Buchrückseite siehe unten

Taschenbuch:   ISBN: 9783754918494
eBook(ePub):   ISBN: 9783754918500
Seiten: 488

 

Inhaltsangabe:

Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team werden zu einer Autowerkstatt gerufen. Dort ist ein Wachmann tot in einem Container gefunden worden. Schnell fällt auf, er wurde erschossen und seine Dienstwaffe fehlt. Gleichzeitig ermittelt das Team in einer Serie von Brandstiftungen bei Handwerksfirmen. Als sich später herausstellt mit was für einer Schusswaffe der Wachmann ermordet wurde, liegt die Annahme nahe, beide Fälle könnten zusammenhängen. Dabei tauchen Anhaltspunkte auf, die auf organisierte Kriminalität aus Italien schließen lassen. Die Ermittlungen werden umfangreich.

 

Leseprobe:

24. Juli 1995, Montag, 9.30 Uhr
Polizeipräsidium Essen

Heike und Gördi waren mit der neuen Serie von Brandstiftung in einem Essener Industriegebiet beschäftigt. Inzwischen waren es fünf Fälle. Beide hatten jeder eine Akte auf dem Tisch vor sich liegen. Sie hörten Petra zu, die Lüppi von dem Wochenende bei Mario Minnelli erzählte. Er freute sich für sie, dies sahen alle drei. Als sie fertig war, informierte sie ihn über die Fallakten der letzten beiden Fälle.

„Übrigens, die beiden Akten sind fertig. Du kannst jetzt deinen berühmten Satz darauf scheiben“, sagte sie und reichte sie ihm herüber.
Lüppi nahm sie entgegen, schlug beide nacheinander auf und blätterte einmal durch. Schloss beide wieder, nahm einen Kugelschreiber und schaute Petra an.

„Überlegst du, was du schreiben kannst?“, fragte sie ihn.

„Jo“, antwortete er.
Setzte den Kugelschreiber an und schrieb vorne auf den Deckel der ersten Akte. Es war die von Lieselotte Maxfield. Als er fertig war, gab er Petra die Akte wieder zurück, überlegte wieder kurz und schrieb auf die zweite Akte seinen berühmten Abschlusssatz. Es war die von Joachim Eckhoff. Auch diese reichte er anschließend an Petra. Es klopfte an der offenstehenden Tür. Es waren drei Personen.
Kriminaldirektor Lothar Bäumler, Kriminalrat Eckerhard Schuster, der Leiter der Kriminalinspektion 1 sowie Staatsanwalt Marcel Pohlmeier.

„Guten Morgen, zusammen“, grüßte Herr Bäumler.
Was alle erwiderten.

„Wir haben gehört, die beiden Fälle sind abgeschlossen“, sagte Herr Bäumler.

„Ja, stimmt“, sagte Lüppi.

„Die beiden Fallakten sind fertig“, informierte Petra.

„Das heißt, du hast schon deine berühmten Sätze darauf geschrieben?“, erkundigte sich Eckerhard.

„Ja, hat er. Liegen hier“, antwortete Petra und zeigte auf die beiden Akten, die vor ihr lagen. Alle drei kamen zu ihr an den Schreibtisch und schauten, was Lüppi dieses Mal geschrieben hatte. Auf der Akte von Lieselotte Maxfield stand.

‚Auch wenn man es mit seinen Mitmenschen immer gut meint und einem Kind ein schönes Zuhause gibt, heißt das nicht, dass es einem gedankt wird.‘
M. Lüpke

Auf der zweiten Akte von Joachim Eckhoff war zu lesen.

‚Die Sucht nach dem Geld kann groß sein. Wenn sie aber so groß wird, dass es nichts mehr Wichtigeres gibt, sterben auch Menschen.‘
M. Lüpke

„Wie wahr, wie wahr“, resümierte Herr Bäumler.

„Ja, Lüppi“, sagte Eckerhard. „Die beiden sind gut.“

„Es gibt einen Anlass, dass wir drei hier zu Ihnen kommen“, fing Kriminaldirektor Bäumler an. „Und das hat jetzt nichts damit zu tun, dass Ihr auch dieses Mal wieder einmal beide Fälle gelöst habt.“
Er machte eine kurze Pause, ging zu den beiden Schreibtischen von Heike und Gördi, sah beide an und bat sie einmal aufzustehen.

