Taschenbuch:
ISBN: 9783753159560
Inhaltsangabe:
Leseprobe: 3. Juli 1995, Montag, 7.52 Uhr Als Lüppi an seinem ersten Arbeitstag,
nach seinem Urlaub, am Präsidium ankam, traf auch Petra ein. Gemeinsam gingen beide
ins Büro. Lüppi sah sich um, die DIN A2 Blätter vom letzten Fall waren von der
Wand verschwunden. „Die habe ich in die Akte getan, die auf deinem
Schreibtisch liegt“, sagte sie. „Du darfst mich immer in den Arm nehmen, denn schließlich
habe ich sehr lange auf dich gewartet, Papa.“ „Das sollte dann wohl so sein“, antwortete sie. „Was sollte so sei?“ fragte Heike nachdem sie auch das Büro
betrat. „Das wir zwei uns doch noch gefunden haben“, antwortete
Petra. „Apropos gefunden, ich habe letzte Woche Donnerstag mit
Martin Torres gesprochen. Er hat angerufen, um uns über deren Stand auf dem Laufenden
zu halten“, sagte Heike. „Das ist ja lieb“, bemerkte Lüppi. „Sie haben gegen Ina nichts in der Hand. Das gemeinsame
Konto, auf dem sich 5,3 Millionen DM befinden, kann nicht gepfändet werden, da nicht
nachgewiesen werden kann, wo das Geld herkommt. Hinzu kommt, das Medikament ist
bis jetzt dort nicht verkauft worden. Und der Mord hat nichts mit dem Geld zu tun.“ „Dann ist sie jetzt eine reiche Frau“, sagte Lüppi. „Sieht die gut aus?“, wollte Peter wissen. „Bleib du mal bei deiner Maike“, antwortete Heike ihm. „Woher weißt du, wie sie heißt?“ „Ist die Frage jetzt ernst gemeint?“ „Schon gut“, erwiderte Peter. „Und noch etwas, Gördi hatte einen Anruf von einem
Reporter der Boulevardzeitung ‚Der Ruhrpott-Melder‘.
Dieser nette Herr wollte ein Interview mit dem ‚Chef-Ermittler‘ haben“, sagte Heike. „Und was hat Gördi ihm gesagt?“ „Er hat ihm gesagt, er solle sich an die Pressestelle wenden
und im Anschluss hat er dann gefragt, ob er der Reporter wäre, der über das
Hotel Amadeus berichtet hätte. Er hat nicht geantwortet, das Gespräch war danach
weg.“ „Sonst noch etwas Schönes?“, fragte Lüppi. „Mmh… ja, einen schönen Gruß sollen wir dir von Jürgen
Claßen ausrichten. Er arbeitet inzwischen mit den Kollegen aus den Niederlanden
zusammen. Die niederländischen Kollegen haben Jan van de Velden und Nils Peters verhaftet. Der Herr Peters
ist von Herrn van de Velden belastet worden und konnte sogar Beweise gegen ihn
vorlegen. Ihm selbst ist nichts nachzuweisen. Man sagt, er würde Urlaub auf
Sizilien machen.“ „Das
heißt dann, das war es und der Jan van de Velden läuft weiter frei herum und betreibt
seine Spielchen und Machenschaften?“ „Ja,
leider.“ „Wo hast du eigentlich deinen Gerhard gelassen?“, fragte
Lüppi in Richtung Heike. „Der hat vorhin einen Anruf von seiner Ex bekommen, es
wäre etwas mit seiner Tochter. Ich soll dir sagen, er ist auf dem Weg zu ihr
und kommt später“, sagte Heike mit einem gewissen Unterton. „War das letzte Woche nicht auch schon der Fall?“, fragte
Petra nach. „Ja und auch Montag“, bestätigte Heike. „Soso“, sagte Lüppi und setzte sich an seinen
Schreibtisch. „Schreibst du jetzt den berühmten Satz auf die Akte?“,
fragte Petra ihn. „Du hast davon gehört?“, fragte er zurück. „Ja, der Herr Pohlmeier und der Herr
Schuster haben letzte Woche schon danach gefragt. Beide dachten, du hättest das
noch vor eurem Urlaub gemacht.“ „Und?“ fragte Petra. ‚Nicht
alles, wonach es aussieht, ist auch so. Einige glauben etwas zu wissen und bemerken
viel zu spät, es ist doch anders als geglaubt und das zum Leidwesen eines
Mannes, der es nicht verdient hatte zu sterben.‘ Kriminalrat Eckerhard Schuster betrat
das Büro und schaute sich um. Petra sah zu ihm und sagte. „Guten Morgen Herr
Schuster. Lüppi hat gerade den berühmten Satz geschrieben.“ „Auch einen guten Morgen zusammen,
dann komme ich gerade passend.“ „Petra, ab jetzt bitte nur noch Eckerhard und bevor ich das vergesse,
ab jetzt bist du ganz offiziell hier in der KK11.“ „Lüppi, wenn du nachher Zeit hast, komm mal bitte zu mir“, sagte Eckerhard
und ging wieder. „Soll ich Herrn Pohlmeier anrufen?“, fragte Petra in Richtung Lüppi
und zeigte mit dem Finger auf die Akte. „Das brauchst du nicht. So wie ich
