Taschenbuch:
ISBN: 9783752955033
Inhaltsangabe:
Leseprobe: 5. Juni 1995, Montag, 7.20 Uhr Lüppi saß mit Marianne am Esstisch
und sie tranken zusammen eine erste Tasse Kaffee. Das war in den vergangenen
vier Wochen zu einem festen Ritual geworden, was sie unbedingt beibehalten wollten.
Sie hatte ihm wieder eine Butterbrotstüte mit Herzchen fertig gemacht, die er
mitnahm als beide um zwanzig vor acht aufbrachen. Nach vielen Küssen und
Streicheleinheiten trennten sich die beiden nach über vier Wochen das erste Mal
wieder, was beiden nicht leichtfiel. Sie sah ihm hinterher als er mit dem Mercedes
die Kölner Straße entlangfuhr. Torti machte sich auf den Weg zur
Straßenbahnhaltestelle der Linie 109, um zum Büro der Schreinerei zu fahren.
Ihr Chef Theo würde bestimmt schon ungeduldig auf sie warten, da waren sich
beide sicher gewesen. Lüppi hatte sie gebeten, Theo einen schönen Gruß
auszurichten. Sie hatte ihn angesehen und konnte nicht glauben, was sie gehört
hatte. So etwas hatte er noch nie zu ihr gesagt. Sie sagte sich auf dem Weg
immer wieder den gleichen Satz. „Einen schönen Gruß ausrichten, ich
kann es nicht glauben. So etwas sagt er sonst nie.“
Montag, 8.00 Uhr Auf dem Gang der Kriminalinspektion
1 ging ein Mann, den so noch niemand gesehen hatte. Ihn selbst kannte man dort
seit vielen Jahren. Er war ‚bekannt‘ wie man früher sagte. Die blaue Jeans und
die braunen Lederschuhe waren nichts Auffälliges. Das blaue Polohemd, was er
trug, passte auch. Komisch war allerdings, er trug es über der Hose und nicht
drinnen. Das war neu. Er blieb im Türrahmen des gemeinsamen Büros stehen, was
er sich mit Gördi teilte. Dieser war bereits da und saß mit einer Tasse Kaffee
am Schreibtisch. Das Gördi erst einen Augenblick vorher einen Schluck Kaffee in
den Mund genommen hatte war nicht gut, da er Lüppi in einem noch nie
dagewesenen ‚Outfit‘ zu sehen bekam. Was dazu führte, dass er den Inhalt aus seinem
Mund heraus prustete. „Guten Morgen, lieber Gördi“,
grüßte Lüppi. „Wieso, was ist denn?“, fragte Lüppi
scheinheilig. „Du hast einen Bart und du trägst
eine Baseballkappe?“, fragte Gördi noch immer überrascht. „Ja, stimmt.“ „Ich dachte, du magst diese
amerikanischen Dinge nicht?“ „Marianne hat gemeint, das würde
gut aussehen.“ „Marianne? Wieso sagst du jetzt
Marianne? Sonst hast du immer Torti, ihren Spitznamen, benutzt?“ „Das ist eine längere Geschichte.“ „Bleibt der Bart und die Baseballkappe
jetzt?“, wollte Gördi wissen. „Ja, schauen wir mal.“ „Wo ist Peter?“, fragte Lüppi. „Der hat heute einen Tag Urlaub“,
antwortete Gördi. „Hallo Lüppi, schön dass du wieder
da bist. Ich musste gerade erst einmal nachsehen, ob ich mich im Zimmer vertan
habe“, sagte Eckerhard und grinste. „Hallo Eckerhard, ich freue mich
auch euch wiedersehen zu können“, antwortete Lüppi. „Ja, aber ich weiß noch nicht ob
der bleibt. Schauen wir mal“, sagte Lüppi bevor sein Gegenüber etwas sagen konnte. „Wie kommt es?“, wollte Eckerhard
wissen. „Marianne gefällt es.“ „Und das da?“, fragte Eckerhard und
zeigte auf die Baseballkappe. „Das ist total schick. Das tragen
coole Männer heute“, kam als Antwort. „Wofür stehen die Buchstaben N und
Y?“ „Das weiß ich nicht. Das sind einfach
