Taschenbuch:
ISBN: 9783819059827
Inhaltsangabe: Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team
werden von einer anderen Kriminalbeamtin um deren Hilfe gebeten. Herr Novak vermisst seine Tante und den Onkel.
Leseprobe: 9. November 1995, Donnerstag, 9.00 Uhr Lüppi saß alleine im Büro, da Heike, Gördi, Petra, Björn und
Meik noch am Vorabend zu dem schon erwähnten Großeinsatz gegen die Organisation ‚Neues Reich‘ der Ortsgruppe Ruhr gerufen worden waren. Soweit
er wusste waren die fünf seit vier Uhr auf den Beinen. Er war zwar neugierig
wie der Ablauf bis zu dem Zeitpunkt gewesen war, fand es aber auch irgendwie
gut inzwischen der Leiter der
Kriminalinspektion 1 und kommissarischer Kriminalrat zu sein. Das hatte den Vorteil für ihn, er musste bei
solchen Einsätzen nicht mit, wenn er das von sich aus nicht wollte, was an dem
Morgen eben der Fall gewesen war. Er hatte alle abgeschlossenen Fallakten der
vier letzten Fälle vor sich auf dem Schreibtisch liegen. Durchgesehen hatte er
sie bereits. Er fing bei dem ältesten Fall an. Der zunächst unbekannte Tote, Gerd Karbenstein, 27 Jahre alt, in der ausgebrannten Halle in
Stoppenberg. Er setzte den Kugelschreiber an und schrieb seinen inzwischen berühmten Abschlusssatz vorne auf den
Deckel. Fall zwei war Wolfgang Beck,
der seinen Sohn gesucht hatte. Ein in sich tragischer Fall wie es schon lange
keinen mehr gegeben hatte, seiner Meinung nach. Der nächste Fall war der
von Petra und somit ihr erster eigener. Da entschied er sich, ihr den
Abschlusstext zu überlassen und die Akte auf ihren Schreibtisch zurückzulegen.
Der letzte Fall betraf den Streifenkollegen Ernst, der im Krankenhaus an seiner
Kopfverletzung während der OP verstorben war und leider viel zu früh. Auch dort
schrieb er den Abschlusssatz auf den Deckel der Fallakte. Als er damit fertig
war schaute er sich um, ihm wurde bewusst, wie vieles sich in den letzten
Monaten seit Ostern verändert hatte. – Der Fall Erik Metzer, aufgefunden im Schellenberger Wald
und Mitarbeiter von Wilfried Birnbaum, Inhaber der
Firma ‚Sanitär und Heizung Birnbaum‘ – erinnerte sich Lüppi und es fiel ihm der
Sohn Timo Birnbaum auch wieder ein. Er ging im
Anschluss alle Fälle in Gedanken einmal durch. – Danach kamen die Fälle im Hotel Amadeus mit den toten
Ärzten. – erinnerte sich Lüppi danach. – Dr. Justus Bachschneider, Dr.
Moritz Hedemann, Frau Dr. Pelster, Dr. Ralph und Frau Dr. Annemarie
Finnenthal, Hans-Peter Loserd und Dr. Irmgard Steverling oder hieß sie Stewen?
– fragte er sich. – Danach kamen die zwei Fälle, die über die Bilder von dem
Maler Franz Haidinger, fast ein Fall waren. Die hießen doch Lieselotte Maxfield
aus Heisingen und Joachim Eckhoff aus Heidhausen. Johanna Holzgrefe war doch
die Geliebte des Malers, die einen Sohn hatte, den sie nicht haben durfte.
Nämlich Manfred Becker. Mit ihm zusammen haben wir doch das versteckte Rätsel
gelöst. Torti und ich waren doch noch bei der Eröffnung des Franz Haidinger
Museums. – erinnerte er sich. – Ach ja, der Wachmann Olaf Pader,
der tot im Schrottcontainer in der Autowerkstat von Mark Kirchheim, dem
Rennfahrer, aufgefunden wurde. Der war doch bei der Firma ‚Wachschutz
Breitschläger‘ beschäftigt. Der Inhaber Bernd Breitschläger hat doch einen
Schwiegervater, der Romane vom Gardasee schreibt, Commissario
Morelli. Torti und ich haben doch im Urlaub jeweils ein Buch von ihm
gelesen. – erinnerte er sich und es fielen ihm sofort im Anschluss die Fälle
mit dem Hamit-Clan wieder ein. – Der Einsturz der
Mehrfamilienhäuser in Altendorf und das Syndikat mit den Ex-Kollegen Waldemar Fahrenholz, Alexander Uellendahl und Oliver Cramer, alle inzwischen in Haft. Die korrupten
und toten Kollegen Friederich Stölter, Axel Fuchs und Andreas Geldmacher, Spitzname Moneymaker. –
fielen ihm auch ein. „Was für
Scheißtypen!“, sagte er laut. – Da haben wir doch den echten Morelli kennengelernt. Marco Morelli, Commissario Capo von Florenz und den Oberleutnant der Carabinieri Santino
Martinelli. Er war doch kurz vorher der neue Jäger geworden. Den
Italienischen Namen dafür habe ich…, jetzt doch vergessen. Wir haben doch die Ex von dem Alexander
Uellendahl getroffen, die uns zu ihrer Hochzeit eingeladen hat.
Die zwei heißen jetzt doch Bellini. Ja, genau, Annette und Luigi Bellini.
– erinnerte er sich und ihm wurde der Hintergrund wieder bewusst. „Das war ein Dingen mit dem Vornamentausch!“ – Was kam danach? Ach, ja…, die Toten durch das Grünzeug.
Wie hieß die blöde Blume noch mal…, ach, egal, ich weiß ja wie sie aussieht.
