Taschenbuch:
ISBN: 9783759822499
Inhaltsangabe: Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team werden nach Essen-Stoppenberg gerufen, wo in den frühen Morgenstunden eine Lagerhalle in Brand geraten ist. Dort wurde unter Schutt eine verbrannte Person entdeckt. Wenig später findet in Essen-Steele, neben einem alten Fabrikgebäude, ein Spaziergänger mit seinem Hund einen leblosen Mann. Nur einen Tag später wird Lüppi mit seiner Kollegin am frühen Morgen nach Essen-Bedingrade gerufen. Das, was die beiden dort vorfinden, macht sie völlig sprachlos…
Leseprobe: 25.
Oktober 1995, Mittwoch, 8.30 Uhr Alle sechs saßen zusammen am Besprechungstisch und
besprachen die beiden Fälle. Die einzelnen Akten mit den Serien-Morden waren
fertig und konnten abgeschlossen werden. Zu den dreizehn Akten gab es auch noch
eine Gesamt-Akte, in ihr befand sich eine Zusammenfassung aller dazugehörigen
Morde. Die Fallakte mit dem Apotheker blieb zunächst noch offen. Was damit zu
tun hatte, dass zwar die Ermittlungen zum Fall der Mordserie abgeschlossen
waren, nicht aber dessen Beteilung an der Organisation ‚Neues Reich‘, die weiterhin vom LKA Düsseldorf und BKA untersucht
wurde. Der verdeckte Einsatz der drei Kollegen aus dem Essener Polizeipräsidium
lief noch weiter. Anke Winter und Meik Wortmann hatten somit ihre beiden Teile
der Ermittlungen abgeschlossen. Natürlich wollten Sie wissen, ob sie den
inzwischen legendären Test für neue Ermittler von Lüppi und dessen Vorgänger
bestanden hatten und weiter in der KK11 bleiben oder in eine andere
Kriminalinspektion versetzt würden. Darauf ansprechen wollten beide ihn aber
nicht und so hofften sie, er würde von sich aus was sagen. „Tach auch, da
sind wir wieder.“ „Wir wollen euch
doch nicht länger hängen lassen“, ergänzte Oliver. „Und wie weit
seid ihr?“ „Wir sind
vorangekommen“, antwortete Gördi im Stil von Lüppi. „Ah, da schreibst du ja schon deinen berühmten
Abschlusssatz“, sagte Marcel zu Lüppi. „Lothar müsste auch jeden Augenblick kommen“, fügte Marcel
noch hinzu. „Einen schönen guten Morgen, zusammen“, grüßte mit einem
sehr zufriedenen Gesichtsausdruck Lothar Bäumler als auch er im Büro angekommen
war. „Wahrscheinlich nur weil die Fälle abgeschlossen sind“,
mutmaßte Mario. „Wie abgeschlossen?“, fragte Mathis völlig konsterniert
nach. „Wir sind fertig. Der Täter ist gestern nach der Haftprüfung
in die U-Haft gekommen“, informierte Gördi in einem Tonfall der
Selbstverständlichkeit, so nach dem Motto, was glaubt ihr denn wie lange so
etwas dauert. „Das ist nicht euer Ernst?“, fragte Mathis und schien es
nicht glauben zu wollen. „Ihr verarscht uns jetzt?“, glaubte Oliver und bat. „Nö, ist keine Verarsche“, sagte Gördi. „Scheiße!“, rief Oliver laut. „Ich wollte doch dabei sein,
wenn wir den Täter verhaften“, sagte ein zutiefst enttäuschter Bochumer
Kollege, der inzwischen doch so anders geworden war, als noch zu Anfang der
Gemeinsamen Ermittlungen. „Das ist jetzt wirklich euer aller Ernst? Ja? Ihr habt den
Täter bereits in U-Haft sitzen?“, fragte Matis noch einmal nach. „Die Mord-Serie oder auch ‚Pento-Fälle‘ genannt, sind hier
und jetzt von unserer Seite…“, sagte Lüppi und unterschrieb noch seinen
Abschlusssatz. „Mir fehlen… die Worte…, wir waren doch nur, äh…, drei Tage
nicht hier… und ihr fasst in der Zwischenzeit mal eben den Täter?“, stammelte
Mathis vor sich hin. „Jo, so sind wir“, antwortete Lüppi und fügte noch an. „Scheiße, noch eins“, rief Oliver sehr enttäuscht. „Was bitte hast du denn da alles vorne drauf geschrieben?“,
wollte Mathis erfahren. „Ich lese es mal vor“, sagte Petra. ‚Das erste Opfer war ein schlechter Mensch und für zwei
Jungen wäre es besser gewesen, sie hätten ihn nie getroffen. Das Wegschauen von
zehn Menschen in einem Haus wurde ihnen nach langer Zeit zum Verhängnis. Eine
unschuldige Frau musste sterben, weil ihr Mann es vorzog, sich lieber hinter
Phrasen zu verstecken als seine berufliche Tätigkeit auszuüben, auf die er
einmal einen Eid geschworen hatte. Dem Täter und seinem Bruder hätte man eine
Mutter gewünscht, die sich für ihre Söhne eingesetzt hätte. Leider hat sie dies
nicht getan und so wurden zwei junge Leben misshandelt und niemand half ihnen
trotz mehrfachem um Hilfe bitten. Das Leid, was sie erleben mussten, hätte sich
verhindern lassen können. Der Bruder könnte heute leben und der Täter selbst
wäre nie zum Täter geworden.‘ „Das ist ja jetzt mal wieder typisch für unseren Lüppi“,
sagte Marcel. „Was meinst du?“, fragte Lothar. „Selbst bei seinem berühmten Abschlusssatz unterlässt er es
nicht, das Fehlverhalten eines toten und ehemaligen Kollegen beim Namen zu
nennen“, erklärte Marcel seine Sicht. „Völlig zu Recht!“, fand Heike. „Sehe ich auch so“, sagte Meik. „Wir können im Übrigen noch einen draufsetzen“, teilte
Marcel noch weiter mit und sah dabei zu den beiden Bochumern. „Stimmt genau!“, sagte Lüppi. „Was denn noch?“, fragte Oliver und auch Mathis sah fragend
zu Lüppi. „Der Apotheker Tondorf hat gestern bei unseren beiden hier“,
sagte Lüppi und deutet auf Anke und Meik. „Die Haftprüfung für ihn ist heute um 12 Uhr angesetzt.“ „Wer ist der Richter?“, fragte Lothar. „Dr. Feldbinder, sowie gestern.“ „Inwieweit steckt der Tondorf mit in den ‚Pento-Fällen‘?“,
wollte Mathis wissen. „Er hat das Pentobarbital für die Mordserie geliefert“,
antwortete Lüppi ihm. „Und wer ist jetzt der Täter gewesen?“, wollte Mathis
erfahren. „Der Gärtner“, antwortete Gördi aus Spaß. „Der Mörder ist
immer der Gärtner, das kennt man doch!“ „Was glaubt ihr denn, warum wir so schnell waren und doch
noch den Täter gefunden haben?“, fragte Heike. „Der Gärtner? Was für ein Gärtner?“, fragte Oliver und
kannte den ‚berühmten‘ Satz aus den englischen Krimis nicht. „Die verarschen uns jetzt. Da war kein Gärtner“, informierte
Mathis seinen Kollegen. „Danke schön“, sagte Meik. „Was ist denn jetzt eigentlich mit den beiden? Wie war die
Prüfung? Haben die zwei bestanden?“, fragte Lothar bei Lüppi nach. „Ja…, ich sag mal so“, fing er mit seiner Antwort an. – Und was ist mit dem Fall Vetter? Warum erwähnt er den
nicht? – dachten Meik und Anke, wollten aber beide nichts sagen. „Kriminalkommissarin Petra Minnelli, guten Morgen.“ „Hallo Petra, ich bin es“, sagte der wachhabende Kollege aus
der Wache von unten. „Oh…, in Ordnung, wo ist das denn genau?“, fragte Petra
nach. „Kannst den Kollegen sagen, wir kommen.“ „In Stoppenberg ist in den Morgenstunden eine Lagerhalle in
Brand geraten. Dort wurde unter Schutt eine verbrannte Person entdeckt. Horst
ist mit seinen Leuten bereits vor Ort.“ „In Ordnung“, sagte Lüppi mal wieder. Was Oliver sehr freute und Mathis zu ihm sagte, sie würden
dann wieder zurück nach Bochum fahren. Was sie wenige Minten später auch taten.
