Taschenbuch:
ISBN: 9783754943144
Inhaltsangabe: Der
Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team
ermitteln in sieben Altfällen und dem neuen Mordfall. Mit der Zeit
stellen sie fest, alles hängt zusammen und hat auch mit der internen
Ermittlung zu tun, womit sie beauftragt worden sind. Keiner von
ihnen ahnt, dass es sich um einen der komplexesten Fälle handeln
wird. Dieser Fall fordert alle Kraft im Team und wird lebensbedrohlich
für zwei von ihnen. Die Ermittlungen werden die umfangreichsten,
in denen Lüppi je ermittelt hat.
Leseprobe: 10.
August 1995, Donnerstag, 7.00 Uhr Das Telefon schellte an dem Morgen mal
nicht bei den beiden. Auch wurde kein weiterer Toter gemeldet. Somit saßen Lüppi
und sein Schatz gemütlich am Kaffeetisch zusammen und tranken wie üblich ihre erste
Tasse Kaffee. Lüppi erzählte seiner Torti von Dirk´s Zuspätkommen am Vortag und
den Verdächtigungen von dessen Arbeitskollegen. Schnell kamen sie noch einmal
auf die abgeschlossenen Mordfälle zu sprechen. Beide fassten zusammen, wie der Ablauf
von allem war. „Ich finde, diese Fälle waren noch
schlimmer als die Morde im Hotel Amadeus“, sagte Torti. „Stimmt und noch schwieriger zu lösen
als die anderen“, bestätigte Lüppi. Donnerstag,
10,00 Uhr Der oberste Boss der Sizilianischen
Organisation, Bernardo Carbone, wartete auf seine zwei Spezialkräfte, die Brüder
Marco und Antonio Mancini, auch genannt die Mancini-Brüder. Beide hatte er zum Frühstück auf
seine mit Weinreben überdachten Terrasse gebeten. Er wollte von ihnen nun genau
erfahren, was mit dem Anwalt Sorrentino passiert war. Beide Brüder waren
22 Stunden lang von Essen bis zum Ort Novara di Sicilia durchgefahren. Dort waren
sie mitten in der Nacht um 2 Uhr angekommen. Sie hatten die restliche Nacht in
einem der Gästezimmer verbracht. Der Maserati Quattroporte der beiden, mit
Kennzeichen MI für Milano, stand auf dem Anwesen. „Signore
Carbone, die beiden sind wach und kommen jetzt gleich zu Ihnen.“ „Buon giorno, Bernardo“, grüßten beide und blieben
am Tisch stehen, der für fünf Personen gedeckt war. „Buon giorno“, grüßte er zurück. „Setzt euch.“ „Signore Carbone, möchten Sie noch auf
die anderen beiden warten?“, erkundigte sie sich. „Ja, wir warten noch“, bekam sie zur
Antwort und ging wieder. „Dürfen wir fragen, wer noch kommt?“,
erkundigte sich Marco. „Ja, dürft Ihr. Giacomo und ein wichtiger
Gast“, antwortete Signore Carbone. „Erzählt mir, was genau dort im Ruhrgebiet
schiefgelaufen ist und warum ihr es für nötig gehalten habt unseren Anwalt auf eine
Reise zu schicken.“ „Bene, ich kann eure Entscheidung nachvollziehen und bin
mit eurem Tun einverstanden. Ihr zwei habt richtig gehandelt. Also, alles gut,
dann brauchen wir jetzt halt einen neuen Anwalt in Deutschland.“ „Was passiert jetzt mit Signore Mascali?“, fragte
Antonio. „Das wird uns gleich unser Gast
sagen, den Giacomo hierherbringt“, antwortete Signore Carbone. „Es sieht wohl ganz gut aus, so wie ich mir das
vorgestellt habe.“ „Sollen zu uns kommen“, erwiderte Signore Carbone. „Was ich nachher von euch noch wissen möchte ist, was
schlagt ihr vor, was wir mit dieser Hamit Familie machen“, sagte Signore
Carbone. „Ungestraft können
die nicht davon- kommen.“ „Das sehen wir genauso“, antwortete Marco. Donnerstag,
11.00 Uhr Die Rechtsmedizinerin, Dr. Stefanie
Schneider, betrat das Büro der sechs. Sie hatte drei Obduktionsberichte dabei.