Das Grünzeug hat doch Hannelore
Osterfeld und Axel Herrmann das Leben gekostet. – konnte er sich
erinnern. – Und im Anschluss kam doch der Wahnsinn schlechthin. 13
Tote in Serie und das alles, weil eine Mutter weggesehen hat, was mit ihren
Söhnen passierte. Eine unfassbare Mordserie mit sehr viel Trauer. – fiel ihm
ein, weil es noch nicht besonders lange her war. – Und nun diese vier Toten. – dachte er und sah auf die vier
Fallakten. „Was mag wohl als nächstes kommen?“, fragte er sich laut in
das leere Büro hinein. „Schauen wir mal…!“ Donnerstag, 10.00 Uhr Bernardo
Carbone, Maria Damico, Michele Alessandro Mascali und Gianna Rizzi saßen am
nicht mehr so warmen Morgen in der Küche am Esstisch und tranken die ersten
Café´s aus der neuen Espressomaschine. Sie unterhielten sich über ihren
gemeinsamen Erfolg und die tollen Ideen von Gianna. „Die
Idee das Zyankali in Giacomo´s
Maserati Quattroporte zu packen und der deutschen Organisation den Wagen mitzugeben war brillant“, fand Bernardo. „Dem Giacomo einen unauffälligen Mercedes dafür geben zu
lassen, war auch großartig“, war Maria der Meinung. „Genauso wie die neuen Mobiltelefone unter einem Schweizer
Namen“, fügte Michele an. „Habt ihr drei heute vor mich verlegen zu machen?“, fragte
Gianna. „Ich glaube die zwei stimmen mir zu, wenn ich sage, du hast
sehr gute Ideen und den nötigen Weitblick. Ich finde, wir können uns freuen,
dich bei uns zu haben“, sagte Bernardo. „Und ich freu mich ganz besonders über dich“, sagte Michele
und gab ihr einen Kuss. „Wir zwei haben bis jetzt nicht darüber gesprochen…, ich
finde, wir zwei kommen super miteinander klar“, sagte Maria in Richtung Gianna.
„Du wirst für mich langsam zur zweiten Freundin, neben
Melanie“, sagte Gianna. „Wer ist Melanie?“ „Melanie Zenatti, die Immobilienmaklerin unten im Ort. Da
haben die beiden das Haus hier gemietet.“ „Das wir auch kaufen könnten…, nicht wahr?“, fragte Maria
ihren Bernardo. „Ja, könnten wir…“, antwortete er etwas verhalten. „Dir scheint der Gedanke nicht zu gefallen“, empfand sie. „Wir haben doch mein Haus auf Sizilien.“ „Aber dahin wollen wir doch nicht so schnell zurück,
Bernardo“, sagte Maria. „Nicht?“ „Nein, wir bleiben erst einmal hier. Hier ist es wunderschön
und zudem, Zuhause auf Sizilien war ich mein Leben lang, das reicht mir für den
Rest meines Lebens. Ich möchte in die Schweiz und nach Österreich. Je länger
ich darüber jetzt spreche, desto mehr finde ich die Idee von den beiden gut“,
dabei sah sie zu Gianna und Michele. „Aber weißt du, was das kostet…?“, fragte er sie und
bemerkte im gleichen Augenblick, die Frage war ein Fehler. „BERNARDO!“, sagte sie laut empört. „Nein, habe ich nicht vergessen“, antwortete er etwas
kleinlaut. „Du, mein Lieber, könntest neben dem Haus den ganzen Ort
Cannero Rivera kaufen und wärst immer noch nicht arm.“ „Ist nicht mein Geld, sondern jetzt unser Geld“, sagte er
und versuchte sie zu beschwichtigen. „Das ist schön, dass du das sagst. Wenn es auch mein Geld
ist, sage ich jetzt, wir kaufen das Haus hier. Hier wohnt man schön, der
Ausblick ist fantastisch und die beiden wollen ja auch hierbleiben. Hinzukommt,
ich lasse doch jetzt meine neue Freundin Gianna nicht alleine.“ „Und was ist mit mir?“, fragte Bernardo. „Du kannst ja zurück auf deine Insel fahren, was du aber mir
zuliebe nicht tun wirst. Ich kenne dich nämlich sehr genau, mein Brummbär“,
sagte sie. „Dann ist das ja auch geregelt.“ „Okay, ich gebe mich geschlagen, ihr drei habt gewonnen“,
bestätigte Bernardo und bekam von seiner Maria auch einen Kuss. „Soll ich Melanie anrufen?“, erkundigte sich Gianna. „Tu das, meine Liebe“, bekam sie von Maria zur Antwort. Donnerstag, 11.15 Uhr Lüppi saß noch immer im Büro, nur das er zu dem Zeitpunkt
nicht mehr lange alleine war. Der Anzahl der Schritte nach zu urteilen, die auf
dem Gang näherkamen, schätzte Lüppi auf Grund der Trittgeräusche auf mehr als
sechs Personen. „Da sind wir wieder“, sagte Heike und alle fünf betraten das
Büro. Ihnen folgten Marcel und Mario. „Wir haben gehört, die Fälle sind abgeschlossen…“, sagte
Marcel und lächelte Lüppi an, der bereits ahnte, was er damit meinte. „Die Akten liegen da“, sagte er daher und zeigte darauf. „Was ist mit meiner Akte?“, fragte Petra fast schon entsetzt
nach, da ja ihre auf ihrem Schreibtisch lag. „Ich denke, da kannst du einen eigenen Abschlusssatz darauf
schreiben, wenn du das möchtest“, sage Lüppi ihr und sie strahlte ihn an. „Wie ist es gelaufen?“ „Wir haben alle festnehmen können. Die zwei Dellmann´s, den
Bachhofer, die zwei Mayer´s und all die anderen. Nur einer ist uns durch die
Lappen gegangen…“, antwortete Gördi. „Wer?“, fragten Lothar und Lüppi gleichzeitig. „Der Walther Halmer, alias Zeller, alias Cremer. Der hat wohl irgendwie von der Verhaftung der drei
gestern Wind bekommen.“ „Mist!“, sagte Lüppi. „Egal, den kriegen wir auch
noch“, sagte Marcel und schaute auf die erste Akte. „Bevor ihr euch die
Abschlusstexte anseht“, sagte Lothar und schloss die Tür hinter sich. „Ich weiß was Sie meinen,