„Frau Buhrmann, Herr Schwarz, Sie beide haben sich hier bei der Inspektion 1, Abteilung KK11, sehr verdient gemacht. Dafür möchten wir uns bei Ihnen beiden bedanken“, sagte Herr Bäumler. „Und daher befördere ich sie beide heute zu Kriminaloberkommissar und Kriminaloberkommissarin.“
Er ging zu Heike und gab ihr die Hand. Anschließend wandte er sich an Gördi. Auch ihm schüttelte er die Hand. Eckerhard und Marcel schlossen sich danach den Glückwünschen an. Lüppi und Petra durften dabei nicht fehlen. Alle sieben standen in einer Runde zusammen und Herr Bäumler ließ sich über die abgeschlossenen Fälle informieren. Als die vier damit fertig waren, wollten die drei wieder gehen.
Es klopfte an der offenstehenden Tür. Ein Streifenpolizist stand im Türrahmen.

„Darf ich einmal stören?“ fragte er.

„Ja, darfst du“, antwortete Lüppi.

„Hier sind zwei, die möchten gerne zu euch“, sagte er weiter und machte einen Schritt zur Seite.

 

Montag, 9.32 Uhr
Essen Industriegebiet

Mark Kirchheim war auf dem Weg zu Frank Lönz und Werner Rotmann im KFZ-Betrieb. Beide leiteten den Betrieb ‚Motorsport Team Kirchheim und Werkstatt‘. Der Inhaber war Mark mit seiner Frau Michaela. Auf dem größeren Nachbargrundstück befand sie die Firma ‚Fenster und Türen Müller‘. Sein Schwiegervater, Uwe Müller, und er waren die beiden Geschäftsführer des Fensterbaubetriebs. Die unmittelbare Nachbarschaft beider Betriebe hatte Mark und Michaela veranlasst, Anfang 1994, den KFZ-Betrieb für das Rennteam zu übernehmen. Während Frank Lönz von Beginn an, 8 Jahre zuvor, schon mit dabei war, war Werner erst im Herbst 1994 dazugestoßen. Mark und Michaela waren eigentlich nur nach Feierabend und an den Wochenenden mit beim Rennteam dabei.
Frank und Werner hatten Mark zu sich ins Büro gerufen, um mit ihm über den Wachschutz zu sprechen, der notwendig geworden war. Die Brandanschläge im Essener Stadtgebiet wurden fast täglich mehr. Daher hatten sich Mark und Uwe Müller für den Einsatz eines nächtlichen Wachschutzes für Fenster und Türen Müllerentschieden. Der Mitarbeiter der Firma sollte zusätzlich auch ein Auge auf den KFZ-Betrieb haben. Uwe kannte die Firma ‚Wachschutz Breitschläger aus früheren Jahren. Bernd Breitschläger hatte einen Mitarbeiter für vier Probenächte zu den beiden Betrieben geschickt. Mark betrat das Büro, nachdem er die fünf Mitstreiter in der Werkstatt begrüßt hatte.

„Guten Morgen, ihr zwei“, grüßte Mark bei seinem Eintreten.

„Guten Morgen, mein Lieber“, sagte Frank und auch Werner erwiderte den Gruß.

„Was gibt es Wichtiges?“, fragte Mark.

„Der Wachmann hat die hintere Tür offengelassen“, sagte Werner. „Das hat vorhin Michael bemerkt.“
Mit Michael war Michael Böster gemeint, der älteste Freund von Mark und Mechaniker im KFZ-Betrieb.

„Du meinst, vergessen abzuschließen?“, fragte Mark nach.

„Nö, ich meine offen, genauer gesagt, nur angelehnt“, antwortete Werner.

„Klasse!“, reagierte Mark.

„Problem ist jetzt, ich habe vorhin bei Bernd Breitschläger angerufen, um mit ihm über seinen Mitarbeiter zu sprechen. Er wollte diesen Zuhause anrufen“, fing Frank an. „Der hat vor ein paar Minuten zurückgerufen. Der gute Mann ist aber noch nicht Zuhause eingetroffen, sagt dessen Ehefrau.“

„Oh, das klingt jetzt auch nicht gut“, erwiderte Mark.

„Wir wollten dir und Uwe die weitere Kommunikation mit Bernd Breitschläger überlassen“, sagte Frank.

„Denn schließlich habt ihr nebenan die Firma beauftragt“, ergänzte Werner.

„War sonst noch etwas? Licht angelassen oder so?“, fragte Mark nach.

„Nein, laut Michael, war nur die Tür auf.“

„Habt ihr euch schon einmal hinten umgesehen?“ wollte Mark wissen.
Die beiden sahen einander an und antworteten mit nein, hätten sie nicht.