Nach dem üblichen Gruß in den Raum hinein und den entsprechenden Antworten, sagte
sie, sie hätte die fehlenden Obduktionsberichte dabei und übergab sie Lüppi.
Der wiederum fragte, ob etwas drinstehen würde, was sie noch nicht wüssten.
Frau Doktor sagte nein, es wären keine neuen Erkenntnisse dabei. Die Todeszeitpunkte
konnten aber eingegrenzt werden. Lüppi nahm die Aussage zur Kenntnis und legte
die Berichte zur Seite. „Was machen die drei anderen Morde?“,
fragte Stefanie. „Wisst ihr jetzt, wer das war?“ „Ja, wissen wir und schließen heute
die Fälle mit den Wachleuten ab“, antwortete er und klärte sie auf, wie es sich
verhalten hatte. Auch für Stefanie war diese Entwicklung eine Überraschung.
Eckerhard kam kurz dazu und bat Stefanie einmal zu sich. Beide verließen gemeinsam
wieder das Büro. ‚Ein Mann, der mit 30 Jahren mitten
im Leben stand und Familienvater war, musste sterben, weil ein anderer von
seiner Familie gesagt bekam, er könne nicht zusehen wie ein fremder Mann sein
Kind groß- ziehen würde. Mein Mitgefühl gilt der jungen Familie.‘
‚Mit 25 Jahren hat man das ganze
Leben noch vor sich. Es sei denn, man begegnet einem anderen, der besser nie
geboren worden wäre. Dann nahm er die beiden Fallakten und
gab sie Petra, die mit Conny zusammen beide Abschlusssätze durchlas. Als beide
fertig waren, fragte Conny, ob sie die Akten in die Registratur bringen solle. „Nein, lass sie bitte hier liegen.
Da kommen gleich bestimmt noch welche und wollen das auch lesen“, antwortete
Petra. Donnerstag,
13.00 Uhr Lüppi hatte die Duisburger Firma ‚Italienischer
Großhandel Lombardi‘ angerufen. Er sprach mit Alessio und teilte ihm mit, was sich
ereignet hatte. Alessio rief seinen Bruder Antonio dazu und sagte ihm, was Lüppi
ihm erzählt hatte. „Dann sind die Mancini-Brüder schon
wieder davongekommen“, stellte Antonio fest, was Lüppi mitbekam. „Bevor wir anfangen über das zu reden,
weswegen wir hier sind, kann ich mal die beiden Akten der Wachleute haben?“,
fragte der Kriminaldirektor. „Hoppla. Das ist ja hart an der Grenze.“ „Passt schon!“ „Übrigens, vorab noch etwas, unser
Herr Mascali wird heute nach Frankfurt am Main verlegt. Die Oberstaatsanwältin,
Frau Dr. Schiehmann, von der Generalstaatsanwaltschaft hat das angeordnet.
Italien hat wohl auch einen Auslieferungsantrag gestellt. Das war es für uns.“ „Dann habe ich da vorab noch eine
Frage“, fing Herr Bäumler an und sah dabei zu Lüppi. „Wie sieht es mit Frau Aschbacher
und Herrn Franke aus? Sie möchten bestimmt, dass die beiden hier bei Ihnen bleiben,
nicht wahr?“ „Frau Aschbacher, ja. Den Herrn
Franke können Sie versetzen“, sagte Lüppi und alle sahen ihn völlig perplex an.