Herr Bäumler. Mir wäre aber lieber, es bleibt wie es ist“, sagte Meik. „Meik, wie wir ja inzwischen
hier alle wissen, beabsichtigst du das Haus von Gördi zu kaufen“, sagte Lüppi. „Was hat das damit zu
tun…?“, fragte Meik nach. „Spätestens beim Notar wird
das herauskommen, wovon außer Herr Bäumler und ich niemand weiß.“ „Oooh…!“, sagte Meik und
alle schauten ihn an. „Lüppi und ich denken, in
dieser Runde können wir darüber sprechen“, sagte Lothar. „Mmh…, stimmt, daran habe
ich gar nicht mehr gedacht. Das ist für mich inzwischen so in Fleisch und Blut
übergegangen, das ist für mich jetzt schon fast normal“, teilte Meik mit. „Hallo…, bitte…, wovon redet
ihr da?“, fragte Marcel nach. „Das wüsste ich jetzt auch
gerne“, sagte Gördi. „Jetzt kannst du es sowieso
nicht mehr vor uns verheimlichen“, fügte Heike noch an. „Käse…, ich weiß nicht… muss
das sein?“, fragte Meik und sah zu Lüppi und Herrn Bäumler. „Herr Wortmann, wir sollten
mit den hier Anwesenden darüber sprechen. Alle werden dichthalten und es nicht
nach außen weitergeben“, versprach Lothar. „Okay…, von mir aus! Sagen
sie es…“, sagte Meik. „Herr Wortmann heißt nicht
Wortmann, dies ist nur sein Deckname den er sich nach der Abreise aus Berlin
nach seinem verdeckten Einsatz zulegen musste“, klärte Lothar auf. „Wie heißt du denn in
Wirklichkeit?“, fragte Petra. „Marc Heidtmaier
ist mein echter Name. Meik
Wortmann ist mein Deckname“, sagte Meik. „Es bleibt aber bei Meik, richtig?“, fragte Mario nach. „Ich bitte darum“, antwortete Meik, der Marc hieß. „Na dann wissen wir das
jetzt auch“, sagte Marcel und bat nun etwas ungeduldig. „Jetzt zeig mal bitte
was du als Abschlusstexte geschrieben hast, Lüppi.“ „Ich lese es mal vor“, sagte Marcel an alle. ‚Das Opfer war ein der Polizei nicht unbekannter Mann und
er hatte sich auch erneut straffällig gemacht. Sterben musste er, weil eine
Person den Partner bestrafen wollte.‘ „Die zweite Akte
betrifft Wolfgang Beck.“ ‚Wenn ein Vater vergeblich seinen Sohn sucht, ist dies
schon tragisch. Wenn er dabei aber Zeuge einer Straftat wird und zwei
Dumpfbacken nichts Besseres einfällt als gemeinschaftlich das Opfer zu
ermorden, nimmt die Tragik weiter zu. Das Schlimmste ist aber, wenn die Suche
nach dem Sohn völlig sinnlos ist, da die Lösung hätte ganz einfach sein
können.‘ „Die dritte Akte ist der Streifenkollege
Ernst Deistauer.“ ‚Ein Kollege, der es immer mit allen nur gut gemeint hat,
verlor leider sein Leben, weil ein anderer durch Alkohol nicht klar denken
konnte und die Situation falsch einschätzte. Ein schwerer Verlust, nicht nur
für seine Familie.‘ „Hier ist der Fall
von Petra, ich lese mal vor“, sagte Lüppi. ‚Einem Mensch voller Trauer um seine verstorbene Frau
fiel keine andere Lösung ein als den vermeintlichen Täter zu ermorden. Eine
menschliche Katastrophe ist es dann, wenn es dabei auch noch den Falschen
erwischt.‘ „Wau, die sind alle vier gut“, fand Lothar. „Dürfen wir ab jetzt alle einen eigenen Abschlusstext
schreiben“, fragte Björn nach. „Nein, war nur eine einmalige Ausnahme“, antwortete Lüppi. „Oh, schade und ich habe mich auch schon gefreut…“, sagte
Heike im enttäuschten Tonfall. „Was ist mit Herrn Wortmann, hat er deine interne Lüppi-Prüfung
bestanden?“, wollte Lothar erfahren. „Ja, hat er“, sagte Lüppi, stand auf und gab Meik die Hand
mit den Worten. „Herzlich willkommen bei uns.“ Sie, liebe Leserin und lieber Leser, erwarten jetzt
bestimmt, wie in den 8 Bänden davor auch, dass das Telefon schellt! es klopfte an der
geschlossenen Tür. Lothar öffnete sie und es kam erneut Ulrike von der KK12 für
Vermisstenfälle. „Darf ich mal
stören?“, fragte sie zwar, sprach aber direkt weiter. „Petra, Meik und
Björn, ihr drei übernehmt das“, sagte Lüppi. „Bitte, natürlich!“ „Geht klar“, sagte
Meik. „Wir kümmern uns um einen
Beschluss für das Haus“, informierte Marcel. „Sollen wir dann
warten, bis ihr den Beschluss habt?“, wollte Petra wissen. „Wenn es dort so
riecht, wie der Herr Novak sagt und die Eigentümerin nicht greifbar ist und
mauert, das Ehepaar Novak seit fast vier Wochen vermisst wird und die Annahme
nahe liegt, dass beide dort sind, dann geht rein und fackelt nicht lange“,
sagte Lüppi. „Echt…?“, fragte
Petra nach. „Ja, macht. Lüppi
und ich geben euch Deckung dafür“, sagte Marcel. „Dürfen wir deinen
Beutel mitnehmen?“, fragte Petra nach. „Ihr drei doch
immer. Bitte auch wieder auffüllen“, bat er. „Wo ist das denn?“,
fragte Björn, Spitzname ‚der Bär‘. „In Schuir. Ich komm
mit euch, ist ja bis jetzt auch noch mein Fall“, antwortete Ulrike. „Dann verständige
ich mal die KTU“, sagte Heike. Donnerstag, 11.30 Uhr Bernardo
Carbone, Maria Damico, Michele Alessandro Mascali und Gianna Rizzi hatten
gefrühstückt und befanden sich noch in der Küche. Während die Damen das
Frühstücksgeschirr spülten und abtrockneten fragte Maria. „Was
machen wir denn heute?“ „Wenn
ihr Lust habt, könnte ich euch den Ort Ascona in der Schweiz zeigen“, machte
Gianna den Vorschlag. „Au
ja, das wird dann mein erster Auslandsaufenthalt“, sagte Maria. „Ascona?