zwei Buchstaben“, antwortete Lüppi und wusste es wirklich nicht. „Das steht für die New
York Yankees und bevor ihr zwei jetzt fragt, das ist
ein Baseball-Team“, sagte Gördi. „Das war doch klar,
dass es ein Baseball-Team sein muss, ist ja schließlich auch eine Baseballkappe“,
erwiderte Eckerhard. „Genau, denn wäre es
ein Formel-Eins-Team würde die Kappe ja auch Formel-Eins-Kappe heißen“, entgegnet
Gördi und verdrehte dabei die Augen. „Gut, dass du wieder
da bist. Dann muss ich ab jetzt nicht mehr auf unseren Gerhard aufpassen“,
sagte Eckerhard. „Gerhard? Duzt ihr
zwei euch jetzt?“, fragte Lüppi. „Ja, hat sich nicht
vermeiden lassen, wenn man mit ihm zusammen ermittelt“, antwortete Eckerhard. „Was habt ihr denn ermittelt?“ „Es ging um den
Mordversuch an Wilfried Birnbaum, drüben“, antwortete Eckerhard und
zeigte mit dem Finger in Richtung Gerichtsgebäude schräg gegenüber auf der anderen
Straßenseite, wobei er das dahinterliegende Gefängnis meinte. „Ja, und?“ „Es war ein Mann aus Russland. Der
lag mit Eberhard Lehmann auf einer Zelle. Der hatte nichts Besseres zu tun, als
mit seiner Tat zu prahlen.“ „Und das hat euch Eberhard Lehmann
dann erzählt, richtig?“, fragte Lüppi. „Ja, stimmt.“ „Mann, da habt ihr zwei aber wirklich
so richtig toll ermittelt. Klasse!“, sagte Lüppi mit einem ironischen Tonfall. „Du sei lieber still, ich möchte
dich nicht an deinen Fehler erinnern. Was macht eigentlich dein Kopf?“ „Alles gut.
Funktioniert noch. Was macht der Fall?“, fragte Lüppi. „Die Akte liegt vor
dir auf dem Tisch. Du musst sie als Leitender Ermittler nur noch unterschreiben.“ „Guten Morgen, ich habe dir etwas
mitgebracht, mein Lieber. Das ist von uns dreien und Peter Kordes“, sagte Marcel
und gab Lüppi ein Messingschild in dreieckiger Form. Lüppi nahm es entgegen und
schaute drauf. Kommissar
Maddin Lüppi Er bedankte sich bei den Dreien
dafür und fragte sie, woher sie seinen alten Spitznamen wüssten. Eckerhard
erzählte von dem Besuch von Theodor und Marianne am besagten Freitag. Als er
fertig war fragte nun auch Marcel. „Was hat es denn mit deinem neuen
‚Outfit‘ auf sich?“ „Meine Marianne findet den Bart
schön und hat mich überredet diese Baseballkappe
der New York Yankees zu tragen. Hauptsächlich wegen
meiner Kopfwunde, aber ganz ehrlich, ich habe mich inzwischen so daran gewöhnt,
dass ich sie vielleicht nicht mehr missen möchte.“ „Wow, du kennst die New
York Yankees?“, fragte Marcel. „Also! Es ist alles geklärt, die
Anklage läuft. Du kannst jetzt deinen berühmten Satz auf die Akte schreiben“,
sagte Marcel. „Was haste denn jetzt geschrieben?“,
fragte Marcel neugierig. (Satz gelöscht, da sonst das Ermittlungsergebnis von Band 1
verraten wird. Autor: M. Schmitz) „Schön, dann kann ich das ja gleich
den anderen Staatsanwälten erzählen, die fragen nämlich schon, was du dieses
Mal als Fazit notiert hast“, sagte Marcel. „Das ist jetzt nicht dein Ernst?“,
fragte Lüppi. „Doch natürlich. Der Staatsanwalt
Grunert sammelt sogar deine Fazits.“ „Bitte, was?“ „Ja, der lässt sich alle fotografieren
und bewahrt diese in einer Kiste in seinem Büro auf.“ „Das ist jetzt nicht wahr? Du
verarscht mich doch“, sagte Lüppi. „Nein, ich verarsche dich nicht.