„Dann lasst uns das mal machen.“
Alle drei gingen durch das Materiallager zur Rückseite der Halle, zu der Stahltür, die auch zu den Containern führte. Dort stand auch der kleinere Transporter des Rennteams. Alle drei schauten sich um, konnten aber nichts Auffälliges finden. Bis Frank auf die Idee kam in einen der Container zu sehen. Er klappte den Deckel hoch und erschrak.

„Scheiße!“, schrie er laut auf.
Mark und Werner kamen zu ihm und schauten auch hinein. Dort lag der vermisste Wachmann in seiner Uniform und mit einem Loch im Kopf auf dem Metallschrott. Den Schrei hatten auch die fünf in der Werkstatt gehört und kamen ebenfalls dazu.

„Ich gehe ins Büro und rufe die Polizei an“, sagte Frank als erster.

„Warte mal, ich mach das schon“, sagte Mark. „Ich rufe direkt bei Martin Lüpke und Petra Wilkerling an.“

„Direkt bei der Kriminalpolizei?“, fragte Giovanni.
Giovanni hieß Giovanni Lombardi und gehörte, wie seine Schwester Francesca und sein Cousin Giuseppe, seit über zwei Jahren zum Rennteam. Während Giovanni eine KFZ-Lehre im Betrieb machte, arbeiteten Francesca und Giuseppe im elterlichen Betrieb ‚
Italienischer Großhandel Lombardi‘ in Duisburg.

„Der Mann hat eine Schusswunde im Kopf und dann kann ich auch direkt bei Petra oder Herrn Lüpke anrufen“, sagte Mark und ging in das Büro von Frank und Werner.

 

Montag, 9.45 Uhr
Polizeipräsidium Essen

„Einen sehr schönen guten Morgen, möchten wir zwei wünschen“, sagte Manfred Becker.
Direkt neben ihm stand Jutta Eckhoff. Beide traten in das Büro.

„Hallo Manfred, hallo Jutta“, grüßte Lüppi zurück.
Alle anderen grüßten auch, waren aber über das Duzen der beiden von Lüppi überrascht, da er bis zu diesem Zeitpunkt nichts von dem letzten Samstag erzählt hatte.

„Wir beide sind heute hier zu dir gekommen“, fing Manfred an und sah dabei zu Lüppi. „Weil wir beide uns noch einmal bei dir recht herzlich bedanken wollten. Wir fanden es ganz toll von dir und deiner Frau, dass ihr am Samstag zu mir gekommen seid und mit uns ‚das versteckte Rätsel‘ gelöst habt. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Kriminalhauptkommissar in seiner Freizeit sich um seine Mitmenschen kümmert. Das fanden wir ganz toll.“

„Ich kann mich Manfred nur anschließen“, sagte Jutta. „Schade, dass der Anlass das wir uns getroffen haben, ein so trauriger ist, aber ich bin jetzt überglücklich meinen Cousin gefunden zu haben.“

„Dann können wir Ihnen allen etwas ganz tolles mitteilen“, sagte Manfred Becker, sah einmal in die Runde und sprach weiter.

„Mit Gudrun und Wilhelm Herrscheid haben wir uns am Sonntag noch einmal zusammengesetzt, da ich den beiden einen Vorschlag machen wollte. Den Vorschlag haben wir den beiden auch unterbreitet. Sie waren sofort angetan von der Idee, in dem Haus, wo Joachim sein Maklerbüro einrichten wollte, ein ‚Franz Haidinger Museum‘ zu eröffnen. Die Idee kam uns, weil der Notar von Joachim der Jutta mitgeteilt hat, dass er die Auflage gemacht hat, dass sein Gemälde in einem Museum ausgestellt werden soll und immer der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Der Vorschlag hat den beiden so gut gefallen, dass sie am Sonntag noch den Dr. Sauerbein angerufen haben. Von ihm haben sie erfahren, Heinz Meisenbäumler schenkt die von ihm erworbenen Gemälde seiner Halbschwester, die nun wiederrum alle seine Bilder in unser gemeinsames ‚Franz Haidinger
Museum‘ gibt.“

„Das ist ja richtig Klasse“, sagte Lüppi und alle konnten sehen, er freute sich sehr darüber.
Lothar Bäumler ließ sich danach von Herrn Becker die Geschichte um den Maler Franz Haidinger schildern. Er wollte wissen, warum sein Vater die vier besagten Gemälde doppelt gemalt hätte. Herr Becker sagte, er würde davon ausgehen, seine Mutter hätte in dem ersten Brief davon erfahren sollen und dass die oberen Gemälde zum Verkaufen für sie gewesen wären.
Das Telefon von Petra schellte. Sie ging dran.