Es gibt doch einen Opel, der Ascona heißt“, wusste Michele. „Stimmt,
den gibt es auch“, bestätigte Gianna. „Von
mir aus gerne“, sagte Bernardo. „Gut,
dann fahren wir heute in die Schweiz“, freute sich Maria. „Da
gibt es doch bestimmt die berühmte Schweizer Schokolade zu kaufen“, überlegte
Bernardo. „Die
finden wir bestimmt“, war sich Michele sicher. „Heute
Abend könnten wir im Restaurante meines Vermieters essen gehen, dann kann ich euch
den mal zeigen“, bot Gianna an. „Der
Typ würde mich interessieren“, sagte Bernardo. „Der
schuldet dir doch noch Geld, nicht wahr?“, fragte Michele nach. „Ja
und ich habe noch Mietschulden bei ihm“, erinnerte Gianna. „Das
sollten wir mal miteinander vergleichen, mal sehen wer wem mehr schuldet“,
sagte Michele. „Sollen
wir dann?“, fragte Maria und war schon ganz auf die Schweiz gespannt.
Die vier waren mit einem Wagen zur Adresse von Frau Langheimer gefahren. Dazu waren sie den
Schuirweg „Hallo,
Kollegen, ist der Herr Novak noch hier?“ „Ja,
ist hinter dem Haus. Er wollte noch mal durch das Kellerfenster schauen“,
antwortete einer der beiden. „Wem
gehört der Golf, dem Herrn Novak?“, fragte Björn nach. „Er ist
damit gekommen, wird wohl seiner sein“, kam die Antwort. – Es stinkt nicht, es stinkt nicht, das bilde ich mir nur
ein. Das ist nur eine Filmrequisite. Es stinkt nicht.
– Ulrike blieb frühzeitig stehen und sprach den vermeintlichen
Herrn Novak an. „Sie sind Herr Novak, der mich angerufen hat?“, fragte sie
nach. „Ja, der bin ich“, antwortete er, während er sich zu den Vieren
umdrehte. „Ja, genau, Kriminalhauptkommissarin des
Kriminalkommissariat 12
für Vermisstenfälle.“ „Siehst du was?“, fragte Meik von einigen Metern Entfernung. „Ja, tue ich“, antwortete Petra, sah zu ihm hin. „Erzähl mal, bitte?“, bat Meik. „Ach, sich nicht trauen, aber alles wissen wollen. Komm doch
und siehe selber“, antwortete sie daher. „Danke, Frau Kollegin.“ „Nicht dafür.“ „Die Glasscheibe scheint erst vor kurzer Zeit zerschlagen
worden zu sein“, sagte Herr Novak in Richtung Petra. „Stimmt, ist deutlich zu sehen“, antwortete sie ihm. „Finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass man drei „Sehe ich ganz genauso wie Sie.“ „Da könnte man doch auf die Idee kommen, dies war kein Zufall,
sondern ist mit Absicht passiert.“ „Vielleicht war es den Herrschaften vor langer, langer Zeit zu
hell im Keller oder der Keller benötigte kein Tageslicht“, erwiderte sie ihm
und meinte es zu Anfang gar nicht wie sie es sagte. „Ach, Sie meinen, einen Hibiskus zu pflanzen war einfacher
als von innen am Fenster ein Rollo anzubringen…?“, fragte Herr Novak zurück und
ging auf den Spaß ein. – Ist das Verhalten normal, wenn ich die Zwei vermisse und
mir Sorgen um sie mache? – „Zumal der Hibiskus bei diesem Standort nicht besonders
schnell wächst“, informierte er. „Wie schnell wächst denn ein Hibiskus?“, fragte Petra
zurück. „Je nach Standdort 10 bis 20 cm pro Jahr. Macht dann bei der
Größe und diesem Standort hier, mindestens 20 Jahre.“ „Oh…“, sagte Meik. „Woher kennen Sie sich so gut mit Pflanzen aus oder trifft
Ihr Wissen nur auf den Hibiskus zu?“, wollte Ulrike erfahren. „Mein Onkel ist gelernter Gärtner und ich habe sehr viel
über Pflanzen von ihm gelernt. Er hat immer gehofft ich würde auch Gärtner, so
wie er.“ „Sie sind aber Journalist geworden?“, fragte Ulrike nach. „Ja, genau. Sport-Journalist für Tageszeitungen, um genau zu sein.“ „Tageszeitungen? Mehrzahl?“, fragte Petra nach. „Ich bin freier Sport-Journalist“, erklärte er. „Wie nahe stehen Ihnen Ihre Tante und der Onkel?“, wollte
Björn wissen. „Bis zu meinem Auszug habe ich bei den beiden gelebt. Nach
dem Tod meiner Eltern haben die beiden mich bei sich aufgenommen. Sie selbst
haben keine Kinder und „Darf ich fragen, wie alt Sie sind?“, wollte Meik erfahren. „28 Jahre und bevor sie mich fragen, wann ich ausgezogen
bin, sage ich es Ihnen sofort. Vor 8 Jahren“, war die Aussage von Goran Novak. „Wie
war der Kontakt zwischen Ihnen dreien?“, fragte Ulrike nach, obwohl er ihr das
schon gesagt hatte. „Wie
ich Ihnen schon mitgeteilt habe, sporadisch. Vor vier Wochen waren wir
verabredet“, antwortete er. „Sie
haben einen Schlüssel für das Zuhause Ihrer Tante und Ihres Onkel?“, fragte
Björn. „Ja,
habe ich. Ich war an dem besagten Sonntag auch in deren Wohnung, nachdem ich
zigmal geschellt habe. Da war nichts vorbereitet. Kein Kuchen gebacken und kein
Tisch gedeckt. In der Küche und im Kühlschrank habe ich noch nicht einmal Zutaten
für einen Kuchen gefunden. Ich habe dann eine Stunde auf die Zwei gewartet und
bin dann wieder zu mir nach Zuhause. Am nächsten Tag bin ich sehr früh wieder
zu ihnen. Es war alles unverändert. Daraufhin habe ich die Zwei als vermisst
gemeldet.“ „Wie
häufig sahen Sie drei sich bis vor vier Wochen denn so?“, fragte Petra. „Alle
3-4 Wochen, zumeist an Sonntagnachmittagen.“ „Ich
geh mal nach vorne, das könnte die KTU sein“, sagte Björn. „Wir
können alle wieder nach vorne gehen“, gab Ulrike den Hinweis. „Die
sind alle zu“, sagte Herr Novak in ihre Richtung. „Sie
haben ringsherum schon alles kontrolliert?“, fragte Petra zurück. „Na,
klar doch.“ „Petra, den kannst du im Auto lassen. Du oder ihr bekommt gleich Gummihandschuhe, Schuhüberzieher und Beweistüten von
uns.“ „Das ist lieb von euch“,
antwortete sie. „Habt ihr einen Beschluss für das Öffnen?“,
wollte Horst wissen. „Marcel kümmert sich darum. Lüppi
