatte nahm er das schnurlose Telefon
und drückte eine Kurzwahltaste. Es schellte am anderen Ende. „Ja, bitte?“, sagte die Stimme. „Ich habe dein Fax bekommen“, antwortete Hermann
Greiswald. „Wie lange?“ „Na, du machst mir vielleicht Spass. Ich muss erstmal schauen,
wo ich die Dinger herkriege.“ „Das ist doch dein Geschäft. Ich dachte, du hast eine
Aufstellung, wo du welches Fahrzeug abholen kannst.“ „Sollte ich vielleicht haben, habe ich aber nicht.“ „Also, wie lange?“ „Muss ich erst schauen.“ „Du machst mich fertig, was heißt das denn? Wie lange
dauert dein Schauen denn dieses Mal wieder.“ „Mensch, ich muss hier alles alleine machen.“ „Mir kommen gleich die Tränen.“ „Das sind aber auch Dinger, die du da aufgeschrieben
hast.“ „Was sollen denn da die Dinger sein?“, fragte der Gesprächspartner. „Bitte? Ja, meinst du, ich finde die hier an jeder
Ecke. BMW 850 CSI als Ausführung Sport in silber oder steingrau. Audi V8,
gleich drei Stück oder der hier ist auch gut. Einen Jaguar XJ220 in knallrot.
Die Karre muss ich erstmal finden und dann sind die meisten auch noch silber.
Alle kaufen nur dieses scheiß silber. Warte mal, da hast du noch so einen
Knüller notiert. Ah, da ist er ja… einen Porsche 911 des Typs 964 als RSR in
gelb. Ja, geht es noch, oder was?“ „Wenn dir das alles zu schwierig ist, dann muss ich
meine anderen Kontakte anrufen.“ „Schwätzer, du hast doch gar keine anderen Kontakte.“ „Na klar, habe ich die.“ „Ach, hör doch auf, die besorgen dir nur Kleinwagen
mit gelben Kennzeichen. Erstens sieht man den Karren das an und danach will die
auch keiner mehr haben. Und was ist mit deinem anderen Spezi? Der beschafft dir
nur Karren, die schon hier in Deutschland abgeholt wurden und schon hinter dem
Zaun waren.“ „Jetzt demütige mich doch nicht so. Meinst du nicht, dass
mir das auch weh tut?“ „Wieso weh tun? Du stehst doch darauf. Wie heißt deine
Ledertante noch mal?“ „Tamara, warum? Soll ich sie dir mal schicken?“ „Hör bloß auf. Lass deine Ledertante mal schön bei
dir. Ich bin gut versorgt.“ „Was denn, knallst du immer noch deine Bürotussi?“ „Ich habe gerade Tonstörungen. Was hast du gesagt?“ „Ruf mich an, wenn du weißt, wann du liefern kannst.“ „Hier“, sagte er und hielt ihr das Fax hin. „Will er alle?“ „Ja, will er. Die Hampelmänner sollen sich direkt drum
kümmern.“ „In Ordnung, ich kümmere mich drum“, antwortete sie. „Eigentlich müssten wir eine Übersicht haben, wo
welches vielleicht in Frage kommende Fahrzeug steht.“ „Kümmere ich mich auch drum.“ „Was gibt es heute Abend zu essen?“ „Das gleiche wie gestern.“ „Schon wieder?“ „Du hast gestern nicht alles aufgegessen, also gibt es
die Suppe noch einmal.“ „Was ist mit einem Steak oder wenigstens mit einem
Schnitzel?“ „Du weißt noch, was der Doktor gesagt hat?“, fragte
sie. „Ja, aber der muss auch die Scheißsuppe nicht essen.“ „Musst du ja auch nicht.“ „Ich bekomme dann aber auch nichts anderes.“ „Tja, das Leben ist hart und so ungerecht. Kann ich jetzt
mal weitermachen? Du störst gerade.“ „Schon gut.“ 16. Mai 1994,
Montag, 14.00 Uhr Am Montag bauten Achim Voigt und Frank die Küche in
der alten Halle ab und im dritten Büro der Werkstatt wieder auf. Auch die
beiden Kollegen Gerd Baumann und Torsten Mayer freuten sich darüber,
dass es nun eine Küche gab. Zum Feierabend hin wurde der kleine Verkaufsraum
ausgeräumt und die Gegenstände ins Lager gepackt. Am Abend schoben die acht
Freunde den BMW M3 und den Mercedes 190E 2,5-16 EVO 2 in den Verkaufsraum.