ihn kenne, kommt der jeden Augenblick hierher.“ „Kriminalkommissarin Petra
Wilkerling“, sagte sie. „Lüppi ist in einem Gespräch, ich frage
ihn gleich.“ „Marcel, warte mal bitte“, sagte er
und sah zu Petra. „Das war der wachhabende Polizist aus
der Wache unten“, fing sie an. „Es haben sich zwei Streifenkollegen bei ihm
gemeldet, die zu einer Wohnung in Essen Heisingen gerufen worden sind. Die Tochter
hat ihre Mutter tot aufgefunden und der Arzt war dabei den Totenschein zu
unterschreiben, als die beiden Kollegen eintrafen. Sie haben sich in der
Wohnung umgesehen und der ältere Kollege meinte, er hätte das Gefühl, da würde
etwas nicht stimmen und ob wir uns das nicht einmal ansehen wollen.“ „Wenn der Kollege ein ungutes Gefühl
hat, dann fahr mit Heike dort hin“, sagte Lüppi. Montag, 9.38 Uhr Heike hielt ihren Fiat Panda vor
einem Reihenhaus an, in dem die verstorbene alte Dame wohnte. Ein paar Meter
weiter stand der Streifenwagen der Kollegen. Beide stiegen aus dem Auto und
gingen auf die offenstehende Haustür zu. Sie betraten das Haus mit einem „Hallo“.
Die Kollegen und die vermeintliche Tochter der Dame trafen sie im Wohnzimmer an.
Heike schätzte die Frau auf Mitte fünfzig. „Guten Morgen, ich bin Kriminalkommissarin
Buhrmann und meine Kollegin ist Kriminalkommissarin Frau Wilkerling“, sagte sie.
„Hallo, Kollegen“, ergänzte sie noch. „Morgen“, sagte die vermeintliche
Tochter. „Hallo, ihr zwei. Danke, dass ihr gekommen
seid. Du bist Heike, die aus Frankfurt zurückgekommen ist, nicht wahr?“, fragte
der ältere der beiden. „Ja, richtig. Wer seid ihr?“ „Ich bin Heinz“, sagte er und beide
sahen die vier Sterne auf dem Schulter-Abzeichen. Er war Polizeihauptmeister. „Hallo, ich bin Eric“, sagte der
jüngere Polizeimeister. „Guten Morgen, Sie sind die Tochter
der Verstorbenen?“ „Ja“, sagte sie und stand auf. „Ich
bin Ursula Issinger. Meine Mutter heißt Lieselotte Maxfield.“ „Wann haben Sie sie gefunden?“ „Heute Vormittag. Ich bin zu ihr
gefahren, weil ich sie nicht ans Telefon ging.“ „Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen
oder gesprochen?“ „Gesehen vor 3 Wochen und gesprochen
letzten Mittwoch.“ „Seitdem versuchen Sie ihre Mutter
auch zu erreichen?“ „Nein, seit Freitagmittag“, sagte Frau
Issinger. „Wo ist die Verstorbene und was ist
euch aufgefallen?“, fragte Heike und sah Heinz dabei an. „Sie lag schon auf dem Rücken als
wir gekommen sind“, sagte Heinz. „Der Notarzt hat sie herumgedreht.“ „Hat er gesagt, wie lange sie in
etwa schon tot ist?“, erkundigte sich Heike. „Ungefähr ein bis zwei Tage.“ „Was wollte er denn auf den
Totenschein schreiben?“ „Er wollte nicht, er hat schon was
auf den Totenschein geschrieben. Der liegt da vorne“, antwortete er und zeigte
auf die Küchenarbeitsplatte unter dem Fenster. „Herzversagen“, sagte sie knapp. „Der Arzt hat gemeint, dass der Fall
klar wäre“, ergänzte Eric. „Heinz, erzähl doch mal, was du glaubst gefunden zu haben.“ „Schaut mal, die Frau Maxfield war
dabei einen Kaffee einzuschenken.“ „Ja?“, fragte Heike. „Im Wohnzimmer steht aber schon
eine.“ „Okay und du glaubst also, es muss jemand
hier gewesen sein?“ „Genau.“ „Im Wohnzimmer steht auch eine
frische Schale Plätzchen“, sagte Petra. „Das hat Heinz auch gesagt“, ergänzte
Eric. „Nur was heißt das denn? Die Tote hat halt ein paar Plätzchen auf dem Tisch
stehen, ja und?“ „Und sie hat eine zweite Tasse
Kaffee gemacht“, sagte Petra. „Dann hat sie die Tasse halt
vergessen und war dabei sich noch eine einzuschütten. Ist ja auch kein Wunder,
bei dem Alter der Oma.“ „Hey, Kollege. Ja, sag mal, wie
sprichst du denn von der Verstorbenen?“, fuhr Heike den Kollegen an. „Was hast du gefunden?“ „Schau mal hier“, sagte sie und
zeigte auf die drei Buchstaben. „Ja und?“ „Das ‚S‘ hat unten einen Bogen. So
als wenn sie sich erschrocken hätte. Das ist meiner Oma auch immer passiert,
wenn sie sich konzentriert hat und ich sie angesprochen habe.“ „Okay?“ „Die Plätzchen sind frisch in der Schale.