und er geben uns Rückendeckung, um vorher schon reinzugehen.“ „Dann mach, Moris“, sagte Horst. „Herr Novak, wissen Sie wie Ihre
Tante und Ihr Onkel hierhergekommen sein könnten, ein Auto steht hier nämlich
nicht“, wollte Meik wissen. „Die Zwei haben kein Auto. Die
fahren mit dem Bus“, antwortete Herr Novak. „Das ist aber nicht gerade umme
Ecke“, sagte Horst. „Das sind doch bestimmt 2 km
Fußweg zur und von der Haltestelle bis hierher“, vermutete Ulrike und hatte bis
auf wenige Meter sogar Recht damit. „Ich gehe einmal nach draußen zu dem Kellerfenster und
versuche mal hindurch zu sehen. Vielleicht sehe ich ja etwas“, sagte Björn und
ließ sich noch eine Taschenlampe von Sven geben. „Also…, gegenüber vom Fenster ist eine Tür, die nach innen
aufgehen müsste“, sagte er als er wieder da war. „Und wo bitte soll diese Tür dann sein?“, fragte Moris nach. „Horst“, sprach sie ihn an. „Stimmt, ich habe davon gehört. Hat Lüppi mal erzählt. Du
warst dabei, nicht wahr?“, fragte Horst nach. „Ja, genau.“ „Dann lass mal sehen“, sagte Sven und öffnete die
Schranktüren. „Was ist das für ein Knopf dort oben im Schrankinneren?“,
fragte Petra. „Keine Ahnung“, antwortete Moris und zog einfach mal dran. Donnerstag, 12.30 Uhr Lüppi saß im Büro und telefonierte mit seinem Kontakt beim
Einwohnermeldeamt. Es ging um Frau Langheimer aus Essen Schuir. Dort erfuhr er,
die Eigentümerin des Hauses, wo sich in dem Augenblick die Kollegen befanden,
hieß mit Vornamen Hertha, was er aber zu dem Zeitpunkt auch schon gewusst hatte.
Ihr gehörte das Haus seit 1948, auch dies wusste er
bereits. Hertha Langheimer war eine geborene Schillo.
Aufgewachsen in Essen Altendorf. Sie hatte 1952 ihren zweiten Ehemann Hubertus Langheimer geheiratet,
mit dem sie 1955 einen Sohn Namens Oskar bekommen hatte. Ihr Mann Hubertus war
1980 gestorben, als er selbst etwas an einer Steckdose reparieren wollte. Nach
Aussage von seiner Frau und seinem Sohn hatte Hubertus dabei einen Stromschlag
bekommen. Der dazu gerufene
Notarzt konnte nur noch dessen Tod feststellen. Beim Einwohnermeldeamt
erfuhr er nun, Frau Langheimer war als Frau Blumenthal während des Krieges in
das Haus eingezogen. Ihr erster Ehemann, Aron
Blumenthal, war Donnerstag, 12.45 Uhr Bernardo
Carbone, Maria Damico, Michele Alessandro Mascali und Gianna Rizzi waren mit
ihrem Wagen runter zum Ort Cannero Riviera gefahren, um von dort in Richtung
Norden zur Schweiz zu kommen. Immer der teilweise rechten schmalen Küstenstraße
entlang. Vorbei an den Orten Cannobio und San Bartolomeo bis zur Grenze. Die
beiden Frauen saßen hinten und Maria war aufgeregt wie schon lange nicht mehr. „Ob
uns die Schweizer auch einreisen lassen?“, fragte sie die drei. „Warum
sollten sie uns nicht einreisen lassen?“, fragte Bernardo vom Beifahrersitz
zurück. „Keine
Ahnung, ich dachte die könnten vielleicht gar nicht damit einverstanden sein,
dass wir zu denen kommen.“ „Nein,
mach dir keine Gedanken, das klappt schon“, sagte er ihr und das erste Grenzgebäude
kam in einer Linkskurve. „Das
war es, Maria. Wir sind in der Schweiz“, sagte Bernardo zu ihr. „Ja,
wie…, das war alles?“, fragte sie schon fast enttäuscht. „Ja,
das war alles.“ Donnerstag, 14.00 Uhr Die drei von der KTU waren seit einigen Minuten aus dem
Keller zurück. Den noch halbwegs intakten Leichnam oberhalb der skelettierten
Leiche hatten sie freigelegt und waren sehr erstaunt über das, was sie zu sehen
bekommen hatten. Moris und Horst wussten, so einen Leichenfund hatten sie beide
im gleichen Jahr schon einmal gehabt. Horst hatte über die Zentrale im
Präsidium bei der Rechtsmedizin im Universitätsklinikum Essen anrufen lassen.
Der Rechtsmedizinerin Frau Dr. Stefanie Schneider war ausgerichtet worden, was
gefunden worden war. Die Frage die er hatte war, ob sie einmal selbst zum
Fundort kommen wollte, was sie nur selten und nur bei besonderen Vorkommnissen
tat. Also somit ganz anders als das, was man so üblicherweise bei Krimis in
Spielfilmen zu sehen bekommt, was überhaupt nicht der Wirklichkeit entspricht. „Meik“, fing Björn an. „Was sind die anderen Möglichkeiten?“, fragte Meik nach. „Ich schmeiß dich über meine Schulter und trag dich nach
unten“, antwortete Björn, genannt ‚der Bär‘. „Das tut bestimmt weh. Du passt doch bestimmt nicht auf,
wenn du mich nach unten trägst. Ich glaube, ich möchte lieber hören was die
dritte Möglichkeit ist…, bitte.“ „Du fährst zurück ins Präsidium und machst
Schreibtischarbeit.“ „Das ich als Kriminaloberkommissar höhergestellt bin als du,
weißt du aber schon, oder?“, fragte Meik. „Der Hinweis wird dir bei Lüppi nichts nutzen, nimm dir mal
ein Beispiel an Petra“, erwiderte Björn. „Petra ist kein Maßstab…“, ließ sich Meik hinreißen zu
sagen. „Soso, warum bin ich kein Maßstab?“, wollte Petra erfahren. „Das würde mich jetzt auch interessieren“, fügte Horst nun
an. „Du bist Lüppi´s Tochter. Lüppi ist wahrscheinlich in der Lage
neben einer vier Wochen alten Leiche auch noch seine Mittgasmahlzeit
einzunehmen“, konnte sich Meik vorstellen. „Das würde ich bei ihm nicht ausschließen wollen“,
antwortete Horst ihm. „So, mein lieber Kollege Meik, es ist nun Zeit eine
Entscheidung zu treffen. Möchtest du ein Held werden und gehst freiwillig nach
unten oder soll ich dir dabei etwas helfen und dich auf meine ganz besonders zärtliche
Art nach unten begleiten. Oder entscheidest du dich für die dritte Möglichkeit?