Mit ihnen gingen auch die zwei Staatsanwälte. Zurückblieben Heike, Gördi, Lüppi
und der Kriminaldirektor. Mittwoch, 10.10 Uhr Die drei waren auf dem Weg zu der ausgebrannten Halle. Da
die Halle am Rand einer Wohnsiedlung lag, durch die die drei fuhren, wobei Meik
am Steuer seines Audi 80 saß, kamen sie
durch die erwähnte Siedlung. Die Fahrt dorthin hatte länger gedauert als
zunächst erwartet, was daran gelegen hatte, dass sich keiner der drei in der
Gegend auskannte und es Navigations-Systeme 1995 noch nicht gab. An einer Straße bogen sie rechts ab und Petra fielen drei
ältere Männer auf einer Bank auf. Diese schienen sie zu sehen und ihre
Blicke folgten dem PKW, der noch immer Berliner Kennzeichen trug. Petra, die
auf der Rückbank saß, drehte sich um und schaute sich die drei an bis sie aus
ihrem Blickfeld verschwunden waren. Was sie nicht sah war, die Straße machte
eine Biegung und die drei waren nach der Biegung angekommen. Einige Passanten
und Schaulustige standen an der Absperrung, die sich zirka 300 Meter von der
besagten Halle befand. „Wir sind von der
KK11 und ich bin Petra. Horst hat uns rufen lassen“, teilte sie dem Kollegen
mit. „KK11 und bist
Petra, die Petra von Kommissar Lüppi?“ „Ja, ganz genau die
Petra.“ „Alles klar“, sagte
er und hob das rot-weiß gestreifte Flatterband hoch, damit Meik untendrunter
durchfahren konnte. Sie zeigte Meik, sie würde die restlichen Meter zu Fuß
gehen. „Sagt mal, sind das alles Motorräder, die da verbrannt
sind?“, fragte Anke die zwei. „Ich würde sagen, ja, das sind Motorräder“, antwortete Meik
ihr. „Wieviele sind das denn wohl?“ „Wenn ich die mal so überschläglich zähle…, dann sind die,
die man bis jetzt sehen kann, schon 20 bis 25 Stück“, antwortete er. „Da vorne ist Horst“, sagte Petra und ging zu ihm. „Hallo Petra“, entgegnete Horst, der Leiter der KTU, ihr.
„Du bist also von der Hochzeitsreise wieder zurück. Wie war es denn in
Hamburg?“ „Ihr habt hier jemanden gefunden?“ „Ja, ist richtig. Unter dem eingestürzten Dach befindet sich
eine Person“, antwortete einer der Brand-Experten. „Wir müssen warten, bis ein Kran kommt und den Teil des
Daches anhebt“, erklärte Horst und zeigte dabei auf das unten liegenden Teil.
„Um dann die Person bergen zu können.“ „Ist das hier ein Motorradhandel?“, fragte Petra. „Haben wir auch zuerst gedacht. Die Halle scheint aber einem
Privatmann zu gehören.“ „Wann und womit ist das Feuer ausgebrochen?“, fragte Petra
als Anke und Meik dazukamen. „Um Mitternacht in der ganzen Halle. Wir gehen im Augenblick
von Benzin aus, was sich in den Tanks der Motorräder befunden hat. So wie wir
das gesehen haben, sind bei den meisten Tanks die Deckel abgeschraubt und wir
nehmen an, es hat jemand Lappen in die Tanks gehängt, die dann etwas
zeitversetzt das Benzin in Brand gesteckt haben“, teilte einer der
Brand-Experten mit. „So hat der Brandstifter gedacht, er hätte genug Zeit von
hier wegzukommen“, sagte der zweite Brand-Experte. „Ihr glaubt also, die aufgefundene Person unter dem Dach
dort ist der Brandstifter?“, fragte Meik nach. „Davon gehen wir aus“, war die Antwort. „Könnt ihr sonst noch etwas sagen?“, fragte Anke. „In der linken hinteren Ecke muss sich ein abgeteilter Raum
befinden. Das haben unsere Kollegen beim Löschen gesehen“, teilte einer der
Experten mit. „Ob sich da noch eine oder weitere Personen befinden, können
wir noch nicht sagen“, sagte der zweite Brand-Experte. „Der abgeteilte Raum mit seinem Dach hat das Hallendach dort
hinten aufgehalten, sonst wäre es auch dort ganz unten auf den Boden gefallen“,
informierte Horst. „Wann kommt der Kran?“, wollte Petra wissen. „Haben wir kurz vor euch verständigt“, teilte Horst mit. Mittwoch, 10.30 Uhr Petra´s Telefon schellte. Gördi übernahm das Gespräch und
meldete sich. „Kriminalhauptkommissar
Schwarz“, sagte er. „Guten Morgen Herr Schwarz, hier ist Ruth Schmitt aus dem
Hotel Bellevue in Hamburg. Ich sollte mich bei einer Frau Minnelli melden, ist
mir mitgeteilt worden. Sie würde mich sprechen wollen“, sagte eine
Frauenstimme. „Ja, das ist richtig. Das was wir Ihnen mitteilten wollten
ist inzwischen aber nicht mehr so dringend wie noch am Freitag letzter Woche.