Der hat sogar fünf Fazits als Fotos im Rahmen an seiner Wand hängen. Er sagt immer,
das wären deine Besten und ich bin mir sicher, dieser kommt auch an die Wand“,
sagte Marcel. „Aber, erzähle doch einmal, wie war
euer erster Urlaub?“, fragte Marcel. „Wir waren am und auf dem Chiemsee
und haben das Schloss von König Ludwig gesehen. Waren im ganzen Berchtesgadener
Land unterwegs. Zu Fuß und mit dem Auto. In Berchtesgaden, in Bad Reichenhall
und in Salzburg. Die Stadt ist übrigens sehr schön. Wir sind auf dem Königssee
gefahren und waren abends immer in einem ‚Stüberl‘ zum Abendessen. Es war ein
wunderschöner Urlaub“, antwortete Lüppi. „Das hört sich doch super an“,
sagte Gördi. „Die Einladung zu unserer Hochzeit
habt ihr drei bekommen?“, fragte Lüppi. „Ja, haben wir und wir kommen
natürlich auch alle. Wisst ihr denn schon, wohin die Hochzeitsreise gehen
soll?“, fragte Eckerhard. „Hochzeitsreise? Nö, haben wir uns
nicht drüber unterhalten. Keine Ahnung“, sagte Lüppi. „Kriminalkommissar Gerhard Schwarz.
Guten Morgen.“ „Ja, das richte ich Kommissar Lüppi
aus. Wir kommen!“, sagte Gördi. „Lüppi, wir haben einen neuen Fall.
Ein Toter im Hotel Amadeus.“ „Der Streifenkollege hat gesagt, wir
sollen uns auf was gefasst machen. So etwas kennt er nur aus dem Fernsehen“,
sagte Gördi. Montag, 9.50 Uhr Der dunkelblaue, dreizehn Jahre
alte Mercedes 230E von Lüppi hielt direkt vor dem Hotelportal an. Er sah zwei
Streifenwagen, die etwas abseits vom Hoteleingang standen. Ein
Hotelangestellter kam heraus und wollte wissen, wer die Herrschaften wären und
ob sie Gepäck hätten. „Guten Morgen. Kriminalpolizei“,
sagte Lüppi und ging an dem Mann vorbei. „Guten Morgen, Lüppi. Der Tote ist
im 3. Stock. Die Kollegen sind oben. Zimmernummer 323“, sagte dieser, dabei
zeigte er auf eine der beiden Fahrstühle. „In Ordnung, danke“, antwortete er
und sah sich um, dabei bemerkte er, wie sich die Nachricht von einem Toten
bereits verbreitete. Überall wurde leise getuschelt. Er ging zu der
Mitte der beiden Aufzüge und drückte auf die entsprechende Taste. Die
Etagenanzeige des rechten Aufzugs stand auf der ‚3‘. Er sah zum linken. Dieser
war im sechsten Stockwerk, also ganz oben. Es dauerte eine Weile bis der rechte
kam. Beide stiegen ein und im dritten Stockwerk wieder aus. Vom Fahrstuhl aus war
ein langer Gang zu sehen, der anscheinend bis ans andere Ende des Gebäudes
reichte. Richtig sehen konnte er das nicht. Dort schien Tageslicht hereinzufallen.