Vor allen Dingen Chris, der damit nicht gerechnet hatte. „Aber, Papa“, reagierte Petra sichtlich
erschrocken. „Herr Bäumler, ich schlage vor, Sie
versetzen ihn in die KK31, da kann er bestimmt ganz toll ermitteln“, ergänzte
Lüppi noch, ohne eine Gesichtsregung. „Das ist jetzt nicht dein Ernst?“ „Da gebe ich dir Recht, Chris wird
in der KK31 bestimmt ganz tolle Arbeit leisten können… für uns hier.“ „Sie meinen, einen verdeckten
Einsatz?“, fragte er nach. „Ganz genau, aber das SIE lasst ihr
zwei ab jetzt mal weg. Ich bin Lüppi.“ „Okay, jetzt habe auch ich es
verstanden“, gestand Marcel und Kriminaldirektor Bäumler meinte noch. „Ja, das ist eine gute Idee… der
Herr Franke ist hier auch gar nicht richtig, Sie passen viel besser in die Abteilung
von Herrn Uellendahl, vorerst.“ „Wie Sie alle wissen, habe ich gesagt,
wenn die Fälle der beiden ermordeten Wachmänner aufgeklärt sind, möchte ich,
dass Sie, Lüppi, sich mit Ihren Leuten um die KK31 kümmern. Wie wir leider von
dem LKA Direktor, Hans Hoinger, erfahren mussten, gibt es bei unserem Kollegen
Herrn Uellendahl mehrere Anhaltspunkte für eine interne Ermittlung.“ „Das davon nichts nach draußen
dringen darf, versteht sich von selbst. Außerhalb der hier Anwesenden möchte
ich Sie alle bitten, mit niemandem darüber zu sprechen.“ „Unsere ‚Sonderermittlerin‘ ist natürlich
mit einbezogen“, fügte Eckerhard noch an. „Na klar, die ‚Sonderermittlerin‘ darf
natürlich eingeweiht werden“, bestätigte Herr Bäumler und grinste. „Wer bitte ist denn jetzt diese ‚Sonderermittlerin‘,
kann mir das bitte mal jemand sagen?“, fragte Conny. „Die wirst du dann kennenlernen,
wenn wir uns ab morgen wieder öfter in der KK11 Außenstelle aufhalten werden“,
versprach Gördi. „Haben wir wirklich eine Außenstelle?“,
fragte Chris nach. „Ich hatte das bis jetzt für einen Scherz gehalten.“ „Das ist kein Scherz“, antwortete
Herr Bäumler. „Diese Außenstelle der KK11 gibt es wirklich, genauso wie es die ‚Sonderermittlerin‘
gibt. Beides ist aber streng vertraulich.“ „Kriminalkommissarin Petra Wilkerling,
guten Tag.“ „Petra, da haben sich zwei Kollegen
gemeldet, die zu einem männlichen Leichenfund gerufen worden sind. Es müsste
einer oder zwei von euch dort hin. Die beiden meinen, es sieht nach einem
Unfall aus.“ „In Ordnung, wo ist das denn?“,
fragte Petra nach. „Im Schürmanns-Weg 25, bitte bei Zeuner
klingeln.“ „In Ordnung“, erwiderte Petra. „Ich
sage Lüppi Bescheid, wir kommen.“ „Lüppi“, sagte Petra. „Wir haben
eine männliche Leiche „Dann fahr mit Conny dahin“, erwiderte
Lüppi. „Also, dann machen wir das so“, fasste
Herr Bäumler zusammen. „Sie, Herr Franke, wechseln in geheimer Mission in das Kriminalkommissariat
31. Ermitteln dort verdeckt und berichten regelmäßig an Ihren eigentlichen Chef,
Herrn Lüpke. In welchen Abständen und in welcher Form Sie dies tun, sprechen
Sie bitte mit ihm ab“, mit diesen Worten sah er zu Lüppi und fragte ihn. „Ist das
so in Ordnung für Sie?“ „Von meiner Seite, auf jeden Fall“,
bestätigte er. „Ja, prima. Was ist eigentlich mit
den Morden an den vier Männern der Hamit-Familie?“, erkundigte sich Herr
Bäumler als nächstes. „Da sind wir daran“, antwortete
Lüppi und sagte weiter. „Wir gehen aber davon aus, es waren nicht die Brüder Marco
und Antonio Mancini. Der italienische Text ‚avere colpa‘ diente nur zur
Ablenkung und sollte uns auf eine falsche Spur führen.“ „Aha, wie kommen Sie darauf?“ „Der italienische Text ‚avere colpa‘
heißt zu Deutsch „Und das wissen Sie woher?“, fragte
Herr Bäumler. „Von Alessio Lombardi, dem Chef von ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ aus Duisburg.
Viele Italiener wissen überhaupt nicht, dass es auf Sizilien einige andere Begriffe
und Worte gibt, als auf dem Festland.“ „Sie glauben also, da wollte jemand
den Mancini-Brüdern den vierfachen Mord in die Schuhe schieben?“, fragte er
nach. „Genauso sieht das für uns aus“, antwortete
Lüppi und sah Herrn Bäumler an. „Allerdings fragen wir uns auch, wie der Mord
an Agon Hamit damit zusammenpasst.