Wann sind Sie wieder zurück in Essen?“ „Erst in dreieinhalb Wochen. Wir schiffen am kommenden
Samstag ein und fahren mit dem Postschiff durch die Norwegischen Fjorde. Warum,
was ist denn passiert?“ „Sie haben mal in der Seibertzstraße 44 in Essen West
gewohnt, ist das richtig?“ „Ja, das stimmt.“ „Sie waren mit Wolfgang Schmitt verheiratet?“ „Ja, auch das stimmt. Warum fragen Sie mich das?“ „Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen. Ihr Ex-Mann ist
tot und in Ihrer Wohnung ist eingebrochen worden.“ „Oh, mein Gott, was ist mit ihm passiert, wieso ist er tot?“ „Er wurde ermordet, den Täter haben wir aber inzwischen, er
sitzt bereits in Untersuchungshaft und hat auch gestanden.“ „Warum ist er ermordet worden?“ „Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen. Wenn Sie wieder
hier in Essen sind, dann kommen Sie zu uns ins Präsidium.“ „Okay und was ist mit meiner Wohnung?“, fragte Frau Schmitt. „Dort ist eingebrochen worden, es wurde aber nichts
gestohlen. Das Schloss wurde inzwischen ausgetauscht und der neue Schlüssel
befindet sich bei den Kollegen der Kriminalinspektion 32. Dort können Sie ihn
sich abholen.“ „Und warum Wolfgang ermordet wurde, können Sie mir nicht
sagen?“, fragte sie nach. „Zu laufenden Ermittlungen darf ich nichts sagen und am
Telefon schon gar nicht. Ich bitte Sie, dies zu akzeptieren.“ Donnertag, 11.05 Uhr Bernardo
Carbone und Michele Alessandro Mascali warteten auf Giacomo, der noch immer
nicht aufgetaucht war. Er war am Abend zuvor erst spät zurückgekommen. Beide
saßen schon länger im Frühstücksraum und waren inzwischen fast alleine bei
ihrem dritten Café. Ihr Standard-Frühstück in Form von zwei Croissants hatten sie bereits
verspeist. Sie unterhielten sich und führten das Gespräch recht leise. Es ging
um ihre Fahrt am Vortag in die Schweiz, zum Luganer See. Ihren Leihwagen hatten
sie am gleichen Tag wieder zurückgegeben. Beide überlegten, was sie sich als
nächstes so ansehen können. Giacomo kam endlich zu ihnen, grüßte nicht einmal
und setzte sich einfach. „Buon giorno“, sagte Bernardo schon fast im provokanten
Tonfall. „Buon
giorno“, grüßte Giacomo zurück und machte auf Michele ein etwas betretendes
Gesicht. „Was ist los, Giacomo?“, fragte er daher. „Diego ist in Rom abgestochen worden“, antwortete er. „Diego Santoro ist tot?“, fragte Bernardo fast entsetzt. „Ja, erstochen“, bestätigte er. „Im Gefängnis?“, fragte Bernardo weiter. „Nein, im Gerichtsgebäude.“ „Was machte der denn im Gerichtsgebäude?“ „Kuckuck! Giacomo!“, sprach Michele ihn an. „Äh…, entschuldige bitte. Er ist wegen einer richterlichen
Befragung in Rom zum Gericht gebracht worden. Er wollte wohl auf die
Herrentoilette und sollte dort befreit werden, damit er fliehen kann.
Allerdings sollte das erst Gestern stattfinden und nicht schon am Montag. Aus
welchen Gründen auch immer, ist der Termin der Befragung um einen Tag
vorverlegt worden. Statt befreit zu werden, ist er erstochen worden.“ „Mmh…?“, ließ Bernardo von sich hören und schaute prüfend zu
Michele. „Ist ja auch eine Art der Befreiung, ist aber schneller
gegangen als erwartet“, sagte Michele. „Was soll das denn heißen?“, erkundigte sich Bernardo „Hast du Ernsthaft geglaubt, die Rache an Diego Santoro von
Francesco wegen seiner toten Tochter wäre mit dem rosafarbenen Kleid im Knast
getan gewesen?“, fragte Michele nach. „Du meinst, der Antonelli hat das im Gerichtsgebäude in Rom
eingefädelt?“ „Da gehe ich von aus. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das
Problem Diego Santoro ist beseitigt und er hat sich für den Tod seiner Tochter
gerächt.“ „Mmh, klingt plausibel.“ „Und der tolle Nebeneffekt ist, alle anderen Organisationen
wissen nun Bescheid…“, sagte Michele und Bernardo führte den Satz weiter. „Das man sich nicht mit Francesco
Antonelli aus Neapel anlegt!“ „Ganz genau“, bestätigte Michele. „Und wir sind seine Freunde!“, sagte Bernardo. „Seine besten Freunde“, ergänzte Michele. „Seine allerbesten Freunde“, warf Giacomo noch ein. „Ganz genau. Aber, woher weißt du das denn jetzt?“, fragte
Michele nach. „Ich hatte vorhin einen Anruf aus Genua.“ „Vom Richter?“, fragte Bernardo. „Genau, von Dr. Montanari. Wie sagt der Engländer? Er ist
jetzt mein ‚Best Buddy‘.“ „Was soll das denn sein?“, fragte Bernardo. „Der beste Kumpel“, informierte Michele. „Soso.“ „Was machen die Brüder? Haben die sich gemeldet?“, fragte
Michele. „Ja, haben sie. Sie sind mit den Männern von Francesco dabei
die Wege in die Schweiz, nach Österreich und Deutschland aufzubauen. Sie sagen,
die Zusammenarbeit läuft gut. Beide haben das Gefühl, der Francesco hat denen
gesagt, wir alle wären Freunde und sie sollen sie gut behandeln. Der Umgang
wäre freundschaftlich.“ „So hatten wir uns das vorgestellt.“ „Darf ich fragen, was ihr so gestern gemacht habt?“ „Ja, darfst du. Wir waren am Luganer See und haben uns Lugano angesehen“,
antwortete Bernardo. „Wie
seid ihr denn dahin gekommen?“ „Mit
einem Fiat, einem Leihwagen.“ „Ihr
überrascht mich“, gestand Giacomo. „Michele
und er fährt gut. Es hat uns dort gut gefallen.“ „Als
nächstes könnten wir ja mal zum Lago Maggiore“, machte Michele den Vorschlag. „Eine
gute Idee“, fand Bernardo. „Wo ist der denn?“ „Hinter
dem Luganer See.“ „Hinter
dem Luganer See?“, wiederholte Bernardo. „Aber der Lago Maggiore gehört doch zu
uns, also ich meine zu Italien. Wie kann der denn dann hinter dem Luganer See
liegen, wenn der zur Schweiz gehört?“, fragte Bernardo. „Giacomo,
bist du mal so lieb und holst die Straßenkarten aus dem Auto“, bat Michele ihn. „Schon
in der Schule warst du in Geographie schlecht.“ „Alles
außerhalb von unserem geliebten Sizilien hat mich nie interessiert“, war die
Antwort. „Der
Richter hat mich gerade angerufen. Er sagte, er hätte noch etwas gefunden, was
er mir unbedingt zeigen müsste. Er hat mich gebeten, noch einmal zu ihm zu
kommen. Würde auch schnell gehen, meinte er.“ „Du
hast uns noch gar nichts von den Fachzeitschriften und den seltenen
Skulpturen erzählt“, machte Bernardo die Feststellung. „Ja
dann, gute Fahrt und beeile dich, wir warten auf dich“, sagte Michele. Mittwoch, 11.20 Uhr Der Kran war in zwischen eingetroffen und hatte damit
begonnen Teile des eingestürzten Daches anzuheben. Die verformte
Stahlkonstruktion war nur noch bedingt in der Lage das Dach zusammenzuhalten.