„Kriminalkommissarin Petra Wilkerling, guten Tag.“

„Hier ist Mark Kirchheim, hallo Petra, wir haben da ein Problem“, sagte er und berichtete, was passiert war.

„Hallo Mark, ach du Scheibenkleister“, erwiderte sie laut.
Die Gespräche der anderen im Raum verstummten und alle sahen zu ihr.

„Ja, gut, das richte ich Kommissar Lüppi aus. Wir kommen!“, sagte Petra.
Alle sahen sie fragend an.

„Lüppi, wir haben einen neuen Fall. Ein toter Wachmann in der Kfz-Werkstatt von Mark Kirchheim.“

„Weiß die Wache schon Bescheid?“, wollte Lüppi wissen.

„Ruf ich an. Zwei Wagen?“, frage Petra.
Lüppi nickte und rief bei Horst in der KTU an. Eckerhard und Herr Bäumler sagten zu Lüppi, es wäre ja ein komischer Zufall, wenn der tote Wachmann nichts mit den Brandanschlägen im Industriegebiet zu tun hätte. Zehn Minuten später verabschiedeten sich die beiden von Manfred Becker und Jutta Eckhoff. Manfred versprach sich bei Lüppi zu melden, wenn in ein paar Tagen das Museum eröffnet würde. Lüppi war über die Aussage, ein paar Tage, überrascht. Herr Becker klärte ihn über die frisch renovierten Räume auf, die er schon vorsorglich für Joachim hatte fertigstellen lassen. Daher hätten sie gar nicht mehr so viel Arbeit damit. Jutta und Manfred bedankten sich noch einmal bei Lüppi und die beiden fuhren.

 

Montag, 10.40 Uhr
Essen Industriegebiet

Petra und Lüppi trafen nach den beiden Streifenwagen und Horst Vollmer mit seinem Kollegen, Moris Veigel, bei ‚Motorsport Team Kirchheim und Werkstatt‘ ein. Lüppi parkte seinen Mercedes direkt vor dem neu gestalteten Verkaufsraum. Beim Aussteigen schauten beide direkt auf fünf Porsche, die sich darin befanden. Mit einem seitlichen Blick auf einen orangenfarbenen offenen Sportwagen betraten beide die Werkstatt. Personen von den umliegenden Betrieben standen neugierig vor dem Tor und wurden von zwei Streifenpolizisten am Betreten der Werkstatt gehindert. Petra grüßte die beiden Kollegen, Lüppi sagte wie zumeist nichts. Er konnte sich noch an den Betrieb erinnern, da er vor einem Jahr mit Gördi auch schon dort gewesen war. Auch ein Mordfall.
(Roman: Der Rennfahrer Mark Kirchheim, Band 3)
Mark Kirchheim und andere Personen standen zusammen mitten in der Werkstatt. Dirk, der Sohn von seiner Torti, war mit dabei. Er arbeitete erst seit kurzem dort. Ebenfalls dabei befand sich Lüppi´s alter Schulfreund, Uwe Müller. Beide gingen aufeinander zu und nahmen sich in den Arm. Nachdem auch die anderen begrüßt worden waren, Dirk auch mit einer Umarmung, trafen sie hinter der Halle, bei den Containern, Horst und Moris sowie zwei weitere Streifenkollegen.

„Gut, dass ihr kommt“, sagte Horst. „Wir warten schon auf euch. Der Tote liegt noch im Container.“
Lüppi ging hin und sah hinein. Was ihm sofort auffiel war, das Holster des Wachmanns war leer.

„Das dort eine Schusswaffe fehlt, habt ihr gesehen?“, fragte er.

„Ja, haben wir“, antwortete Horst.
Petra kam und sah auch einmal kurz hinein. Anschließend hoben Moris und Horst den Wachmann aus dem Container und legten ihn davor ab. Lüppi sah in diesem Augenblick einmal zur Seite und konnte nicht glauben, was er bemerkte. Ein Reporter stand an der Gebäudeecke und wollte gerade ein paar Fotos schießen als Lüppi ihn mit „Hey“ anschrie. Die beiden Streifenpolizisten reagierten sofort und konnten die Fotos verhindern. Sie ließen sich von ihm unter großem Prostest seine Personalien geben und verwiesen ihn von dem Gelände. Lüppi wollte hinterher wissen, wer das war.