Denn er hatte ein Wort in seine Stirn geritzt und das auf Deutsch.“ „Welches Wort war das?“ „Das Wort ‚Verurteilt‘.“ „Das ist wirklich merkwürdig. Die vier
Morde mit italienischem Text und der einzelne Mord mit einem deutschen Wort!“,
fasste Herr Bäumler zusammen und machte einen nachdenklichen Eindruck. „Entweder war das Absicht oder es
waren wirklich zwei verschiedene Täter“, überlegte Eckerhard laut, was nun eigentlich
schon gesagt worden war. „Das müssen wir herausfinden“,
bestätigte Lüppi. „Für die Polizei zum Andenken.“ „Die Patrone war in der Hosentasche
von Agon Hamit mit diesem Zettel“, ergänzte Heike noch. „Dann ist da noch der Mord an dem Anwalt
Nevio Sorrentino“, erinnerte Lüppi. „Da ist aber kein Wort oder ein
Text gefunden worden?“ „Nein, ist nicht“, bestätigte Heike. „Na, gut“, sagte Herr Bäumler und
sah zu Chris. „Herr Bäumler, gehen Sie doch schon
mal vor. Ich gebe unserem Kollegen noch meine private Anschrift. Er kommt gleich
nach“, sagte Lüppi. Donnerstag,
13.15 Uhr Giacomo und der Besucher waren
dabei sich von dem obersten
Boss der Sizilianischen Organisation, Bernardo Carbone, und den Mancini-Brüdern zu verabschieden. „Fliegen Sie noch heute nach Genua zurück?“,
erkundigte sich Signore Carbone. „Nein“, sagte der Besucher. „Ich bleibe noch bis
Sonntag hier. Ich habe entfernte Verwandte hier auf Sizilien. Die leben nicht weit weg von dem Ort Taormina,
die besuche ich jetzt. Außerdem ist es besser, wenn ich meine Hände in Unschuld
waschen kann, wenn Signore Mascali durch einen Fehler auf freien Fuß gesetzt wird.
Zudem ist es ja auch glaubwürdiger, wenn ich wegen der angeblichen Tante hier ein
paar Tage bin.“ „Dann wünsche ich Ihnen noch einen
schönen Aufenthalt auf Sizilien“, sagte Signore Carbone und stand auf, um dem Besucher die Hand zu geben. „Ist schon alles veranlasst. Die Villa wird in diesem
Augenblick geräumt und steht ab Montag Ihnen zum Kauf zur Verfügung, wie vorhin
besprochen“, antwortete Signore Carbone. „Und Ihr angebliches Erbe von Ihrer Ihnen nicht
bekannten Tante ist auch schon in die Wege geleitet. Wenn Sie am Dienstag zurück
in Genua sind, wird alles offiziell gemacht und Sie als Alleinerbe bekanntgegeben.
Ich verspreche Ihnen, es wird niemand auf die Idee kommen, dass Sie nicht gerbt
haben könnten. So etwas machen wir nicht zum ersten Mal. Den Kaufvertrag der
Villa können Sie dann Mitte nächster Woche unterschreiben.“ „Dann bedanke ich mich bei Ihnen, Signore Carbone und sage Ciao. Wenn
ich Ihnen irgendwann noch einmal helfen kann, sagen Sie es“, versprach Richter
Dr. Montanari, der bei der deutschen Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am
Main die Überstellung von Michele Alessandro Mascali
nach Italien veranlasste hatte. Giacomo und Richter Dr. Montanari aus Genua verließen
das Anwesen. Als Bernardo
Carbone mit den Mancini-Brüdern wieder allein war, fragte er sie. „Und was sagt ihr?“ „Scheint ja zu klappen, wenn er sich an die Absprachen
hält“, antwortete Mario. „Das wird er. Schaut mal unter den Tisch“, erwiderte Bernardo
Carbone. „Ein Diktiergerät? Wann hast du das
denn eingeschaltet?“, fragte er als er wieder hochkam. Donnerstag,
14.00 Uhr Conny und Petra kamen im ‚Schürmanns-Weg‘
an. Eine Art Hochhaus-Siedlung mit jeweils acht Stockwerken erstreckte sich vor