Das Ganze knarrte und es waren unbeschreibliche Geräusche zu hören. An der
einen und anderen Stelle lösten sich dabei Teile der Dachkonstruktion und
drohten beim Anheben herabzustürzen. Nach einigen Versuchen entschied die
Feuerwehr, das Dach müsse in größere Teile geschnitten werden, um diese dann
per Kran oben aus der Halle hieven zu können. Dies dauerte wesentlich länger
als erwartet. Die drei und Horst mit seinen Leuten blieben vor Ort. Mittwoch,
12.05 Uhr Jasmin kam ins Büro und hatte einen Stapel Akten auf einem
Aktenrollwagen dabei. Lüppi schaute überrascht zu ihr und Heike, die sich
umdrehte, um zu sehen wer da gekommen war, fragte. „Sind das alles Fälle von dem Adams?“ „Ja, ganz genau. Dies sind alles Fälle, wo ich der Meinung
bin, Herr Adams hat schlampig ermittelt und sich durch Dienstleistungen
bestechen lassen“, sagte sie. „Hast du auch Hinweise darauf gefunden, dass unser toller
Kollege gewisse Herrschaften vor Razzien gewarnt hat?“, fragte Lüppi nach. „Ja, habe ich, das sind diese Akten hier“, antwortete sie
und zeigte auf einen kleineren Stapel. „Dann zeig mir diese mal bitte“, bat er und sein Telefon
schellte. „Kriminalhauptkommissar und Kriminalrat Martin Lüpke, guten
Tag.“ „Hallo Lüppi, ich bin es“, sagte der Kollege aus der Wache
von unten. „In Ordnung, wo ist das denn genau?“, fragte Lüppi nach. „In der Nähe von der Ruhr, müsste noch zu Steele gehören.
Ich gebe dir die Adresse“, sagte der Kollege und teilte ihm diese mit. „In Ordnung, du verständigst die KTU?“, erkundigte er sich. „Das könnte schwierig werden. Da die meisten noch mit Horst
in Stoppenberg bei dem Hallenbrand sind“, erwiderte der Kollege. „Was dauert denn da so lange?“ „Teile des Daches sind eingestürzt und die unter dem Dach
gesichtete Person konnte noch nicht geborgen werden. Ein dazu gerufener
Autokran hat wohl versucht ein Teil des Daches anzuheben, dabei wurde aber
festgestellt, durch die Hitze ist die Dachkonstruktion instabil geworden und
nun droht das Dach auseinander zu brechen. Die Feuerwehr hat inzwischen damit
begonnen das Dach in größere Stücke zu schneiden, um sie dann gefahrloser aus
der Halle heben zu lassen. Kurz um, das wird in Stoppenberg noch länger dauern.“ „Ach, du dickes Ei“, war von Lüppi zu hören. „Ich schau mal, wen ich noch erreichen kann“, versprach der
Kollege. „Kannst den beiden Streifenkollegen sagen, wir kommen.“ „Wir haben eine unbekannte Leiche neben einer Fabrik an der
Ruhr in Steele.“ „In Ordnung“, sagte Gördi und benutzte Lüppi´s Worte mit
einem Lächeln. „Ihr zwei fahrt dort hin?“, fragte Lüppi die beiden, obwohl
das klar war, da sonst niemand mehr da war. Beide nickten, Heike bekam die
Adresse und wenige Minuten später waren auch die zwei weg. Lüppi ließ sich ab dem Zeitpunkt den Stapel von Jasmin
zeigen, wo sie glaubte Anhaltspunkte für Korruption bei dem beurlaubten
Kriminalhauptkommissar Adams gefunden zu haben. Mittwoch, 13.00 Uhr Heike und Gördi waren seit einigen Minuten an der alten
Fabrik eingetroffen. Es war ein zweigeschossiges Backstein Gebäude mit einem
hohen gemauerten Schornstein. Das angrenzende ehemalige Bürogebäude, was wie
ein Wohnhaus aussah, bestand aus Bruchstein. Es hatte einen Anbau und war
dadurch mit dem Fabrikgebäude verbunden. In der Ecke des Bürogebäudes und dem
Anbau zum Fabrikgebäude lag in blauer Kleidung der aufgefundene Tote. Als die
beiden eintrafen war der Passant, der den Toten gefunden hatte, noch vor Ort
und sprach mit den beiden Streifenkollegen. Er hatte einen Hund an der Leine.