Es standen zu viele Leute im Gang und zwei Kollegen von der Streife hatten
genug zu tun die Hotelgäste von einem Blick in das Zimmer abzuhalten. Das
Zimmer 323 befand sich in der Mitte des Ganges. „Darf ich mal bitte, hier ist die
Kriminalpolizei. Darf ich mal bitte. Gehen Sie bitte zur Seite. Danke!
Kriminalpolizei“, sagte Lüppi mehrfach und schob die Herrschaften bei Seite. „Jetzt lassen Sie uns endlich
durch. Wir sind Ärzte und können helfen“, sagte der Linke. „Nein und da können Sie nicht mehr
helfen“, sagte einer der Polizeibeamten. „Das können Sie doch nicht
beurteilen. Also treten Sie endlich zur Seite“, sagte nun der Rechte der beiden
Männer. „Kriminalpolizei! Treten Sie mal
lieber zur Seite und hören auf das, was unsere Kollegen Ihnen sagen“, bemerkte
Lüppi recht laut. „Die Rechtsmedizin ist verständigt
und wir haben auch um weitere Kollegen gebeten“, sagt einer der
Streifenpolizisten und hielt ihm eine weiße Folienrolle entgegen. „Der Streifenkollege, der die
Zentrale verständigt hat, hat leider nicht übertrieben“, sagte Lüppi mal wieder
laut zu sich selbst. „Und?“, fragte er. „Bleib da, das ist nichts für dich,
mein Lieber“, antwortete Lüppi. „So schlimm?“ „Jo und noch schlimmer.“ „Wie kommst du dann damit klar?“,
fragte Gördi. „Geht schon. Wenn ich das nicht
jeden Tag sehen muss“, antwortete Lüppi und sah zu ihm. „Das sind die Kollegen. Die räumen
jetzt die Etage.“, sagte Gördi und ergänzte. „Horst und Moris
sind auch dabei.“ „Eine Frau war
hier?“, fragte er sich selbst. „Komisch, das linke Bett ist doch nicht benutzt.
Verstehe ich nicht.“ „Was versteht
der Lüppi nicht?“, fragte Horst, der gerade an der Zimmertür angekommen war und
in das Zimmer sah. „Hier stehen
Pumps und das linke Bett ist nicht benutzt worden“, antwortete Lüppi und sah zu
Horst und Moris, die dabei waren sich ihre Schutzkleidung
anzuziehen. „Frau Doktor
kommt auch jeden Augenblick. Wir haben sie schon gesehen“, sagte Moris. „Na, da hat aber
jemand ganze Arbeit geleistet“, sagte Horst und schaute auf das Bett mit dem
Toten. „Gut, dann lass
ich euch Zwei mal alleine“, sagte Lüppi und war im Begriff das Zimmer zu verlassen. „Halt,
stehenbleiben. Verlassen Sie bitte das Stockwerk wieder“, sagte Gördi laut in
Richtung Aufzug. „Ich bin Edward
Harrison, der Hoteldirektor. Unser FOM hat mich kontaktiert, dass sich Police
im Haus befindet. Was ist hier los und was soll der Auflauf?“ „Guten Morgen,
ich bin Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke und der zuständige
Kommissar“, sagte Lüppi und hielt den Mann mit der rechten Hand auf. „Was ist hier los?“, fragte der Hoteldirektor noch einmal. „Ein Toter im Zimmer
323, aber das wissen Sie bestimmt schon“, antwortete Lüppi. „Shit und das
bei uns.“ „Was ist ein FOM?“,
fragte Gördi. „Guter Mann, das