Michaela und Francesca stellten noch einige Pokale auf die beiden Autodächer.
Während Michael sich die Elektrik im Betrieb anschaute und eine Liste der notwendigsten
Dinge erstellte. Montag, 18.00
Uhr Ute hatte am frühen Vormittag die Hampelmänner Heiko,
Jan und Kai zu sich kommen lassen. Die drei waren mit einer Kopie der
Fahrzeugbestellung im Ruhrgebiet unterwegs gewesen. Als sie wieder da waren,
gingen sie zu ihr. „Und wie sieht es aus?“, fragte Ute Decker. „Einige haben wir gefunden, aber längst nicht alle.
Vor allen Dingen der Jaguar XJ220 und der Porsche 964 RSR machen uns Kopfschmerzen,“
sagte Heiko. „Dann solltet ihr bei den Händlern nachschauen.“ „Das haben wir natürlich schon getan.“ „Das meinte ich nicht. Legt heute eine Nachtschicht
ein und seht euch die Kundenordner der Händler an. Aber nicht mitnehmen oder
kopieren, sondern nur abfotografieren. Okay?“ „Schon wieder eine Nachtschicht?“ „Sollen wir Hermann fragen?“ „Nein, schon gut. Wir machen es ja.“ „Und fotografiert alle interessanten Fahrzeuge und
deren Adressen, auch die, die nicht auf der Liste stehen.“ „Warum das denn?“ „Damit wir eine Liste erstellen können und es
demnächst leichter haben und ihr nicht mehr erst suchen müsst.“ „Wird erledigt, Ute.“ „Das ist ein ganz toller leckerer Salat mit einem ganz
besonderen italienischen Öl und französischem Essig, den ich mit viel Liebe
zubereitet habe.“ „Ja?“ fragte er. „Soll ich heute Nacht hierbleiben?“ „Möchtest du Wein trinken?“ „Nein, ich vertrage den Wein in letzter Zeit nicht so
gut.“ „Du bleibst bei mir, auch ohne Wein?“ „Meinst du allen Ernstes, dass ich nur mit dir ins
Bett gehe, wenn wir vorher eine Flasche leer gemacht haben?“ „Mmh…“ „Ja und wie ist die Antwort?“ „Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt nichts mehr
sage.“ „Das denke ich auch. Ich überlege, ob ich dir den
Vorschlag mache, abends nicht mehr zu mir nach Recklinghausen zu fahren.“ „Wenn du es möchtest, aber dann hört mir das Rumgemoser
über mein Essen auf.“ „Und was meinst du?“, fragte sie. „Sehr gerne und ich moser auch nicht mehr. Der Salat
ist wirklich sehr lecker und ganz toll zubereitet von dir, liebe Ute.“ „Das freut mich, wenn er dir jetzt doch schmeckt.“
17. Mai 1994,
Dienstag, 9.00 Uhr Frank ging zur Nachbarfirma, um mit Michaela
und Mark zu sprechen. Als er angekommen war, klopfte er zwar an, wartete aber nicht
und betrat direkt das Büro. „Guten Morgen, ihr zwei“, sagte
Frank. „Guten Morgen, alleine“, sagte
Mark. „Ich habe mir die Aufstellung von
unserem Michael angesehen. Reparieren wir das selbst oder lassen wir das machen?“ „Wenn wir das selbst machen wird es
günstiger, aber dann müssen wir das hinterher noch von einem Meister abnehmen
lassen, da es sich ja schließlich um eine Firma handelt und nicht ein kleiner
Rennstall ist.“ „Dann können wir es auch direkt in
Auftrag geben. Achim hat einen Freund, der eine Elektrofirma hat. Er hat vorgeschlagen
mal zu fragen, was er haben will“, sagte Frank. „Du duzt ihn?“, fragte Michaela. „Ja, meint ihr, ich sollte das nicht
machen?“ „Ist aus meiner Sicht okay. Mich duzen
hier auch alle“, sagte Mark. „Um auf deine Frage zurückzukommen,
ich wäre dafür, es in Auftrag zu geben“, sagte Michaela. „Dann machen wir das so“,
bestätigte Frank.