Welche Rasse es war vermochten Heike und Gördi nicht zu sagen, da sie sich mit
Hunden und den Rassen überhaupt nicht auskannten. Beide waren sich aber soweit
einig, gesehen hatten sie die Hundeart schon mehrfach. Die beiden
Streifenkollegen kannten Heike und Gördi vom Sehen her, die Namen wussten sie
nicht. An Hand der Schulterstreifen sahen die beiden, der ältere der zwei war Polizeiobermeister. Nach dem gegenseitigen Grüßen
erfuhren sie, der jüngere hieß Dennis und der
ältere Walter, dieser bat den Passanten mit seinen
eigenen Worten zu erzählen, wie er den Toten gefunden hatte. „Ich bin wie immer mit meinem Django die übliche Runde am
Gehen gewesen und wie immer mal wieder wollten wir zwei hier über das alte
Gelände den Spaziergang abkürzen, um zur Ruhr zu kommen, als Django den Toten
da fand. Ich selbst hätte den gar nicht da liegen gesehen, ganz anders mein
guter Django“, sagte der Passant. „Verraten Sie uns bitte Ihren Namen“, bat Heike. „Ich heiße Klodt, Rudolf Klodt.“ „Den Namen Ihres Hundes haben Sie von den gleichnamigen
Italowestern, darf ich annehmen?“, erkundigte sich Gördi. „Ja, ganz genau. Für mich sind das die besten Western
überhaupt. Ich find zum Beispiel den Schauspieler Franco Nero so toll, wie er
den Django da spielt und ihm zu Ehren habe ich dann meinen treuen Begleiter den
Namen gegeben.“ „Die Personalien habt ihr von Herrn Klodt aufgenommen?“,
erkundigte sich Gördi. „Nein, noch nicht. Wollten wir gerade“, sagte einer der zwei
Streifenkollegen, es war der jüngere von ihnen. „Er hat geblutet und Bissspuren in der Hose hat er auch“,
stellte Heike fest. „Von einem Hund?“, erkundigte er sich bei ihr. „Ich würde davon ausgehen, die sind von Django“, antwortete
Heike. „Hat Ihr Django an dem Toten herumgezerrt?“, fragte Gördi
mit lauter Stimme. „Er wollte dem armen Kerl nur helfen. Kann sein das er ihn
etwas bewegt hat…, hat dem Verblichenen aber nicht weh getan…, er ist ja schon
tot“, antwortete Herr Klodt mit gleicher lauter
Stimme zurück. „Wissen Sie wem das Gelände gehört?“, wollte Gördi wissen. „Nee, keine Ahnung, ist aber schon lange verlassen hier.“ „Wie lang ungefähr?“ „20 Jahre vielleicht“, schätzte Herr Klodt. „Passt nicht“, sagte Heike. „Schau dir mal die vier blauen
Kunststoff-Behälter an der Wand dort drüben an. Die sehen doch nicht so aus als
wenn die seit 20 Jahren hier stehen würden.“ „Die Propan-Gasflasche auch nicht“, bestätigte Gördi ihr. „Und der obere Teil des Regenfallrohres an der Hallenecke
dort drüben sieht auch recht neu aus“, warf Heike noch hinterher und zeigte auf
die entsprechende Ecke. „Stimmt, sieht nicht nach 20 Jahren aus.“ – Eigentlich sieht er so aus als wenn er schlafen würde. – „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte auch mal ein ganz harter Kerl sein“, antwortete
er genauso leise zurück. „Soso…, musst du aber nicht, ich habe dich auch so lieb.“ „Danke, ich dich auch.“ „Und was sagst du hierzu?“, fragte sie und zeigte auf den
Toten. „Wenn wir eine Kamera mit hätten, würde ich sagen, wir
machen ein paar Bilder und drehen ihn mal rum“, war seine Antwort. „Und so, wo wir nun keine hier haben, was tun wir jetzt?“ „Warten wir, bis die KTU kommt.“ „Echt jetzt?“, fragte sie nach. „Lüppi würde jetzt sagen…“, sagte er und grinste seine Heike
an. „Jo, wir warten.“ „Na, wenn der Zweite ‚Erster Kriminalhauptkommissar‘ das
sagt, dann ist das so“, entgegnete sie. Mittwoch, 13.30 Uhr Lüppi saß noch immer mit Jasmin zusammen vor dem Stapel. Er
schaute sich die herausgefundenen Akten ganz genau an. Was nichts damit zu tun
hatte, dass er ihr nicht vertraute, nein, das war es nicht. Er wollte nur
sicherstellen, dass auf gar keinen Fall dem korrupten Kriminalhauptkommissar
Adams eine mögliche Ausrede übrigblieb, mit der er sich entlasten konnte oder
das Disziplinarverfahren nicht
eingeleitet werden konnte. Jasmin schien mit der sehr genauen Kontrolle
überhaupt kein Problem zu haben. Sie saß dabei und schaute zufrieden zu. Als
ihm auch die letzte Akte von ihr gereicht worden war, er auch diese
durchgesehen hatte, schaute er sie an und fragte. „Weißt du warum ich mir die Akten so genau angesehen habe?“ „Ich glaube ja. Du wolltest sicherstellen, dass ich nicht
etwas übersehen habe, was der Kollege Adams zu seiner Verteidigung angeben
könnte.“ „Ganz genau.“ „Vier Augen sehen immer mehr als zwei, sagte meine Oma
immer“, erwiderte sie. „Dann ist deine Oma eine sehr weise Frau.“ „Das sagt mein Opa auch immer und die weltbeste Köchin, sagt
er.“ „Na, dann musss man sich bei dir ja keine Gedanken um die
Verpflegung machen“, antwortete er und nahm den Telefonhörer in die Hand. „Bäumler“, meldete sich Lothar. „Ich bin es“, sagte Lüppi und erkundigte sich. „Ja, willst du hochkommen?“ „Es wäre gut, wenn du runterkommen könntest. Frau Ambrose
hat alles gegen Kollege Adams zusammengetragen.“ „Ist das, was sie gefunden hat, für ein Disziplinarverfahren ausreichend?“,
wollte der Kriminaldirektor wissen. „Auf jeden Fall, meines Erachtens reicht das zusätzlich
sogar für ein Strafverfahren.“ „Oh…, so schlimm
hatte ich mir das jetzt nicht vorgestellt“, gestand er. „Er hat
Strafvereitelung begangen und sich dafür in Naturalien bezahlen lassen, in Form
von Liebesdiensten im Club ‚Tabledance Universum‘.“ „Der Laden gehört doch dem Herrn Naleppa, nicht wahr?“ „Ganz genau.“ „Gut, ich komme…, bis gleich.“ Mittwoch, 14.05 Uhr Die ersten Dachteile waren per Kran bereits aus der Halle
gehoben worden. Der Blick auf die gefundene Person wurde frei. Wie schon zu
Anfang vermutet, war die Person bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Auch für die
Fachleute war es nicht zu erkennen, ob es sich dabei um eine Frau oder einen
Mann handelte. Vorsichtig wurde die verbrannte Person von Horst´s Leuten
geborgen. Ein sehr eigentümlicher Geruch war zu vernehmen, der allen in die
Nasen stieg. – Es ist nur eine Filmscene und das ist kein Mensch, sondern
nur eine Filmrequisite. – dachte sie. „Sag mal, Petra“, sprach Meik sie an. „Stört dich der Geruch
nicht?“ „Doch, der ist sehr unangenehm, aber wir sind ja nicht hier,
um uns wohl zu fühlen“, antwortete sie selbstbewusst und gab einen Satz von
Lüppi wieder. „Der Spruch hätte auch von Lüppi kommen können“, warf Moris,
einer der Mitarbeiter von Horst Vollmer, ein. „Hallo, ich bin Petra. Ich bin von der Kripo.“ „Hallo Petra, ich bin der Stephan“, stellte sich der eine
vor. „Und ich der Dirk“, sagte der andere. „Ihr kennt euch mit Motorrädern aus?“, erkundigte sie sich. „Ja, wir fahren selbst welche“, antwortete Stephan. „Und was fahrt ihr?“ „Ich habe eine alte K75.“ „Das ist eine BMW, nicht wahr?“, fragte Petra nach. „Du kennst dich etwas aus?“, entgegnete Stephan statt ja zu
sagen. „Nicht wirklich. Ich weiß nur, die K75 wurde Jahre lang auch
von der Polizei benutzt.“ „Das stimmt. Meine ist ein ehemaliges Polizeimotorrad.“ „Oh…, das ist ja interessant“, sagte sie und schaute zu
Dirk. „Ich habe eine Kawa GPZ 550“, antwortete der Gefragte. „Kawa steht für Kawasaki, richtig?“ „Stimmt genau.“ „Könnt ihr erkennen, was das alles für Motoräder sind oder
besser gesagt, waren?“, erkundigte sie sich. „Ja, können wir“, antwortete Dirk und Stephan ergänzte. „Ich hatte in Berlin auch ein Moped gehabt.“ „Du meinst mit Moped ein Krad?“, erkundigte sich Stephan und
meinte selbst ein Motorrad damit. „Welche?“, wollte Dirk erfahren und wartete erst gar nicht
auf eine Antwort von ihm. „Eine BMW, eine K 1100 LT von
´92“, antwortete Meik und Anke schaute erstaunt, da sie davon noch gar nichts
gewusst hatte. „Hoppela! Das Teil ist aber nicht gerade günstig“, ließ
Stephan von sich hören. „Stimmt, hat richtig Zaster gekostet.“ „Was heißt denn hatte, was ist denn mit dem Hobel
passiert?“, fragte Dirk. „Musste ich abgeben, war durch meinen Einsatz zu gefährlich
für mich. Da war ich schon traurig drüber. Hat ein Arzt
im Ruhrstand gekauft. Der war glücklich, dass er das Moped in so einem
guten Zustand bekam“, informierte Meik. „Wieviel PS hat die und was schafft die so?“, wollte Stephan
erfahren. „100 PS aus knapp 1100 ccm mit 210 Spitze.“ „Petra“, sprach er sie an, als sie bei ihm angekommen war.