Du gestehst dir ein, du bist für Mordermittlung nicht ganz geeignet und fährst
ins Präsidium zurück.“ „Meik“, sprach Ulrike ihn an. „Meine liebe Ulrike“, fing Meik mit seiner Antwort an. Donnerstag, 14.15 Uhr Lüppi saß am Schreibtisch in Eckerhard´s Büro und war in die
Akten von Kollege Adams vertieft, als das Telefon schellte. Er erfuhr, Meik
fuhr zu dem Zeitpunkt Ulrike zurück ins Präsidium, was damit zu tun hätte, dass
der Vermisstenfall nun eine Mordermittlung geworden war und dass zwei weitere
Leichen gefunden worden waren. Er erfuhr zusätzlich, Frau Doktor wäre auf dem
Weg zum Fundort. Horst ließ des Weiteren ausrichten, er solle Meik mal nach den
Leichen fragen. Was sein alter Schulfreund damit meinte und ihm mitteilen
wollte, konnte sich Lüppi sofort denken. Er öffnete daher die Bürotür, um
mitzubekommen, wenn Meik vorbeikam. „Meik!“, rief Lüppi laut hinter ihm her. „Ja, bitte?“ „Ihr seid wieder zurück?“, fragte Lüppi und wusste es ja
besser. „Nein, nur ich. Ich habe Ulrike hierher zurückgebracht“,
antwortete er Wahrheitsgemäß. „Äh…, ja wie jetzt? Ist Horst mit den Seinen bereits fertig
oder nicht?“ „Nein, die warten auf Frau Dr. Schneider. Dann geht es
weiter.“ „In Ordnung“, kam mal wieder von ihm. „Ich bin hier und…“, weiter kam er nicht, da Lüppi seine
rechte Hand hochhielt. „Ich glaube, ich habe gerade eine lange Leitung. Ich
verstehe, dass Ulrike wieder zurückgewollt hat. Alles so in „Ich fahr jetzt wieder nach Schuir. Ich… wollte… dich nur in
Kenntnis setzen, was bis jetzt passiert ist“, behauptete er. „Wenn das so ist, dass du mich informieren möchtest, warum
fragst du dann, als du gerade hier deinen Kopf hineingestreckt hast, ja bitte?
Wenn du mich hättest informieren wollen, wie du behauptest, dann hättest du
doch so etwas gesagt, wie zum Beispiel. Ach, hier bist du, ich möchte dir etwas
von Schuir erzählen. Hast du aber nicht. Nein, du aber fragst mich, was ich
möchte. Komisch, ein sehr komisches Verhalten von dir“, sagte Lüppi und stand
auf. „Warte hier“, sagte Lüppi knapp. „Wir fahren mit meinem Wagen.“ Donnerstag, 15.05 Uhr Lüppi und Meik kamen zum Erstaunen der zwei Streifenkollegen
und dem Neffen Goran Novak am alleinstehenden Haus von Hertha Langheimer an. Der
Wagen von Stefanie stand inzwischen auch dort. Als beide aus Lüppi´s Mercedes
stiegen, fragte einer der beiden Streifenkollegen. „Meik, biste doch wieder da?“ „Ich gehe mal davon aus, die anderen sind bei den
Leichenfunden?“, erkundigte sich Lüppi bei den Kollegen. „Exakt, Lüppi, die sind alle unten“, antwortete einer der
beiden. „Meik, dann sei doch bitte so lieb, geh mal vor und zeige
mir wo das denn genau ist“, bat er ihn. „Wo müssen wir her?“, fragte Lüppi bewusst ungeduldig. „Äh, ich muss mal eben schauen“, antwortete er und ging
passenderweise in den richtigen Keller, in der Mitte des Hauses. Dort
angekommen sahen beide die Tür, den beiseitegeschobenen Schrank und hörten die
Stimmen von Stefanie, Petra und den Kollegen. Durch eine entsprechende
Handbewegung zeigte Lüppi dem jüngeren Kollegen, er solle vorgehen, was Meik
dann auch tat. Nach wenigen Schritten stand er hinter der Tür auf dem
umlaufenden Wall. Der Geruch war für ihn kaum zum Aushalten. Da es so schien
als wenn er nicht weitergehen wolle, tippte Lüppi ihn auf die Schulter. Meik
trat beiseite und auch Lüppi betrat den Kellerraum. Alle sechs sahen die zwei
an, nur Björn wollte etwas dazu sagen. „Meik, da bist du…“, sagte er und unterbrach sich, da er von
Petra leicht von der Seite angestoßen wurde. „Hallo, zusammen“, sagte Lüppi recht laut und ließ Meik
keine Zeit für eine Antwort. „Stimmt genau“, antwortete Horst und lächelte ihn an. „Die Frau erinnert mich an den Kellerfund bei Eberhard
Lehmann. Der amerikanische
Soldat sah doch genauso aus, oder?“, fragte Lüppi bei Stefanie nach. „Das
ist vollkommen richtig“, bestätigte sie ihm. „Wenn
ich das richtig behalten habe, war es Anfang Mai der Betonboden. Warum ist das
bei der Frau auch so und warum ist das bei der Person davor nicht der Fall
gewesen?“, wollte Lüppi wissen und zeigte mit dem Finger auf das Skelett. (Kommissar Lüppi - Band 1) „Der
Boden hier ist sehr Lehm haltig. Damit war die Frau vollkommen umschlossen. Der
Lehm hat die gleiche Wirkung wie der Beton bei dem amerikanischen Soldaten. Das
bei dem Mann vor ihr nur noch das Skelett übriggeblieben ist, hat damit zu tun,
der Leichnam war nicht Luftdicht verschlossen, sondern größtenteils nur mit den
Steinen dort abgedeckt. Das hat dazu geführt, dass sich der Leichnam durch die
Sauerstoffzufuhr zersetzen konnte“, antwortete Stefanie ihm und zeigte auf die recht
großen Steinbrocken, die auf dem unteren Teil des Erdbodens lagen. „Ich
weiß ja nicht was ihr denkt…“, sagte Lüppi weiter. „Du sprichst jetzt das aus, worüber ich auch schon