„Ein Herr Reisel“, antwortete einer der beiden Streifenkollegen. „Von der Boulevardzeitung ‚Der Ruhrpott-Melder‘.“

„Hat der Tote, außer der Schusswunde im Kopf, noch weitere Verletzungen?“, wollte Petra wissen.

„Ja, eine ganze Menge Schnittverletzungen am Rücken“, antwortete Horst. „Die müssten von dem Metallschrott stammen, der sich im Container befindet.“
Die Rechtsmedizinerin Frau Dr. Stefanie Schneider war nicht informiert worden, da sie auch nur die Schusswunde hätte feststellen können. Moris machte Aufnahmen von den Blutverschmierten Metallblechen und zog diese nacheinander vorsichtig heraus. Diese wurden mit zur KTU genommen. Horst stellte bei der ersten Untersuchung fest, der Tote hatte keine Papiere oder Schlüssel bei sich. Im Grunde genommen gar nichts, außer seiner Kleidung und dem leeren Holster. Eine halbe Stunde später kam das informierte Bestattungsunternehmen. Wie immer, mit demselben Spruch.

„Einen schönen guten Tag. Bestattungsunternehmen Lechmann, bitte nicht verwechseln mit Leichnam. Hihi. Wir sollen hier jemanden abholen und in die Rechtsmedizin bringen“, sagte einer von zwei dunkelgekleideten Männern.

„Sagt mal ihr zwei, könnt ihr euch nicht mal was anderes einfallen lassen?“, fragte Moris.

„Aber natürlich… nicht“, kam die Antwort.
Der Wachmann wurde in einen Metallsarg gehoben und abtransportiert. Lüppi und Petra gingen in die Halle zurück. Alle dort Anwesenden befanden sich inzwischen in einem Besprechungsraum. Dort angekommen fragte Lüppi.

„Wer hat den Toten gefunden?“

„Das war ich“, antwortete Frank.

„Tun Sie mir bitte einmal den Gefallen und stellen sich alle vor, damit meine Kollegin sich Ihre Namen notieren kann.“

„Ich bin Frank Lönz und einer der beiden Geschäftsführer hier.“
Petra nahm einen neuen karierten Block und notierte es.

„Ich heiße Werner Rotmann und bin der Meister hier im Betrieb.“
Lüppi sah den nächsten an und sagte zu ihm.

„Sie sind Michael Böster.“
Michael bestätigte es. Auch die beiden Mechaniker Gerd Baumann und Torsten Mayer stellten sich vor. Als nächstes war Giovanni Lombardi an der Reihe. Mark Kirchheim, Uwe Müller und Dirk Beise mussten sich nicht vorstellen, da sie alle drei bekannt waren.

„Hat das mit den Brandanschlägen zu tun?“, fragte Uwe.

„Könnte sein, zumindest war das auch unser erster Gedanke“, antwortete Lüppi und sah zu Petra und nickte ihr zu.

„Weiß jemand wie der Ermordete hieß?“, fragte sie.

Olaf Pader, 30 Jahre alt. Hat Frau und zwei Kinder“, antwortete Mark.

„Von welcher Firma war der Wachmann?“, fragte sie weiter.

„Von ‚Wachschutz Breitschläger‘, ich kenne den Chef Bernd Breitschläger schon länger“, sagte Uwe. „Er hat bei seinem Firmenneubau, vor zehn Jahren, die Fenster und Türen von uns bekommen.“

„Bitte schildert einmal den heutigen Ablauf bis zu dem Zeitpunkt als ihr den Wachmann entdeckt habt“, bat Petra.
Das tat Frank mit Unterstützung von Michael.

„Am Wochenende war niemand von Ihnen hier?“, fragte Lüppi nach.

„Am Wochenende nicht, außer gestern Abend, als wir alle zurück vom Fliegerhorst kamen. Das war so gegen 21 Uhr“, antwortete Mark.

„Fliegerhorst? Was für ein Fliegerhorst“, fragte Petra.

„Am Wochenende war auf dem Fliegerhorst in Diepholz der siebte Lauf zur Deutsche-Tourenwagen-Rennen, kurz DTR.“

„Gestern Abend war aber noch alles in Ordnung?“

„Ja, wir haben den Herrn Pader noch von weitem gesehen. Er war nebenan bei unserem Fensterbaubetrieb“, sagte Mark.

„Stimmt, er hat noch gewunken“, bestätigte Michael.

„Gesprochen habt ihr ihn nicht?“, fragte Lüppi.

„Nein, nur gesehen“, sagte Frank. „Er ist dann in die Halle von ‚Fenster und Türen Müller‘ gegangen.“

„Sie alle waren hier, du auch Dirk?“, fragte Lüppi ihn direkt.