„Ich schicke Moris und einen Kollegen nach Steele. Heike und Gördi sind bei
einem Leichenfund und benötigen unsere Unterstützung.“ „In Ordnung“, antwortete sie und dachte sich nichts dabei,
die üblichen Worte von Lüppi zu verwenden. – Was wird das denn jetzt hier? Wieso wird Petra darüber
informiert, sie ist doch nur Kommissarin und nicht Oberkommissarin wie ich? –
dachte Anke sich. „Im Übrigen haben die Kollegen von der Feuerwehr und wir
Hinweise auf die Brandursache gefunden“, sagte Horst weiter und bat. „Komm mal
bitte mit.“ „Herr Vollmer, können Sie mir mal bitte verraten warum Sie
nur Petra den Ausgangspunkt des Brandes erklären und nicht auch Herrn Wortmann
und mir? Nichts gegen Petra, aber sie ist noch nicht einmal ein Jahr bei uns
und nur Kommissarin. Sollten Sie nicht eher Herrn Wortmann und mir die
Brandursache erläutern?“ Falls Sie sich nun anfangen zu wundern und sich nun fragen
warum Anke den Kollegen Horst siezte, dann möchte ich Ihnen mitteilen, ja, es
ist richtig, dass Polizisten sich untereinander duzen, auch wenn sie sich nicht
kennen und noch nie zuvor gesehen haben. Höhergestellte Beamte werden aber
durchaus gesiezt. Das Anke ihn nun auch siezte hatte damit zu tun, sie hatte
mit ihrer Kollegin Silke die Jahre zuvor durch den Bereich Umweltdelikte nur
sehr wenig mit ihm direkt zu tun. „Frau Winter“, sprach er sie mit leicht erhobener Stimme an.
„Ihre Frage kann ich Ihnen beantworten.“ „Na, das wäre doch schon mal schön“, erwiderte sie. „Im Gegensatz zu Ihnen und Herrn Wortmann zeigt Petra sofort
Interesse und stellt Fragen. Sie scheut sich auch nicht sich die Opfer genauer
anzusehen, im Gegensatz zu Ihnen. Sie grüßt auch wenn sie zu einem Tatort
dazukommt, auch im Gegensatz zu Ihnen, die ja nicht die Zähne vor die Schnüss
bekommt. Hinzu kommt noch, Petra ist auch wenn sie noch nicht so lange dabei
ist, schon jetzt deutlich weiter als Sie beide zusammen. Ich bin davon
überzeugt, Sie wäre schon jetzt in der Lage den Fall hier alleine zu lösen. Von
Ihnen glaube ich das noch lange nicht und Ihr Kollege da drüben“, sagte Horst
und zeigte mit dem Finger auf Meik. „Unterhält sich weiterhin lieber mit zwei
anderen Motorradfahrern, als sich mal für diese Anhaltspunkte des Brandes zu
interessieren. Und wer sich bis jetzt gefragt hat, warum unser Lüppi neue Mitarbeiter einer Art Test unterzieht, der
kann es an Ihnen beiden sehr schön sehen und nachvollziehen. So… und jetzt
denken Sie mal darüber nach.“ Anke und Petra waren über seine Ansprache sichtlich
überrascht. Das Anke dies nicht passte sah man ihr an. Sie war im Begriff etwas
darauf antworten zu wollen, als Horst noch ergänzte. „Ruhe jetzt, Frau Winter, für so einen Kindergarten haben
wir hier keine Zeit.“ „Horst“, sagte Moris. „Wir zwei sind dann nach Steele.“ „Woran erkennt ihr das?“, fragte Petra. „Der Tank sieht anders aus als bei den anderen verbrannten
Motorrädern. Die Hitzeentwicklung war sehr groß in dem Tank. Man kann davon
ausgehen, der Tankdeckel war nicht verschlossen und jemand hat einen langen
Stofffetzen in den Tank gehängt. Entweder war noch Benzin im Tank oder es wurde
extra nachgefüllt.“ „Sie sagten, es sind drei Motorräder gewesen“, hörten beide
von hinten Anke sagen. „Welche sind die andern beiden?“ „Petra, was sagst du…, welches sind die anderen?“, gab Horst
die Frage weiter. „Mmh…, mal sehen…“, sagte sie und schaute sich um. „Exzellent, du bist wirklich gut und lernst schnell. Es
macht richtig Spaß, dir etwas zu erklären“, reagierte er. Mittwoch,
14.15 Uhr Während Lothar sich alle Anhaltspunkte hatte zeigen lassen,
was schon eine längere Zeit in Anspruch genommen hatte, war inzwischen, der von
Lothar dazu gebetene, Oberstaatsanwalt Marcel Pohlmeier dazugestoßen. „Was sagst du dazu?“ wollte Lothar von Marcel wissen. „Wenn der Polizeipräsident
das Disziplinarverfahren gegen den Kollegen Adams einleitet, fangen wir an und
schauen, ob das was er getan hat auch strafrechtlich relevant ist“, antwortete
Marcel. „Wovon du jetzt
aber schon ausgehst…“, vermutete Lüppi. „Ja, ist richtig,
davon gehe ich aus. Die Anhaltspunkte sind eindeutig.“ „Darf ich was
fragen?“, erkundigte sich Jasmin in Richtung des Kriminaldirektors. „Aber natürlich
dürfen Sie fragen“, war die Antwort. „Was glauben Sie, wie wird der Polizeipräsident auf die Anhaltspunkte reagieren und was passiert,
wenn er einem Disziplinarverfahren zustimmt?“, fragte sie. „Er wird von der
Verwaltung die Abteilung ZA 12 beauftragen, zu überprüfen, ob ein Fehlverhalten
vorliegt. Die Abteilung ZA 12 bestimmt eine Person als Vorermittlungsführer.