ihnen. Das erste Haus, was von der Straße zu sehen war, war Haus Nr. 25. Das
Auto parkten sie an der Straße und gingen zu Fuß in Richtung Nr. 25. Der Streifenwagen
der Kollegen stand mitten auf dem Fußweg, der so breit war, dass Rettungswagen
und Fahrzeuge der Feuerwehr auf den Weg passten. Die Haustür stand offen, mit
einem Türkeil festgesetzt. Nach der Klingel-Anordnung war die Wohnung ‚Zeuner‘
im fünften Obergeschoss. Mit dem Aufzug ging es hoch. Auf der rechten Seite
stand eine Wohnungstür auf. Conny klopfte an und sagte „Hallo“. Einer der Streifenkollegen
kam in die Diele und winkte die beiden Frauen ins Wohnzimmer. Beide betraten es
und sahen einen rechteckigen Raum mit Balkon. „Hallo, Kollegen“, grüßte Petra. „Der hat sich selbst erstochen“,
sagte einer der beiden Kollegen. „Fehlt eigentlich nur noch das
Messer und der Kaffee“, überlegte Petra laut. „Haben wir auch so gesehen“,
bestätigte der eine Kollege, während der andere sagte. „Das Messer steckt in seiner
Brust.“ „Stimmt“, bestätigte Conny. „Sieht
nach einem Brotmesser aus.“ „Ein Brotmesser, was wollte er denn
damit?“ fragte Petra nach. „Ja, warum?“ fragte Conny zurück. „Was bitte wollte Herr Zeuner mit
einem Brotmesser? Das Brot, welches hier auf dem Tisch liegt, ist fertig
aufgeschnitten aus dem Supermarkt. Da braucht man kein Brotmesser für.“ „Stimmt, du hast recht, Petra, für
das Brot braucht niemand ein Brotmesser“, sagte sie. „Haben wir so gar nicht gesehen“,
sagte der eine Kollege. „Ich schmiere mir auch öfters meine
Schnitten mit einem Brotmesser“, bemerkte der andere. „Dann hast du aber auch vorher das
Brot damit geschnitten, Kollege, oder?“, fragte Petra nach. „Mmh… stimmt, hast Recht.“ „Passt also schon nicht“, bemerkte
Petra. „Hier liegt normales Besteck drin“,
sagte sie. „Habt ihr die KTU verständigt?“,
erkundigte sich Petra bei den beiden. „Nein, da wir dachten, es wäre ein
Unglück gewesen“, antwortete einer der Kollegen. „Ich funke die Zentrale an“, sagte der
andere und nahm sein Funkgerät aus der Gürtelhalterung. Donnerstag,
14.25 Uhr Der Kriminaldirektor hatte
den Leiter der KK31, Herrn Uellendahl, zu sich gerufen. Dieser betrat das Büro
und stutzte, als er jemanden vor dem Schreibtisch des Kriminaldirektors sitzen
sah. Er grüßte knapp und blieb neben den beiden Stühlen stehen. „Herr Uellendahl, bitte setzten Sie
sich zu uns“, sagte im freundlichen Tonfall der Kriminaldirektor. „Guten Tag Herr Uellendahl“, sagte
Chris und hielt ihm seine Hand hin. „Herr Franke würde gerne weiter in
dem Bereich Organisiertes Verbrechen oder Bandenkriminalität tätig sein. Daher
habe ich an Ihre Abteilung gedacht. Der Kollege Stiegler hat ja nicht mehr
lange bis zur Pensionierung, zwei Wochen um genau zu sein und daher würde sich
Herr Franke anbieten. Was meinen Sie dazu?“ „Warum nicht in die KK21? Die sind
doch für Organisierte Kriminalität zuständig“, antwortete Herr Uellendahl. „Das ist richtig, nur ist da keine Planstelle
frei und wird auch nicht“, sagte Herr Bäumler, dabei sah er ihn weiterhin an. „Na, dann ist das so. Da fällt mir
ein, Sie waren doch bis jetzt in der KK11. Was ist denn damit?“, fragte Herr
Uellendahl nach. „Dort ist nur eine Planstelle frei
geworden.“ „Ach und der Lüpke wollte Sie
nicht?“, fragte er in Richtung Chris. „Doch, schon, aber ich wollte nicht.