Dienstag,
15.00 Uhr Die drei Organisationsmitarbeiter, Heiko, Jan und Kai, wie sie
von Ute auch
genannt wurden, kamen auf das Gehöft gefahren. Kai sah sofort, dass Utes VW
Golf II noch an gleicher Stelle stand wie am Vortag. Die drei betraten das
Haupthaus und fanden ihren Boss und Ute im Wohnraum sitzend vor. Allen dreien
fiel auf, dass beide vertrauter miteinander umgingen. Vor allen Dingen Hermann
sprach anders als sonst mit ihr. „Ah, da seid ihr ja. Und was habt ihr erreicht?“,
fragte Hermann. „Wir waren die letzte Nacht bei drei Jaguar-Händlern.
Haben alles Interessante fotografiert. Sollen wir Holger die Filme zum Entwickeln
geben?“ „Ja, macht das“, sagte Hermann. „War ein XJ220 dabei?“, wollte Ute wissen. „Ja, zwei Stück, aber beide in silber. In rot wird ein
echtes Problem.“ „Wann macht ihr die anderen Händler?“, fragte Ute. „In den nächsten Nächten“, antwortete Heiko und Jan ergänzte.
„Wir wollen die Porsche Zentren als nächstes besuchen.“ „Aber keine Spuren hinterlassen“, sagte Hermann. 18. Mai 1994, Mittwoch,
3.00 Uhr Heiko, Jan und Kai standen vor dem
Hintereingang vom Porsche Zentrum in Essen. Leider mussten sie feststellen, dass
dieses Autohaus besser gesichert war als die bisher besuchten. Kai wollte mit
einem Stemmeisen die Tür öffnen, Jan war sich nicht sicher, da ihr Boss ja
gesagt hatte, keine Spuren zu hinterlassen. Heiko machte den Vorschlag, am Nachmittag
wieder dort hinzufahren und das Einsteckschloss der Tür zu manipulieren. Mittwoch, 4.00 Uhr Alle acht Freunde und Achim hatten
sich an der Werkstatt getroffen, um zum nächsten Rennen nach Italien zu fahren.
Die Rennen 7 und 8 wurden auf dem Autodromo Internazionale del Mugello ausgetragen.
Die Rennstrecke lag in der Region Mugello, nördlich von Florenz. Die Fahrt
dorthin würde, mit zwei LKW´s und Transit, mehr als vierzehn Stunden dauern.
Der Tross setzte sich um kurz nach vier in Bewegung. Michaelas Polo stand vor
der Fenster Firma. Giuseppes Porsche und der Escort von Frank auf den Montageplätzen
in der Werkstatt. Da Moni nicht mitfuhr, weil sie keinen Urlaub bekommen hatte
und Michael nur zur Werkstatt gebracht hatte, fuhren Giovanni und Giuseppe alleine
im Transit vor. Gefolgt von dem alten Transporter mit Michael, Francesca und
Achim. Im großen Renntransporter fuhren Mark, Michaela und Frank. Da Mark und
Frank die einzigen waren, die einen Führerschein der Klasse zwei hatten, mussten
sich die beiden alle 4,5 Stunden abwechseln. Mittwoch,
16.15 Uhr Heiko war als Kunde im Porsche Zentrum und sprach mit
einem Verkäufer. Von ihm ließ er sich die neusten 11er des Typs 964 zeigen. Er
fragte auch nach einer Probefahrt, die er dann mit einem schwarzen Coupe 964
Carrera 2 machen durfte. Der Verkäufer hatte extra drei Mal den Verkaufspreis
genannt, um sicherzustellen, dass sich der vermeintliche Kunde auch ein solches
Auto leisten konnte. Da Heiko zusicherte, den Betrag dafür ausgeben zu können,
stand der Probefahrt nichts mehr im Weg. Der Vorführwagen stand, wie auch schon
bei Giuseppe 1,5 Jahre zuvor, auf der Rückseite des Gebäudes. Da Heiko nach dem
Verkäufer durch die Stahltür ging, an der sie in der Nacht schon gestanden
hatten, steckte er im vorbeigehen, ein kleines Stück Holz in den Schlitz der
Falle. Die Tür fiel jetzt zwar noch zu, aber nicht mehr richtig ins Schloss.