Diese Person leitet dann die Vorermittlungen. Er stellt ein Team aus dieser
Behörde zusammen und fängt an zu ermitteln. Wird dabei festgestellt, das
Verhalten von Herrn Adams ist strafrechtlich relevant, wird ein
Disziplinarermittler ernannt, der ein Disziplinarverfahren einleitet und die
Staatsanwaltschaft wird informiert. Ist die Staatsanwaltschaft auf den ersten
Blick der Auffassung, ja das könnte Strafrechtlich relevant sein, wird das
Disziplinarverfahren ruhend gestellt und der Staatsanwaltschaft übergeben. Herr
Pohlmeier und seine Kollegen entscheiden dann über die Einleitung eines
Strafverfahrens.“ „Und wenn es ein
Strafverfahren gibt, wie geht es dann weiter?“ „Wird ein
Strafverfahren durch die Staatsanwaltschaft eingeleitet, wird der Ausgang des
Verfahrens abgewartet und „Gut, dann warte
ich mal bis sich der Vorermittlungsführer bei uns meldet“, sagte Marcel. „Jasmin, eine
Bitte an dich“, bat Lüppi. „In Eckerhard´s
Büro?“ „Ja, in das…, na,
du weißt schon…, in mein Zweitbüro.“ „Der Richter Dr.
Feldbinder hat den Termin auf morgen 13 Uhr verschoben. Sein Termin davor hat
länger gedauert als gedacht“, teilte Marcel mit und beide gingen. Mittwoch,
15.05 Uhr Als Moris und sein Kollege von der KTU auf dem alten
Industriegelände nahe der Ruhr ankamen, war außer den beiden Streifenkollegen
niemand zu sehen. Beide zogen sich ihre Schutzkleidung über und sprachen kurz
mit ihnen. „Wir dachten, die Kollegen von der KK11 wären noch da“,
sagte Moris Kollege Sven. „Gördi scheint auch noch hier zu sein“, machte er aufmerksam
und zeigte mit dem Finger auf den Ford Sierra
Kombi. „Die zwei sind in die Fabrik gegangen. Die Seitentür war
nicht abgeschlossen und beide wollten mal sehen, was da so los ist“, klärte
Dennis, der jüngere Streifenbeamte, auf. „Vielleicht geht einer von uns beiden mal nach ihnen sehen“,
sagte Walter, der ältere Streifenbeamte und sah zu seinem jüngeren Kollegen
Dennis, der aber keine Reaktion zeigte. Walter betrat ebenfalls die alte Fabrik über den
Seiteneingang. Die Tür knarrte beim Öffnen und Schließen. Vor ihm lag ein
langer Gang mit ein paar Türen auf der rechten Seite. Die ersten drei waren
scheinbar zu, zumindest sah er von dort keinen Lichtschein. Ganz hinten schien
eine Tür offen zu sein, da von dort Licht in den Gang fiel. Langsamen Schrittes
schritt er den Gang entlang. An der ersten Tür angekommen drückte er die Klinke
hinab. „Da seid ihr ja“, sagte Walter zu den beiden. „Ach, du bist das“, sagte Heike zu ihm. „Habt ihr auch gerade den dumpfen Schlag gehört?“,
erkundigte sich Walter. „Das war ich“, sagte Gördi und zeigte auf den Boden. „Was war das hier?“, fragte Walter und schaute sich weiter
um, dabei fielen ihm alte Werkbänke auf, die auf der anderen Seite des Raumes
an den Fenstern standen. „Wir haben auch keinen blassen Schimmer“, antwortete sie. „Die drei hier hinten könnten Drehbänke sein“, vermutete
Gördi. „Hier liegen Holzkisten mit verrosteten Schrauben“,
informierte Walter. „Mein Gott, sind die groß.“ „Große Schrauben?“, fragte Gördi und sagte. „Dann sind das
hier vielleicht die Muttern dazu. Die sind bestimmt M30.“ Mittwoch, 15.15 Uhr Horst war noch immer mit seinen Kollegen beschäftigt
möglichst alle Spuren zu sichern, wo nicht das Feuer gewütet hatte. Dies war im
Büro zum Teil der Fall. Aber auch die seitlichen Außenwände mit ein paar
Gegenständen waren verschont geblieben. Petra sah zu dem Zeitpunkt nun keine
Möglichkeit mehr noch weitere Details über den Tathergang zu erfahren. „Ich glaube, wir können fahren. Hier gibt es nichts mehr für
uns zu tun.“ „Sehe ich auch so“, erwiderte Anke und beide schauten zu
Meik, der noch immer mit den beiden Feuerwehrmännern zusammenstand. „Ich gehe ihn mal holen“, sagte Anke und wollte losgehen als
ein lauter Ruf zu hören war. „Wir rücken ab!“ „Sollen wir nicht auch fahren, wir haben hier doch nichts
mehr zu tun?“ „Ich sag Horst Bescheid“, teilte Petra mit und ging zu ihm. Mittwoch, 15.30 Uhr Während Lüppi noch immer an seinem Schreibtisch saß kam
Jasmin wieder ins Büro und wollte wissen, ob sie sich nun an ihren Schreibtisch
setzen und der Kollegin Silke im Bereich Umweltdelikte helfen solle. „Ja, bitte, tu das und lass dir alles von ihr erklären. Ich
weiß, sie ist da etwas verschlossen und kommt mit Info´s ab und zu nicht so
rüber. Bleib da dran und frag nach“, war seine Antwort. – Ich habe keine Lust mehr auf diese verdammten Akten. –
dachte er sich und überlegte. „Hotel Rhein-Residenz, guten Tag, Sie sprechen mit Frau
Abelen.“ „Frau Abelen, Lüpke hier. Da habe ich ja direkt die richtige
Dame am Apparat.“ „Herr Lüpke, was kann ich für Sie tun. Sie haben noch ein
paar Fragen an mich?“ „Nur eine einzige“, sagte er und hörte auf zu reden, um
wenig später fortzufahren. „Meine Frau und ich möchten am kommenden Wochenende
von Freitag-Nachmittag bis Sonntag-Mittag gerne zu Ihnen ins Hotel kommen.