Immer nur so einfache Mordfälle ist auf Dauer nichts für mich“, antwortete
Chris und lächelte Herrn Uellendahl an. „Einfache Mordfälle? Wie meinen Sie
das denn?“ „Der Kollege Lüpke hat ja bestimmt
ganz viel Erfahrung, nur…“, weiter sprach Chris nicht. „Nur… was?“ „Ach, nicht so wichtig.“ „Jetzt haben Sie den Satz
angefangen, jetzt sprechen Sie ihn auch zu Ende“, reagierte Herr Bäumler daraufhin. „Ja, man hört ja sehr viel über
Kollege Lüpke, aber mein Eindruck ist, er sonnt sich nicht zu Recht in der Sonne
und erntet Lorbeeren, die ihm nicht zustehen. Das gefällt mir nicht in der
KK11.“ „Mit so klaren Worten hat das noch
niemand gesagt“, entgegnete Herr Uellendahl. „Und was meinen Sie jetzt, Herr
Uellendahl?“, fragte Herr Bäumler ein zweites Mal. „Na, dann kommen Sie zu uns in die
beste Abteilung des ganzen Polizeipräsidiums. Ein Mann mit klaren Ansichten ist
bei uns immer gern gesehen“, sagte Herr Uellendahl. „Alles gut gelaufen. Man merkt, Herr
Franke macht das nicht zum ersten Mal. Er ist jetzt mit Herrn Uellendahl zur
KK31.“ Donnerstag,
15.05 Uhr Der Boss der Sizilianischen Organisation, Bernardo
Carbone und die Mancini-Brüder saßen weiterhin zusammen. „Was ihr mir noch nicht erzählt
habt, was schlagt ihr vor, was wir mit den vier Bossen der Hamit Familien
anstellen sollen“, sagte Bernardo Carbone. „Wir haben da schon etwas veranlasst und eigentlich
sollten sich auch schon längst unsere Verbindungsmänner gemeldet haben“, teilte
Antonio Mancini mit und sah zu seinem Bruder, der daraufhin sein Mobiltelefon
nahm und eine Telefonnummer in Deutschland wählte. Genauer gesagt, im Essener Polizeipräsidium.
Es schellte am anderen Ende. „Ja, bitte?“, fragte der Angerufene. „Mancini hier. Warum melden Sie
sich nicht, was ist mit den vier Hamit Bossen?“, fragte Marco und sprach
natürlich deutsch mit dem Gesprächsteilnehmer, was Signore Carbone aber nicht
verstand, da er nur Sizilianisch bzw. Italienisch sprach. „Sie sollen doch nicht hier im Präsidium
anrufen, das ist zu gefährlich.“ „Wenn Sie sich nicht melden, also,
was ist jetzt?“, fragte Marco Mancini nach. „Die sind erledigt“, antwortete der
Polizeibeamte. „Die liegen schon in der Rechtsmedizin.“ „Wie genau sind die vier auf Reisen
gegangen?“ „Drei erschossen und einer erdrosselt.“ „Warum erdrosselt?“ „Es fehlte eine Patrone. Ich dachte,
es wären noch vier Patronen in der Beretta M9, die ich hatte. Naja, waren aber
nur drei drin. Na, auch egal, da habe ich halt einen erdrosselt. Hauptsache tot.“ „Wieso nur drei? Wir haben Ihnen
doch sechs Patronen mitgebracht. Sind Sie sich sicher, dass das nicht auffällt?“,
wollte Marco wissen. „Nein, bestimmt nicht, da kommen die
von der KK11 nie drauf.“ „Ich will es hoffen, sonst kommen
wir noch einmal zu Ihnen. Das wird dann ein Abschlussbesuch!“, sagte Marco und
beendete das Gespräch. „Und, erledigt?“, fragte Signore
Carbone. „Ja, sind abgereist. Viellicht müssen
wir noch einmal ins Ruhrgebiet und da noch etwas aufräumen“, sagte Marco. „Aufräumen und Ordnung halten ist
immer gut. Was man nicht mehr braucht, sollte man entsorgen. Wird hinterher
immer übersichtlicher und man muss sich auch keine Gedanken mehr um alte Dinge
machen“, sagte Signore Carbone. „Da geben wir dir recht“,
antwortete Antonio Mancini.
©2005 Schmitz-Sobaszek.de
|