„Nein, ich nicht. Ich bin wahrscheinlich erst beim nächsten Rennen dabei“, antwortete Dirk.

„Seit wann war der Herr Pader bei euch?“, fragte Petra.

„Seit Donnerstagabend für vier Nächte“, sagte Mark. „Er hat sich am Mittwochnachmittag bei uns vorgestellt. Heute sollte mit Bernd Breitschläger besprochen werden, wie es weitergeht.“

„Was heißt das, wie es weitergeht?“

„Der Herr Pader war für vier Nächte zur Probe hier“, sagte Uwe.

„Wir haben das wegen der umliegenden Brandanschläge veranlasst“, sagte Mark.

„In Ordnung“, antwortete Lüppi und verzog anschließend die Mundwinkel.

„Das gefällt dir nicht“, sagte Petra zu ihm.
Lüppi nickte nur, antwortete aber nicht.

„Der Herr Pader hat wahrscheinlich mit seinem Leben den Brandanschlag verhindert“, meinte Uwe.

„Möglich ist es“, erwiderte Lüppi und verließ ohne weiter etwas zu sagen den Raum.

„Maddin scheint nicht davon überzeugt zu sein?“, fragte Uwe in Richtung Petra, die auch auf dem Weg zur Tür war.

„Passt nicht zusammen“, antwortete sie und folgte Lüppi.

„Was meint sie mit, passt nicht?“, fragte Uwe in die Runde.
Die Frage konnte aber niemand beantworten.

 

Montag, 11.25 Uhr
Essen Industriegebiet

Petra war bei Lüppi angekommen, der in dem Augenblick Horst fragte.

„Hast noch etwas für uns?“

„Der Tatort ist hier direkt an dem Container. Das Opfer muss mit dem Rücken zum Container gestanden haben, als er erschossen wurde. Hier sind Blutspritzer“, antwortete Horst und Moris zeigte mit dem Finger auf die Stellen.

„Wir haben Proben der Spuren genommen und alles fotografiert“, sagte er.

„Könnt hier sonst noch etwas sagen?“, fragte Lüppi.

„Nein, nicht hier. Vielleicht später“, antwortete Horst.

„Ihr wart doch auch bei den fünf Brandanschlägen, oder?“

„Ja, zusammen mit dem Brandursachenermittler von der Feuerwehr und ja, es war ganz klar Brandstiftung mit Benzin.“

„Frage“, sagte Lüppi. „Stellt euch vor, ihr wollt eine Autowerkstatt in Brand setzten, ja?“

„Mmh.“

„Ihr werdet von dem Wachmann Herrn Pader überrascht, den ihr erschießt und im Container entsorgt, warum steckt ihr danach den Container und den Laden nicht in Brand, weswegen ihr doch gekommen seid?“

„Weil wir Panik bekommen haben?“, fragte Moris.

„Könnte sein“, bestätigte Horst.

„Panik?“, fragte Lüppi nach und sah zu Petra.

„Panik passt nicht. Nicht nach fünf Brandanschlägen“, sagte sie. „Da habt ihr doch schon Übung, da kann euch doch ein toter Wachmann nicht in Panik versetzen.“

„Sehe ich auch so“, bestätigte Lüppi.

„Mord und Brandstiftung sind aber zwei verschiedene Dinge“, entgegnete Horst.

„Na gut. Also Panik könnte es gewesen sein. Was noch?“, fragte Lüppi.

„Gib uns Zeit bis Morgen“, bat Horst. „Wir kümmern uns als erstes um die Patrone und wenn wir Glück haben können wir den Waffentyp eingrenzen.“

„Was wäre denn, wenn die Täter Panik bekommen haben, weil sie den Herrn Pader kannten?“, stellte Moris die Frage.

„Eine gute Idee“, gestand Lüppi.

„Es gibt noch eine Möglichkeit“, sagte Petra. „Vielleicht haben die erst einmal sondiert und wollten hier keinen Brand legen und sind dann überrascht worden.“

„Ist auch möglich“, bestätigte Lüppi.

„Würde auch dazu passen, das letzte Nacht kein Brandanschlag stattgefunden hat.“

„Also haben wir drei denkbare Ansätze. Erstens Panik, zweitens die Täter kannten ihn und drittens beim Auskundschaften wurden sie überrascht“, fasste Lüppi zusammen.

„Viertens, die Brandstifter waren es gar nicht. Es waren nämlich Einbrecher, die überrascht wurden“, sagte Horst.