Haben Sie ein schönes Zimmer frei?“ „Sie möchten mit Ihrer Frau kommen, sagen sie? Heißt das
dann, Sie haben den besagten Werner geschnappt?“ „Ja, haben wir. Er sitzt bereits in Untersuchungshaft.“ „Einen Augenblick mal bitte“, sagte sie und er hörte wie sie
blätterte, um wenig später zu sagen. „Sehr schön, dann nehme ich das. Was kostet das denn?“ „Darf ich fragen, für wen der dritte Sitzplatz ist?“ „Ja, dürfen Sie. Der ist für Sie, Frau Abelen.“ „Hallo
Lüppi, was ist passiert?“, fragte sie. „Nichts,
alles in Ordnung. Ich wollte nur mal nach dir bzw. euch sehen“, antwortete er. „Ach, das
ist aber lieb von dir.“ „Ja,
ich kann auch ‚lieb‘,
wenn ich will.“ „Das weiß ich. Was führt dich sonst zu uns?“ „Wie läuft es ohne den Kollegen Adams?“ „Sehr gut, keiner vermisst ihn.“ „Jasmin hat einiges gefunden und unser Kriminaldirektor
spricht nun mit dem Polizeipräsidenten
wegen eines Disziplinarverfahrens“, teilte Lüppi ihr mit. „Macht ihr das
jetzt wirklich?“, fragte sie erstaunt nach. „Hast du gedacht
wir lassen das unter den Tisch fallen?“, stellte er die Gegenfrage. „Nein…, du
nicht…, aber bei unserem Herrn Bäumler war ich mir nicht sicher.“ „Der denkt
genauso wie ich.“ „Und wieso ist
dann die ganzen Jahre nichts passiert?“ „Was glaubst du
denn…, woran das lag…?“ „Jetzt sag
nicht…, an Eckerhard, unserem Herrn Schuster?“ „Na, Klasse!“ „Was machen wir
denn jetzt mit dem Fall Beck?“ „Bis jetzt kein
Ergebnis?“, fragte Ulrike zurück. „Nein, nichts.
Der Sohn bleibt verschwunden. Keine Spur! Alle Nachfragen bei den vom Vater
angegebenen Kontakten haben nichts ergeben.“ „Dann informiere
den Vater…, wie hieß der noch mal?“ „Wolfgang Beck.“ „Dann mach das
und lege die Akte zu den Langzeit-Vermissten“, bat Ulrike den Kollegen, der
daraufhin wieder ging. „Aber natürlich, das ist doch selbstverständlich.“ Zu Ihrer Information, INPOL ist ein beim
Bundeskriminalamt, kurz BKA, geführtes polizeiliches Informationssystem. Dies
wurde in den 1970er Jahren für die polizeiliche Zusammenarbeit zwischen dem
Bund und den Ländern als zentrales Information-System eingerichtet. Mittwoch,
15.55 Uhr Als die drei, Heike, Gördi und der Streifenkollege Walter,
wieder aus dem Gebäude kamen war Moris und sein Kollege Sven von der KTU mit
der Spurensicherung so gut wie fertig. Ein Beerdigungsunternehmen zur
Überführung der Leiche in die Rechtsmedizin war auch schon informiert worden
und man wartete nun nur noch darauf. Während Heike sich den Toten ansah, der
nun auf dem Rücken lag, erkundigte sich Gördi. „Habt ihr herausgefunden, wer der Tote ist?“ „Ja, der Tote heißt mit Nachnamen Beck“, antwortete Moris. – Er muss anscheinend mal – „Sehe ich das richtig, er ist erstochen worden?“, fragte
Heike nach. „Das siehst du ganz richtig. Drei Stiche, einer mitten ins
Herz“, war die Antwort. „Habt ihr irgendwelche interessanten Spuren gefunden?“,
fragte Gördi weiter. „Im Grunde genommen nicht. Wir haben zwar außen und auch im
Gang des Gebäudes Spuren gesichert, diese müssen wir aber erst auswerten. Dann
können wir mehr sagen.“ „Dann war es das hier erst einmal.“ „Was ist mit Schlüsseln? Habt ihr Schlüssel für eine der
drei Türen bei ihm gefunden?“, fragte Heike. „Einen Schlüsselbund hatte er bei sich, wozu die gehören,
wissen wir noch nicht“, antwortete der Kollege von Moris. „Dann schaut mal bitte, ob einer davon zu den Türen hier in
der alten Fabrik passt“, bat Gördi. „Sven, machst du das dann bitte?“ „Es passt keiner“, war die knappe Antwort von Sven. „Dann stellt sich jetzt noch mehr die Frage, was machte der
Herr Beck hier und warum ist er erstochen worden?“, fragte Heike. „Das werdet ihr schon herausfinden, da bin ich mir ganz
sicher“, sagte Moris. „Ich habe mal durch die verdreckten Fenster in die
abgeschlossenen Räume geschaut. Man kann die erste Tür durch die vordersten
Fenster sehen. Im ersten und größten Raum, wo sich auch das doppelflügelige Tor
befindet, stehen Motorräder drin. Im nächsten Raum befindet sich eine alte
Schmiede. Das sieht dort aus, wie vor einhundert Jahren.“ „Motorräder, schon wieder?“, fragte Moris und Sven meinte. „Das wollte ich auch gerade sagen.“ „Wieso schon wieder?“ fragten Heike und Gördi gleichzeitig. „In der ausgebrannten Halle in Stoppenberg haben auch
Motoräder gestanden“, antwortete Moris. Mittwoch, 16.30 Uhr Bernardo
Carbone und Michele Alessandro Mascali saßen auf der Hotel-Terrasse als Giacomo mit dem
Maserati Quattroporte angefahren kam. Sie winkten ihm zu. Er sah sie und grüßte
mit erhobener Hand zurück. „Giacomo, hat der Richter was Interessantes gefunden?“ „Ja, hat er. Einige sind für unsere Vorhaben durchaus
geeignet“, antwortete dieser und übergab Bernardo den Stapel. Er nahm ihn
entgegen und legte die Kopien auf den Tisch. Bernardo blätterte sie einmal
durch, wobei Michele ihm dabei von der gegenüberliegenden Tischseite zusah. Als
er damit fertig war meinte er. „Da sind aber auch ein paar dabei, da können wir gar nichts
mitanfangen. Die sind viel zu dünn und zu schlank, da passt nichts rein.“ „Mathis hat in Bochum auch einen Fall, wo das Wasser von ‚Ruhrquell Mineralwasser‘ vergiftet war“, informierte Petra.
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