ist doch klar, das ist der Front Office Manager“, antwortete der Hoteldirektor. „Was soll das
denn sein? Können Sie sich auch ganz normal ausdrücken ohne diese englischen
Bezeichnungen?“, fragte Lüppi. „Was sind Sie denn
für welche? Zeigen Sie mir erst einmal Ihre Dienstausweise. So wie Sie
rumlaufen sind Sie doch garantiert kein Inspector“, sagte der Hoteldirektor und schaute auf seine Kappe. „Was soll die Yankee Baseballkappe?“, fragte der Hoteldirektor. „Guten Morgen, Kollegen. Der Tote
ist Dr. med. Justus Bachschneider aus Bottrop“, sagte er, sah dabei den Hoteldirektor an und ergänzte noch. „Das Basecap ist cool.“ „Was ist jetzt, bekomme ich eine
Antwort?“, fragte der Hoteldirektor noch einmal. „Wir drei gehen
jetzt erst einmal in Ihr Büro“, sagte Lüppi mit einem sehr bestimmenden Tonfall. „Na, los. Wir
haben nicht den ganzen Tag Zeit, guter Mann.“ „Hallo, was
fällt Ihnen denn ein?“, fragte Edward Harrison. „Okay, dann
gehen wir jetzt in mein Büro und ich rufe erst einmal Ihren Boss an. So geht
das aber nicht“, sagte Edward Harrison und ging vor. „Polizeipräsidium
Essen, Kriminalrat Schuster am Apparat.“ „Hotel Amadeus.
Hier spricht der Hoteldirektor Edward Harrison. Guten Morgen, Herr Schuster.“ „Was kann ich
für Sie tun?“ „Die Herren
Lüpke und Schwarz sitzen mir gegenüber. Ich stelle mal auf laut“, sagte er und
drückte auf die entsprechende Taste. „Haben Sie keine
anderen Sorgen?“, fragte Eckerhard Schuster. „Und können Sie
mir bitte einmal verraten, was für zwei Hilfssheriffs Sie zu mir geschickt haben?“ „Haben Sie
gerade die beiden Kommissare als Hilfssheriffs
bezeichnet?“, fragte Eckerhard nach. „Ja, so sieht
der ältere der beiden zumindest aus. Eine Yankee
Baseballkappe? Was ist aus der deutschen Polizei geworden?“ „Als erstes. Wie
Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke aussieht und was er auf dem Kopf
trägt kann Ihnen scheißegal sein. Zweitens sind das die besten Kommissare von
ganz Essen. Drittens können Sie froh sein, dass ich nicht in Ihrer Nähe bin,
sonst hätten Sie jetzt wirklich einen Grund sich zu beschweren. So einen
unverschämten Anruf habe ich ja noch nie gehabt.“ „So, jetzt hatten Sie ja Ihren Spaß
und nun sind wir dran“, fing Lüppi an. „Was haben Sie vorhin an ‚verlassen Sie bitte das Stockwerk wieder‘
nicht verstanden?“ fragte Gördi. „Sie sprechen wohl nicht mehr mit
uns?“, fragte Gördi nach. „In Ordnung, bevor wir jetzt wieder
gehen, wir brauchen von Ihnen eine komplette Gästeliste und eine komplette Liste
aller Angestellten. Diese sollte darüber Aufschluss geben, wer die letzten vierundzwanzig
Stunden hier gearbeitet hat. Danke und etwas zügig, wenn ich bitten darf“,
sagte Lüppi. „Was erlauben Sie sich denn?“,
fragte Edward Harrison. „Das kann ich Ihnen
sagen. Sie zeigen mir jetzt erst einmal Ihren Personalausweis, bitte.“ „Was soll das
denn?“ „AUSWEIS, aber zügig.