„Hui, auch ein guter Gedanke“, sagte Petra.

„Dann lasst uns jetzt fahren, sonst wird das heute nichts mehr mit der Patrone“, erwiderte Horst.
Während die beiden KTU-Mitarbeiter auf dem Weg zum Auto um das Gebäude gingen, begaben sich Lüppi und Petra noch einmal in den Besprechungsraum. Alle neun sahen die zwei an. Neun deswegen, weil inzwischen auch Michaela Kirchheim, die Frau von Mark, dazu gekommen war. Nachdem sie die beiden auch begrüßt hatte wollte sie wissen.

„Wie geht es jetzt weiter?“

„Der Leichnam ist auf dem Weg in die Rechtsmedizin und wird dort untersucht“, sagte Petra. „Nach der Obduktion wissen wir mehr.“

„Das waren aber die Brandstifter, oder?“, fragte Werner Rotmann.“

„Das könnte sein, aber es gibt auch noch viele andere denkbare Möglichkeiten“, antwortete Petra.

„Wir fangen ja jetzt erst an. Das wird dauern“, ergänzte Lüppi.

„Also müssen wir davon ausgehen, dass die Täter, wenn es dann die Brandstifter waren, es noch einmal versuchen werden? Hier und nebenan?“, fragte Uwe in Richtung Lüppi.

„Ja, müssen wir von ausgehen. Wir fahren jetzt zur Firma Breitschläger.“
Uwe teilte Lüppi noch die Adresse der Wachschutzfirma mit. Danach verabschiedeten sich die beiden. Dirk fragte er, ob Agon Hamit, der ehemalige Freund von seiner Kerstin, die beiden inzwischen wieder aufgesucht oder belästigt hätte. Er verneinte es und Lüppi bat ihn, er solle seiner Kerstin einen schönen Gruß ausrichten und sie fuhren wieder.

 

Montag, 12.45 Uhr
Essen Frillendorf

Petra und Lüppi standen vor einem dreistöckigen Bürogebäude, was nicht alt aussah, wie von Uwe beschrieben. Auf dem Vordach waren große Buchstaben angebracht, die zusammen ‚Wachschutz Breitschläger‘ ergaben. Durch die Eingangstür kommend gingen beide auf einen Tresen zu, hinter der eine Frau mittleren Alters saß. Lüppi bat den Herrn Breitschläger sprechen zu dürfen und bevor irgendwelche Fragen gestellt wurden, hielt er ihr seinen Dienstausweis direkt über den Tresen gut sichtbar hin. Die Dame stutzte als sie sich den Ausweis ansah. Sie sagte, sie würde bei dem Chef nachhören. Vier Minuten später kam ein Mann Mitte vierzig die Treppe hinunter.

„Guten Tag, Breitschläger mein Name. Sie sind von der Polizei?“, fragte er.

„Ja, Kriminalpolizei. Meine Kollegin ist Petra Wilkerling und ich bin Martin Lüpke.“

„Hat Ihr Besuch etwa mit Olaf Pader zu tun?“, fragte er.

„Ja, hat er.“
Herr Breitschläger verzog seine Mundwinkel und sagte, sie sollen ihm bitte folgen. Es ging in den ersten Stock. Am Ende des Gangs stand vor Kopf eine Bürotür offen. Das Büro war quer zum Hof gerichtet. Rechts ein Schreibtisch mit passendem Besprechungstisch in der Mitte des Raums. Links drei Sessel mit kleinem Beistelltisch.

„Setzen Sie sich“, sagte Herr Breitschläger und zeigte auf den Besprechungstisch.
Das taten die beiden. Nachdem er sich dazugesetzt hatte, fragte er. „Was ist passiert?“

„Vorerst einmal zu Ihrer Person“, sagte Lüppi und Petra holte den Block aus der Tasche. „Sie sind Bernd Breitschläger und der Inhaber der Firma?“

„Ja, das bin ich.“

„Ihr Mitarbeiter Olaf Pader ist heute Morgen tot hinter der Werkstatt aufgefunden worden“, sagte Lüppi.

„Scheiße! Ich habe mir so etwas schon gedacht, als ich hörte das die Kriminalpolizei im Haus ist.“

„Das tut uns sehr leid. Können Sie uns ein paar Fragen beantworten?“, fragte Lüppi.

„Wie ist es passiert?“, fragte Bernd Breitschläger.

„Er ist erschossen worden.“

„Wo hat man ihn gefunden?“

„In einem Metallschrottcontainer. Können Sie uns jetzt die Fragen beantworten?“, fragte Lüppi noch immer freundlich.