Heiko machte die vereinbarte halbstündige Probefahrt und gab anschließend den
Schlüssel bei dem Verkäufer wieder ab. Auf die Frage, wie ihm die Fahrt
gefallen hätte, antwortete er. „Ganz nett, aber wenn, dann möchte ich noch
einmal ein Cabrio Probefahren.“ „Ein Cabrio als Vorführwagen bekommen wir am Freitag.
Möchten Sie am Samstag dann noch einmal vorbeikommen?“, fragte der Verkäufer. „Ja, das passt dann mit den Besuchen morgen bei Mercedes
und Freitag bei Aston Martin.“ Mittwoch, 19.40
Uhr Mit drei kleinen Staus waren die drei Fahrzeuge des Kirchheim-Teams
an der Rennstrecke angekommen. Ihre Box war, wie erwartet, frei, wobei sie beim
ausladen feststellten, dass sie die vorletzten waren, die angekommen waren. Die
beiden anderen neuen Kollegen, Gerd Baumann und Torsten Mayer, waren auch
gefragt worden, wollten aber nicht mit zu den Rennen, wenn sie dafür kein Geld
bekamen. Achim fügte sich immer mehr ins Team ein. Das er bis vor kurzem das
Kirchheim-Team gar nicht gekannt hatte, fiel Außenstehenden nicht mehr auf. Leute
aus anderen Teams fragten immer mal wieder, wo denn die anderen vier Männer
seien, die in der letzten Saison immer mit waren. Während die sechs Männer mit
dem Aufbau und einräumen in der Box beschäftigt waren, kochten Michaela und
Francesca zusammen. Um 21 Uhr saßen die acht in der Sitzgruppe im Renntransporter
und aßen Tortellini mit Walnusssoße. Francesca hatte noch sechs Flaschen eines
zum Essen passenden Weines mitgenommen. Achim war wieder begeistert von der
Verpflegung. Er meinte, alleine deshalb würde er schon mit zu den Rennen
fahren. Frank hatte Achim das du angeboten und auch die anderen merkten, dass
Achim gut zu ihnen passte. „Achim, sag mal, wie alt bist du
eigentlich“, wollte Frank wissen. „35 Jahre und ihr?“, fragte Achim. „Ich bin 28“, antwortete Frank. „Wie
auch Mark, Michaela und Giuseppe. Michael ist der älteste von uns, er ist fast
30 Jahre alt. Giovanni ist noch 25 und wird in ein paar Wochen 26 Jahre alt.
Meine Francesca ist 27 Jahre alt.“ „Du hast noch Moni vergessen, sie
ist die jüngste mit 25 Jahren“, sagte Michael. „Hallo ihr zwei, man sagt doch nicht
das Alter einer Frau“, sagte Michaela. „Blödsinn, was ein Quatsch. Das
gilt nur bei alten Damen, so ab 55 Jahre“, sagte Frank. „Ich habe schon gehört, dass ihr
zwei euch duzt“, sagte Mark und sah Achim und Frank an. „Ich bin der Mark“, sagt er. 19. Mai 1994,
Donnerstag, 7.45 Uhr Beim Geschäftsführer des Porsche Zentrum, Herrn Thiel,
klingelte Zuhause das Telefon. Er ging dran und meldete sich. Der Werkstatt-Meister
Werner Rotmann war am Telefon. „Guten Morgen, Herr Rotmann. Was gibt es so früh?“ „Bei uns ist eingebrochen worden.“ „Wie bitte? Das glaube ich jetzt doch nicht. Was ist
gestohlen worden?“ „Der Vorführwagen und zwei Kundenfahrzeuge.“ „Welche Kundenfahrzeuge?“ „Der 911 Turbo von Herrn Kleinschmidt und der neue 911
Speedster, der heute ausgeliefert werden sollte.“ „Ach, du dickes Ei. Haben Sie die Polizei
verständigt?“ „Ja, die sind unterwegs.“ „In Ordnung, ich fahre in wenigen Minuten auch los,
bis gleich.“ „Diese Tür war auch verschlossen?“, fragte einer der
beiden Polizisten. „Das nehme ich mal an, ja. Ich weiß es aber nicht genau.“ „Fragen Sie bitte nach, ob die Tür verriegelt oder nur
so im Schloss war.“
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