nachgedacht habe“, teilte Horst mit. „Was bitte meint ihr?“, fragte Petra. „Oh, nein bitte nicht“, bat Stefanie. „Ihr wollt doch jetzt nicht sagen, es könnte möglich sein,
dass ringsherum… und so…“, sagte Moris und zeigte einmal mit Finger auf den
umlaufenden Wall. „Wie bitte…?“, fragte Björn und ahnte es nun auch. „Ach, du dicke Scheiße!“, sagte nun auch Petra. „Man muss sich ja mal fragen“, fing Lüppi an. „Einen Augenblick mal“, sagte Sven und fing an die ungefähre
Anzahl abzuschätzen. „Oh, oh, das wird hier dann wohl länger dauern“, war die
Reaktion von Moris. „Wenn das so sein sollte, dann lasst uns mal bitte oberhalb
der Frau den Lehmboden weiter abtragen“, bat Stefanie. „Haben wir jetzt einen zweiten Gerhard?“ „Sieht ganz so aus“, bestätigte er ihm. „Ich denke, wir sollten euch vier jetzt mal alleine lassen
und uns im restlichen Haus umsehen. Vielleicht finden wir ja noch etwas“, sagte
Petra und Lüppi stimmte ihr zu. „Meik“, sprach Lüppi ihn an und bat ihn. „Noch ein Schlafzimmer ohne Kleiderschrank, aber deutlich
jüngeren Datums. Der zweite Raum nach vorne scheint ein Ankleidezimmer zu sein.“ „In Ordnung“, sagte er mal wieder und zog eine von sechs Schubladen
am Schreibtisch auf. Beim Hineinsehen machte er die Feststellung. „Ein Haufen Briefe“, und nahm das erste Bündel heraus. Bündel
deshalb, weil die recht große Schublade nur geöffnete Briefe beinhaltete, die
mit Schnüren zusammengebunden waren. Mehrere Bündel Pakete holte er im
Anschluss heraus. Alle sahen sehr alt aus. In der nächsten Schublade fand er
alte A4 Kladden, die jeweils mit Kordeln zusammengehalten wurden. „Ein großer Haufen Papierkram!“, resümierte er. „Müssen wir uns das alles ansehen?“, fragte er rhetorisch
nach und wusste die Antwort nur zu genau. „Nein, das können wir sein lassen…“, antwortete Lüppi
unterbrach sich selbst. „Wenn…“, sagte er und grinste breit. „Wenn du, mein lieber Meik, in der Lage bist mit deinem uns
gegenüber verschwiegenem Röntgenblick dir alles ansehen kannst und mit deinem fotographischen
Gedächtnis die wichtigsten Dinge für uns andere irgendwie zugänglich machen kannst.“ „Dann muss ich mir das wohl doch alles ansehen“, sagte er
und nahm oben links den ersten Ordner aus dem Schrank. Donnerstag, 16.55 Uhr Noch immer waren die vier im Arbeitszimmer mit der Sichtung
der vielen Unterlagen beschäftigt. Björn sah auf seine Uhr und stellte fest. „Wir haben ja schon fast 17 Uhr.“ „Wie lange machen wir noch?“, fragte Petra in Lüppi´s
Richtung. „Was schlägst du vor?“, fragte er zurück. „Ich würde sagen, wir lassen das Haus über Nacht bewachen
und machen Morgen weiter“, antwortete sie. „Ich habe da das eine und andere schon gefunden, was wir uns
noch mal näher ansehen müssen“, teilte Meik mit. „Gut, dann lasst uns noch mal in den ‚Keller des Grauens‘
gehen und sehen, was die vier da so noch gefunden haben“, sagte Lüppi. „Ich muss wohl wieder mit dorthin, nehme ich an, oder?“,
erkundigte sich Meik. „Wenn es dir lieber ist, ich hätte auch noch einen Platz in
der KK12 frei“, sagte Lüppi ihm. „Welcher Bereich…?“ „Sexualdelikte
und Förderung der Prostitution. Da fehlen zwei Leute.“ „Okay,
ich gehe mit in den ‚Keller des Grauens‘.“ „Wie du möchtest, du hast die Wahl.“ Unten im besagten Kellerraum angekommen sahen sie, die drei
hatten ringsherum die Oberfläche des umlaufenden Walls soweit freigelegt um
sehen zu können, ob die Vermutung, oder richtiger gesagt, die Befürchtung
stimmte. Sie erfuhren, Stefanie war zur Rechtsmedizin zurückgefahren, was damit
zu tun hatte, es waren ringsherum bereits noch weitere Leichen im Wall
teilweise freigelegt worden. „Sehe ich das richtig, es sind wirklich noch fünf weitere?“,
fragte Petra nach. „Siehst du richtig, es sind insgesamt sechs ‚Wachsleichen‘“,
antwortete Moris. „Könnt ihr schon etwas zu den weiteren ‚Wachsleichen‘ sagen?“,
erkundigte sich Petra. „Alle sind angezogen. Wir nehmen an, sie könnten in
unterschiedlichen Jahren hier vergraben worden sein. Das
lässt sich zuerst einmal an der Kleidung erkennen. Fünf Frauen und ein weiterer
Mann. Woran sie gestorben sind, können wir erst feststellen, wenn sie alle
freigelegt worden und geborgen sind.“ „Könnt ihr schon abschätzen wie lange ihr hier brauchen
werdet?“ „Morgen auf jeden Fall, vielleicht auch noch Übermorgen“,
antwortete Moris und Horst teilte mit. „Wir haben schon Bescheid gegeben, dass das Haus rund um die
Uhr bewacht werden muss.“ Donnerstag, 17.50 Uhr Lüppi und Petra hatten Meik bei Uschi´s Eck abgesetzt und
kamen Zuhause an. Torti hatte sich schon vorher langsam Sorgen gemacht und war
deshalb bei den dreien nebenan gewesen, um nachzufragen. Dort hatte sie
erfahren, Lüppi wäre auch nach Schuir gefahren. Dies hatten Heike und Gördi
gehört, als sie selbst am frühen Nachmittag wiedergekommen waren. „Wenn ich mir das jetzt so anhöre, was du mir erzählst, dann