„Was wollen Sie wissen?“

„Was für eine Waffe hatte Herr Pader?“

„Ist die etwa weg?“, fragte Herr Breitschläger.

„Hallo!“, sagte Lüppi zu ihm.

„Entschuldigung, Sie hätten nicht gefragt, wenn die Waffe noch da gewesen wäre.“
Er sah Lüppi an und sagte dann. „Alle bewaffneten Mitarbeiter haben seit drei Jahren die USP von
Heckler & Koch.“

„Die normale?“, fragte Petra nach.

„Nein, die USP Compact, Kaliber 9 x 19 mm.“

„Was hatte Herr Pader noch so bei sich, also ich meine an Ausrüstung?“

„Taschenlampe, Funkgerät, Kabelbinder und die entsprechenden Schlüssel von dem zu schützenden Objekt“, antwortete Herr Breitschläger.

„Außer seiner Kleidung und dem leeren Holster hatte er nichts mehr“, teilte Lüppi mit.

„Sie beide sind von welcher Inspektion, wenn ich fragen darf?“, fragte Bernd Breitschläger.

„Inspektion 1, Abteilung KK11“, antwortete Lüppi.

„Also die Mordabteilung. Mmh… und Ihr Name ist Lüpke?“

„Ja, sagte ich.“

„Sind Sie dann dieser Kommissar Lüppi?“

„Ist mein Spitzname.“

„Man hört so einiges über Sie.“

„Kann sein. Jetzt mal wieder zurück. Meine Kollegin hat noch einige Fragen an Sie“, antwortete er und sah zu Petra.

„Seit wann war Herr Pader bei Ihnen beschäftigt?“

„Seit vier Jahren und immer zuverlässig.“

„Wie lange war er bei dem jetzigen Objekt und wie lange sollte er noch dort bleiben?“

„Seit vier Nächten. Heute sollte ein Gespräch mit dem Auftraggeber stattfinden, um zu sehen, ob und wie es weitergehen sollte.“

„Der Auftraggeber ist Herr Müller von Fenster und Türen Müller?“

„Ja, ist richtig. Da ist er doch gefunden worden, sagten Sie.“

„Nein, er ist nebenan, hinter der Kfz-Werkstatt gefunden worden.“

„Ach so. Dann habe ich das missverstanden“, sagte Herr Breitschläger.

„Sollte er dort nicht auch aufpassen?“, erkundigte sich Petra.

„Doch, da war was. Herr Müller sagte, nebenan wäre die Firma der Tochter und des Schwiegersohns, da sollten wir auch immer wieder vorbeischauen.“

„Haben Sie Objekte bei denen in letzter Zeit Brandanschläge verübt worden sind?“, fragte Petra.

„Nein“, antwortete er etwas zögerlich.
Lüppi kam das Nein etwas merkwürdig vor. Petra erging es nicht anders. Lüppi fragte sie, ob sie noch etwas wissen wolle. Sie antwortete mit nein, bat Bernd Breitschläger aber sich zur Verfügung zu halten, da sie bestimmt noch weitere Fragen hätten. Der Chef wollte wissen, ob sie schon bei Frau Pader gewesen wären. Sie sagte ihm, dass sie dort jetzt hin wollten. Beide standen auf und Lüppi schaute einmal auf den Hof. Dort standen vier Transporter und einige Kleinwagen.

„Die lila farbigen Opel Corsa sind die Fahrzeuge für Ihre Mitarbeiter?“, fragte er.

„Ja, die sind für die einzelnen Mitarbeiter. Äh… was ist denn mit dem Wagen von Herrn Pader?“, fragte Bernd Breitschläger zurück.

„Das frage ich mich auch gerade“, gestand Lüppi und sagte zu ihm. „Klären wir und melden uns bei Ihnen.“
Herr Breitschläger suchte noch das Kennzeichen von dem Firmenwagen heraus und Petra notierte es im Block. Dann bedankten sie sich und gingen. Lüppi zog die Tür hinter sich ins Schloss und blieb aber an der Tür stehen. Herr Breitschläger fing postwendend an zu telefonieren. Was er sagte und mit wem er sprach konnten beide nicht verstehen. Kurze Zeit später hatten sie das Gebäude verlassen. Bevor sie fuhren, ließ sich Petra noch die Adresse von Herrn Pader vom wachhabenden Kollegen aus der Wache des Präsidiums geben.

 

 
Buchrückseite 

   

 ©2005 Schmitz-Sobaszek.de
 ©2020 MarkusSchmitz.site