Da war noch niemand dran und die Dose dazu steht offen in der Küche.“ „Du meinst also, sie hat
überraschend Besuch bekommen?“ „Genau, sie hat sich erschreckt wie
meine Oma, hat Plätzchen hingestellt und war dabei eine Tasse Kaffee für den
Besuch zu holen.“ „Ja, kann so gewesen sein“,
bestätigte Heike. „Das habe ich noch gar nicht
gesehen“, gestand er. „Dann ist meine Vermutung doch nicht die schlechteste
gewesen.“ „Was soll das heißen? Hat meine Mutter
jemand Fremdes hereingelassen?“ „Ob die Person ihr fremd war, kann
man nicht sagen“, sagte Heinz. „Wahrscheinlich eher nicht“, erwiderte
Petra und wendete sich an die Tochter. „Hätte Ihre Mutter auch für jemand
Fremdes Plätzchen und Kaffee hingestellt?“ „Nein, hätte sie nicht. So
Gastfreundlich war sie nicht“, antwortete Frau Issinger. „Und was machen wir? Rufen wir
Horst an?“, erkundigte sich Petra bei Heike. „Mmh… ja, machen wir“, antwortete
Heike und wendete sich an Frau Issinger. „Dürfte ich mal das Telefon benutzen?“ „Kriminaltechnische Untersuchungsstelle
Essen, Horst Vollmer am Apparat.“ „Heike hier,
hallo Horst. Du, wir bräuchten euch hier mal in Heisingen.“ „Ah, also doch.“ „Was heißt das
denn?“, erkundigte sich Heike. „Lüppi hat angerufen
und hat so etwas schon angedeutet. Er hat sich, nachdem ihr weg wart wohl
erkundigt, wer der Streifenkollege war, der vor Ort ist. Der wachhabende Kollege
hat ihm dann wohl gesagt, dass es der Heinz sei. Daraufhin hat Lüppi mich dann
angerufen und mich vorgewarnt, ich solle mich mal bereithalten.“ „Na, Klasse. Dann
liegen Heinz und Petra vielleicht richtig mit ihrer Vermutung. Verständigst du
Frau Doktor?“ „Ist das von Nöten?
Lüppi hat gesagt, ein Arzt war doch schon da. Stefanie kann dann auch nur den
Tod feststellen. Sie wird sagen, ich muss sie bei mir in der Rechtsmedizin
haben.“ „Ja, stimmt.“ „Wir sind unterwegs.“
Montag, 11.05 Uhr Horst
und sein Kollege Moris Veigel waren im Haus von Lieselotte
Maxfield eingetroffen. Sie sicherten Spuren, Fingerabdrücke und weitere Anhaltspunkte,
die zur Feststellung der zweiten Person führen konnten. Die beiden Polizisten,
Heinz und Eric, hatten eine halbe Stunde vorher das Haus verlassen. Auch Horst
war der Nagel in der Wand aufgefallen. Petra erzählte ihm, was die Tochter gesagt
hatte. „Ein Ölgemälde von Königssee hing
dort?“, fragte Horst nach. „Ja, die Tochter sucht gerade Fotos
vom letzten Geburtstag heraus, die sie ihrer Mutter gegeben hat. Sie meinte, da
müsste das Bild drauf sein.“
©2005 Schmitz-Sobaszek.de
|