Sonst komme ich gleich auf die Idee, dass Sie etwas zu verbergen haben und die
Ermittlungen behindern wollen“, sagte Lüppi in einem bösen Ton. „Sie sind
englischer Staatsbürger?“, fragte er rhetorisch. „Ja, steht doch
da, oder?“ „Nicht frech
werden. In einer halben Stunde bekommen wir die zwei Listen“, sagte Lüppi und
stand auf. „Ein gut
gemeinter Rat von mir. Machen Sie, was er sagt und legen Sie sich nicht mit ihm
an“, sagte Gördi und beide verließen das Büro ohne die Tür zu schließen. „Kommissar Lüpke, können Sie uns
etwas sagen?“, rief einer der Reporter. „Ja, kann ich. Wenden Sie sich
bitte an die Pressestelle“, antwortete Lüppi. „Es gibt in
Deutschland Pressefreiheit. Wir machen auch nur unsere Arbeit. Kommt schon, nur
ein paar Fotos von dem toten Arzt“, hörten beide den Reporter sagen. „Nein, kein Foto
von Kommissar Lüppi. Der nagelt uns an die Wand und macht uns das Leben
dann noch schwerer.“ „Ach, die Boulevardzeitung ‚Der
Ruhrpott-Melder‘ ist auch schon wieder da“, sagte Lüppi zu dem Reporter. „Tja, immer das Gleiche. Wir
treffen uns immer an den Tatorten.“ „Sie zwei verlassen jetzt bitte das
Stockwerk“, sagte Gördi. „Hallo, Stefanie“, sagte Lüppi zu
der Rechtsmedizinerin. „Guten Morgen, Lüppi“, kam als
Antwort. „Ach übrigens, danke für die Einladung zu eurer Hochzeit. Ich komme
natürlich gerne.“ „Das freut mich.“ „Stimmt, da war doch was. Rita und
ich kommen natürlich auch“, sagte Horst Vollmer. „Prima, damit haben wir gerechnet.“ „Die Schnitte an den Armen sind
Abwehrverletzungen?“, fragte Lüppi in Richtung Stefanie. „Ja, richtig. Der Tod ist vor
ungefähr... jetzt haben wir fast elf Uhr... acht bis neun Stunden eingetreten,
aber ich schau noch mal“, sagte sie. „In Ordnung, also so um zwei bis
drei Uhr, vorläufig“, sagte Lüppi und sah zu Gördi auf den Gang. „Gördi, wer
hat den Toten denn eigentlich gefunden?“ „Ein Dr. Volker Rake aus Wülfrath“,
sagte einer der Streifenpolizisten und schaute in das Zimmer hinein. „Wo ist der jetzt?“ „Auf seinem Zimmer, Nummer 421. Der
war total fertig. Ein anderer Arzt ist bei ihm“, antwortete der gleiche Streifenpolizist. „Habe ich nur so das Gefühl oder
sind hier ein bisschen viele Ärzte?“ „Das liegt an dem Ärztekongress hier
im Haus“, antwortete der gleiche Streifenpolizist. „Stefanie, kannst du uns sonst noch
etwas sagen?“, fragte Lüppi. „Nein, vielleicht nach der
Obduktion“, antwortete sie. „In Ordnung, dann gehen wir mal zu
dem Dr. Rake hoch“, sagte Lüppi, verließ das Zimmer und zog sich die Überschuhe
aus. Montag, 11.10 Uhr Wenig später waren beide im 4.
Stockwerk. Gördi klopfte an die Zimmertür mit der Nummer 421. Ein Mann, Ende
dreißig, öffnete die Tür. „Ja, bitte?“, fragte er. „Kriminalpolizei, sind Sie Dr.
Volker Rake?“, fragte Gördi. „Nein, ich bin Dr. Adel, Robert Adel.
Dr. Rake liegt auf seinem Bett. Er steht unter Schock.“ „Wir müssten einmal mit ihm
sprechen“, sagte Gördi. „Kommen Sie herein“, rief Dr. Rake
von innen aus dem Zimmer. „Guten Morgen. Ich bin
Kriminalkommissar Gerhard Schwarz.“ „Und ich bin Kriminalhauptkommissar
Martin Lüpke, der leitende Kommissar“, sagte er und gab Gördi seinen karierten
Block mit Bleistift.
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