ist er an solchen Tatorten keine große Hilfe“, stellte Torti fest. „Er verhält sich schlimmer als Gördi. Aber der steht
wenigsten dazu und eiert nicht rum, wie man bei uns so schön sagt“, sagte
Lüppi. „Und das magst du ja überhaupt nicht“, wusste sie. „Stimmt genau, mein Schatz. Immer schön ehrlich sein.“ „Hast du mir nicht mal erzählt, Gördi ist vor über fünf
Jahren von Eckerhard dazu gedrängt worden dich in der KK11 zu unterstützen? Er
hatte doch gar nicht vor in die KK11 zur Todes- und Brandermittlung zu wechseln, ist doch richtig,
nicht wahr?“ „Ja, ist richtig. Er wollte zu Anfang gar nicht. Hatte aber
gedacht, ich würde mit ihm auch nicht klarkommen, so wie mit allen anderen nach
Heike. Dann klappte es aber besser als gedacht. Gördi ist halt ein recht
ruhiger Mensch. Mit der Zeit habe ich ihn und seine so ganz andere Art zu
schätzen gelernt. Heike, Petra und Gördi sind mir die allerliebsten bei uns.“ „Er war doch vorher bei der Sitte, nicht wahr?“ „Jo.“ „Wie geht es jetzt mit euren neun Toten weiter?“ „Das kann ich dir noch nicht sagen. Zuerst einmal müssen wir
wissen wie lange sie einzeln dort gelegen haben. Wie sie gestorben sind und ob
sich herausfinden lässt, wer sie gewesen sind. Wurden sie vermisst oder werden
sie noch immer vermisst. Stehen die Todesfälle mit der merkwürdigen Geschichte
um Frau Langheimer im Zusammenhang.“ „Das klingt jetzt mal wieder nach einem umfangreichen Fall“,
schätze sie. „Theoretisch könnten die sieben Mordfälle, der Mord an dem
Ehepaar Novak und die merkwürdige Geschichte um Frau Langheimer auch nicht im Zusammenhang
stehen.“ „Glaubst du das?“ „Nö, tue ich nicht, ist aber möglich.“ „Was hast du?“ „Was ist eigentlich mit Dirk und Dafina? Die zwei lassen
sich ja gar nicht mehr blicken.“ „Das ist mir auch schon aufgefallen“, bestätigte sie. „Ja, und?“ „Nix, ja und. Du weißt doch selbst, dass es bei ihm immer
solche Phasen gibt, wo er sich eine Zeit lang nicht blicken lässt. Dann kommt
er wieder ein paarmal und bleibt dann wieder weg.“ „Und da kannst du als Mutter mit leben?“, fragte er seine
Torti. „Was habe ich denn für eine Wahl?“ „Mit ihm reden, vielleicht?“ „Das ist der ganz falsche Weg“, war sie aus Erfahrung überzeugt. „Du meinst also, er macht dann zu.“ „Genau und tut genau das Gegenteil. Das klappt nicht, dass
kenne ich schon.“ „Ich habe eine Idee“, sagte Lüppi, nahm das Telefon und rief
bei Petra und Mario an. Dort erkundigte er sich, ob sie Samstagnachmittag Zeit
hätten. Die Antwort war JA, sie hätten nichts vor. Er erzählte beiden, sie wollten
sie und die anderen beiden zum Kaffeetrinken einladen. Im Anschluss rief er
nebenan im Nachbarhaus an. Sie ging dran. „Hallo, Dafina, sagt mal, habt ihr Samstagnachmittag schon
was vor?“ „Nein, bis jetzt nicht. Es soll ja das ganze Wochenende
regnen, sagen sie im Radio.“ „Wir wollen euch zwei und ‚Dirk´s Schwester‘ mit Mario zum
Kaffeetrinken einladen. Torti backt auch einen leckeren Kuchen. Was sagt du?“ „Ich sage, ja, gerne. Ich frag mal Dirk, einen Augenblick
bitte…“, dann war nichts mehr zu hören. „Und?“, wollte Torti wissen. „Sie geht ihn fragen“, antwortete Lüppi. „Da bin ich wieder“, sagte Dafina nach einigen Momenten. „Schön! Frage, musstest du ihn erst überzeugen?“, fragte er
sie direkt, wie es so seine Art war. „Ja…, da liegst du richtig. Wann sollen wir denn bei euch
sein?“ „Zwischen 15 und 15.30 Uhr, so wie üblich“, antwortete er
ihr. „Ich freu mich“, sagte sie und beide beendeten das Gespräch. „Dann überlege ich mir mal, was ich für einen Kuchen backe.“ „Einen Erdbeerkuchen!“ „Bitte, was? Lüppi…, wir haben November und es ist doch
jetzt gar keine Erdbeerzeit. Woher soll ich denn jetzt Erdbeeren bekommen?“ „Es gibt doch tiefgefrorene Erdbeeren.“ „Die schmecken nicht und die kommen nicht auf meinen Kuchen.
Ich mache einen gedeckten Apfelkuchen mit Schlagrahm, den isst du auch sehr
gerne“, sagte sie und gab ihm einen Kuss. Donnerstag, 19.00 Uhr Bernardo Carbone, Maria Damico, Michele Alessandro
Mascali und Gianna Rizzi standen auf der Promenade im Halb-Dunkeln. Die Sonne
war schon länger untergegangen. Die Promenade war nur schwach beleuchtet, alle
vier blickten auf den See. Zwei Schiffe zogen beleuchtet in einiger Entfernung
an ihnen vorüber. Das Restaurante von dem Vermieter von Gianna, der ihr noch
Arbeitslohn schuldete, lag nur wenige Schritte entfernt. Im gleichen Gebäude Ein kleiner Hinweis
an dieser Stelle, den Sie bestimmt aber schon kennen, das folgende Gespräch
wurde auf Italienisch mit einigen sizilianischen Worten geführt. „Viele Fenster sind in dem Hotel aber nicht
beleuchtet“, macht er die Feststellung. „Wenn ich das richtig sehe sind es gerade mal sechs Zimmer,
wo Licht brennt, also zwei pro Etage“, sagte Gianna.
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